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Das geheime Verlangen der Sophie M.

Das geheime Verlangen der Sophie M.

Titel: Das geheime Verlangen der Sophie M. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Morgan
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gekommen, allerdings aus Erleichterung darüber, dass diese Irre mit ihren Backzutaten endlich weg war und er seine Ruhe hatte mit nächtlichen Benzinkäufern und Bekifften mit Fressattacken.
    Am nächsten Morgen wachte ich auf dem Boden im Wohnzimmer auf, ich war eingeschlafen, während ich gewartet hatte, bis die zweite Schüssel Teig im Kühlschrank kalt geworden war.
    Es ist schon schlimm genug, mit einem Kater aufzuwachen, nachdem man den Laufpass bekommen hat  – wenn es denn so war; ich war mir allerdings nicht ganz sicher, da der Mann, mit dem ich eine Beziehung hatte, nun ja, fast, in Gefühlsdingen ein richtiges Arschloch war. Noch schlimmer aber ist es, in einem Glutofen aufzuwachen, denn der Backofen war die ganze Nacht über an und die Küche in chaotischem Zustand. Mehl auf dem Boden, Butter an den Schränken von meinem überschwänglichen Einfetten der Bleche. Jede Schüssel, jeder Kochlöffel, den ich besaß, schien benutzt und achtlos weggelegt worden zu sein. Es sah aus wie nach einem Einbruch, einem Einbruch von Konditoren. In Verbindung mit einem Rotweinkater, mit Schlafmangel und Teig im Haar, wie ich feststellte. Als ich meinen mitleiderregenden Körper unter die Dusche schleppte, fühlte ich mich grauenvoll.
    Ich ging zur Arbeit, war aber nicht bei der Sache. Die Kekse halfen allerdings, die hämischen Kommentare meiner Kollegen über meine geistigen Absenzen in Grenzen zu halten. Ich versuchte,
nicht an James zu denken. Aber daran zu denken, nicht an James zu denken, zählte wohl nicht so richtig.
     
    In den folgenden Wochen erging es meinen Kollegen, Freunden und meiner Familie durch meinen Liebeskummer gut. Ich backte endlose Keksvarianten und ging erst zu Biskuittorte über, als unser Redaktionsassistent die Sorge äußerte, die viele Butter könne sich negativ auf seinen Cholesterinspiegel auswirken. Ich machte Möhrenkuchen, Teegebäck, Cookies, und während ich die Eier verquirlte, den Teig knetete und wartete, bis alles fertig war, ging ich jeden einzelnen Punkt meiner Beziehung mit James durch, alles Perverse und nicht so Perverse. Es brachte mich zum Weinen, und es machte mich nass, vor allen Dingen aber machte es mich wütend. Ich konnte nicht entscheiden, ob alles, was zwischen uns gewesen war, auf der Lüge gründete, dass er an mir genauso interessiert war wie ich an ihm, ob es ihm mit mir einfach langweilig geworden war oder ob ich ihn mit irgendetwas in die Flucht geschlagen hatte oder oder oder … Wie ich es auch drehte und wendete, er hatte etwas weggeworfen, das, zumindest aus meiner Sicht, etwas ganz Besonderes war. Er hatte mich weggeworfen. Es klingt pathetisch, aber so fühlte ich mich auch  – ich hatte alles verloren, und mir war zum Heulen zu Mute. James hatte sich noch immer nicht gemeldet, und aus dickköpfigem Stolz, gepaart mit Scham, hörte auch ich auf, zu simsen und zu mailen. Ich wusste, dass er am Leben war und dass es ihm gut ging, und darüber hinaus wusste ich vor allem, dass er nicht mit mir reden wollte. Und so wollte auch ich nicht mit ihm reden. Lieber würde ich mich selbst ficken, als ihm zu zeigen, wie sehr er mich verletzte.
    Ich war gerade dabei, Käse für ein Blech mit Drei-Käse-Scones zu reiben, als Thomas anrief und fragte, wie es mir gehe.
Ich sagte, gut, denn es ödete mich an, jemandem die lächerliche Tiefe meiner Gefühle erklären zu wollen. Mir fiel vor Schreck das Messer aus der Hand  – ich schnitt Stücke von einem Laib Wensleydale  –, als er sagte: »Red doch keinen Blödsinn! Dir geht es überhaupt nicht gut.«
    Ich wusste kurz nicht, was ich sagen sollte, so viel Wut und Enttäuschung lagen in seiner Stimme. Ich wollte schon wieder meine Standardantwort geben und sagen, dass alles bestens sei, dann aber ließ ich es sein, denn wir beide wussten, dass es gelogen war.
    »Du hast genug Trübsal geblasen. Mehr als genug. Es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht und er so ein verdammter Arsch ist  – aber jetzt ist Schluss mit dem Geheul und Schluss mit dieser Scheißbackerei. Charlotte und ich kommen übers Wochenende zu dir. Wir bringen DVDs und Wein mit und gehen essen  – und zwar definitiv nichts Selbstgebackenes. Keine Widerrede! Ich bringe das Paddel mit, und wenn du weiter den Kopf hängen lässt, werde ich es auch benutzen.«
    Zum ersten Mal seit Wochen lächelte ich wieder ganz spontan. Wir wussten beide, dass er nicht vorhatte, etwas Derartiges zu tun. Unsere sexuelle Beziehung hatte sich

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