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Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Titel: Das Gegenteil von Schokolade - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirijam Muentefering
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verschränkt die Arme vor der Brust. »Dann wird ihr vielleicht irgendetwas nicht gefallen haben.«
    »Kann sein.«
    Ich denke, wir wissen beide, wovon wir reden.
    »Das tut mir Leid«, fährt sie unerwartet fort. Wenn ich mit etwas jetzt nicht gerechnet habe, dann mit einer Entschuldigung. »Das wollte ich ganz sicher nicht bezwecken mit meiner spontanen … Begrüßung.«
    Ich lache auf, aber es klingt nicht fröhlich. Eher im Gegenteil.
    »Wollen wir einen Moment rausgehen?«, schlägt Emma vor.
    Ich folge ihr langsam zur Tür. Vorn in der Garderobe bleibt sie stehen.
    »Hier reicht es eigentlich auch.« Sie lächelt müde. »Draußen ist es bestimmt zu kalt, um auch nur einen gescheiten Satz zu Stande zu bekommen.«
    »Tja, das kann wohl sein.«
    Aber offenbar hängt das Zustandebringen von Sätzen nicht nur mit der Temperatur zusammen, denn wir schweigen beide ziemlich lange.
    »Das muss ja wirklich verrückt für dich sein«, beginnt sie schließlich und nimmt meine Hand. Ich halte ihre fest. Ihre Finger sind kalt, und ich möchte sie gern wärmen. »Vor einem Jahr hast du noch nicht im Traum daran gedacht, mal etwas mit einer Frau anzufangen, und plötzlich sind es jetzt gleich zwei, die sich um dich bemühen.«
    »Ach, im Traum habe ich schon öfter mal daran gedacht.« Ich grinse schief, und Emma lacht höflich.
    »Im Ernst«, sagt sie. »Kommst du damit klar?«
    »Ich bin noch nicht sicher«, antworte ich verhalten. »Ich glaube, ich bin ziemlich durcheinander momentan. Ich weiß kaum, wo mir der Kopf steht, geschweige denn das Herz, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Sie lächelt. »Ich schätze, ich versteh sehr gut, was du meinst. Mir ging es ja auch eine Weile so. Ich habe schließlich ja Klarheit gewonnen, aber ironischerweise erst, als die Konkurrenz schon ziemlich nah rangerückt war.«
    »Ja, das ist fast schon tragisch«, versuche ich einen – offen gesagt – wirklich schrägen Witz. »Meine Freundinnen werden wohl demnächst Wetten abschließen, wie ich mich entscheide.«
    Darüber lachen können wir aber beide nicht. Ganz sicher nicht.
    »Ich glaube, du hast dich schon entschieden«, murmelt Emma leise. Ihre Stimme klingt so traurig.
    »Ach«, krächze ich, weil ich das gar nicht gut ertragen kann, sie so zu sehen, und weil es mir beinahe Angst macht, dass sie Recht haben könnte. »Ich glaube, sie könnte mir gar kein Zuhause sein. Weißt du noch, wie du geschrieben hast, dass ich vielleicht gar nicht so sehr einen Menschen brauche, der zu mir gehört, als vielmehr ein Zuhause?«
    Emma wendet den Blick ab, aber ich habe doch die Tränen in ihren Augen gesehen. Eine hing schon an ihren langen Wimpern.
    »Natürlich erinnere ich mich«, sagt sie. »Aber dein Zuhause, Frauke, das kannst du dir nur selbst geben, niemand anderes.«
    Das ist wie ein Schock, als sie das sagt.
    Weil es einen Kern in mir trifft, der schon lange wehtut. Und weil es dennoch so vieles möglich werden lässt, was vorher doch unmöglich schien.
    Wenn nur ich selbst mir mein Zuhause geben kann, wenn ich keinen anderen Menschen dazu brauche, dann … ja, dann?
    »Ich werd dann mal gehen, Frauke-Loulou«, verabschiedet Emma sich, beugt sich vor und gibt mir einen sanften Kuss auf den Mund. Unsere Lippen berühren sich schon nicht mehr, als ich es begreife. »Hab noch einen schönen Abend.«
    »Ja«, sage ich und lege meine Hand an ihren Arm. Silbermondauge. »Du auch. Ich meld mich.«
    »Sicher«, sagt sie und geht. Ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Sie ist wirklich eine tolle Frau.
    Ich würde mich auch ganz sicher nicht mit ihr vergleichen. So wie Katja es tun würde, meine ich. Ich würde sie bewundern für das, was sie ist. Und wie sie ist. Aber manchmal laufen Dinge wohl doch anders, als man zunächst glaubt.
    Ich sehe zurück in den Partyraum. Michelin und Angela halten einander an der Hand, während sie sich gegenseitig Käsehäppchen in die Münder schieben. Und da ist mein lieber Lothar, der seine Sandra im Arm hält und strahlt, als hätte er ganz allein ein Königreich erobert.
    Die Liebe ist so etwas Sonderbares. Dass sie uns im Stich lässt, wenn wir sie am meisten brauchen. Und wenn wir meinen, nicht mehr an sie zu glauben, dann kehrt sie heim ins Herz, als wäre sie nie fortgewesen. Sie, mit den meisten Gesichtern, die ich kenne.
    Ich nehme mir still meine Jacke von der Garderobe und gehe hinaus.
    Die Nachtluft ist eiskalt und klar. Tief sauge ich sie in meine vom Zigarettenqualm geplagten Lungen.
    Ich

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