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Das geheime Bild

Das geheime Bild

Titel: Das geheime Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliza Graham
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Spielfelder und gute Manieren. Aber natürlich war meine Mutter nicht da. Sie war in den Sommerferien gestorben. Ich blinzelte mehrmals und zwang mich, mein Augenmerk auf die Schüler der Abschlussklasse zu richten: einen Jungen und ein Mädchen, beide golden im weichen Licht. Die Mütter schielten auf den Jungen. Sie fragten sich vermutlich, ob ihre eigenen Söhne irgendwann auch diese Grazie, diese katzenhafte Geschmeidigkeit entwickelten, wenn sie sie nach Letchford schickten. Die Väter gaben sich alle Mühe, nicht die schlanke Primanerin mit ihrer Haarmähne und den langen goldbraunen Beinen anzu gaffen. Vielleicht sollten wir darauf bestehen, dass die Mädchen an Tagen der offenen Tür Trainingshosen trugen.
    Sie kamen jetzt alle ins Haus, die Absätze der Mütter klapperten über die Steinstufen in die Eingangshalle mit dem Marmorfußboden und den weißen Stuckwänden – ungewöhnlich in diesem elisabethanischen Herrenhaus mit seinen eichenvertäfelten Räumen. Die Gruppe würde vor dem berühmten Letchford-Wandgemälde haltmachen. Alle wollten unbedingt dieses Wandgemälde mit der Schlossherrin in ihrer Robe sehen, die vor dem von Bäumen eingefriedeten Haus stand. Normalerweise hätte an dieser Stelle meine Mutter Susan ihren kurzen Kommentar abgegeben und erklärt, dass der Künstler mit dem Schuldirektor identisch war. Wenn man sie bedrängte, hätte sie auch zugegeben, das Modell für diese gelassen wirkende Frau gewesen zu sein, die aussah, als sei sie der Zeit Edwards entsprungen. Darauf wäre gemeinhin gemurmelter Beifall gefolgt.
    Normalerweise hätte Dad zu diesem Zeitpunkt bereits eine Entschuldigung dafür gefunden, sich rasch aus der Ein gangshalle zu entfernen, vielleicht mit der gebrummelten Erklärung, er müsse sich darum kümmern, dass Kaffee und Kekse in seinem Arbeitszimmer oben bereitstanden. Heute müsste er selbst über das Wandgemälde sprechen. Was er nu r widerwillig tat und deshalb das Gespräch lieber auf das frühere Schicksal der Wand während des Zweiten Weltkriegs lenkte, als man die Armee hier einquartiert hatte.
    »Die Soldaten überzogen die Wand mit Graffiti und anzüglichen Schmierereien«, würde er der Gruppe erzählen. »Sie hängten eine Dartscheibe auf. Die Wand war weiß über tüncht, als sie abzogen, aber die Worte waren immer noch sichtbar. Und die Bilder.« Gelächter von der Gruppe. »Deshalb das Wandgemälde.«
    An diesem Nachmittag sollte ich Englischaufsätze korrigieren. Sie waren gar nicht schlecht. Das Schultrimester hatte gerade erst begonnen, also würde ich den Neulingen die vergessenen Auslassungszeichen und ihre Verwechslungen beim Gebrauch von they’re, their und there nachsehen. Ich umkreiste falsche Buchstaben, schrieb Kommentare und atmete die nach Earl Grey riechende Luft ein. An einem Nachmittag wie diesem war es mir möglich, daran zu glauben, dass ich mit meinem Leben klarkommen konnte. Ein neues Schuljahr. Die Schule roch nach neuen Lederschuhen, jungfräulichen Heften und frisch gestrichenen Wänden.
    Jemand klopfte an die Tür des Lehrerzimmers. Ich war versucht, das Klopfen zu überhören. Ich wollte hier auf diesem sonnigen Fensterplatz mit dem Blick auf das Gelände und die Downs verweilen. Da nur Schüler zu klopfen pflegten, konnte die Unterbrechung vermutlich nur bedeuten, dass in einer Klasse jemand erkrankt war oder sich danebenbenommen hatte. Oder dass ein Lehrer Hilfe bei einem störrischen technischen Gerät benötigte. Ich verließ meinen gepolsterten Fenstersitz und ging über den Holzboden, um die Tür zu öffnen. Vor mir stand ein Mädchen aus der dritten Klasse. »Oh, Sie sind ja doch da, Mrs. Cordingley. Mr. Radcliffe braucht in seinem Klassenzimmer sofort jemanden vom Lehrkörper. Bitte kommen Sie.«
    In den weit geöffneten Augen des Mädchens stand helle Aufregung geschrieben. Ein disziplinarisches Problem? Nein. Simon hätte auch ein Klassenzimmer voller Schimpansen in den Griff bekommen. Mit einem Seufzer verabschiedete ich mich von meiner unterbrochenen Einsamkeit. Als wir den Flur zur Treppe überquerten, sah ich durchs Fenster den bauchigen grauen Umriss einer Globemaster-Maschine, die vom RAF -Stützpunkt Brize Norton abhob. Meine Muskeln verhärteten sich. Hoffentlich hatte das Mädchen es nicht bemerkt.
    Vor dem Unterrichtsraum für Geschichte standen die Drittklässler in Grüppchen beisammen, plauderten und lachten, die Augen aufgeweckt wie Elstern.
    »Es ist eine Leiche«, sagte einer der Jungs. »Hast du

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