Das geheime Verlangen der Sophie M.
Schlagen aufzuhören, wenn ich ihn anflehte und sagte, ich könne nicht mehr, machte er trotzdem weiter, und ich hasste ihn. Er umklammerte mein Kinn, drehte mein Gesicht zu sich, ich starrte ihn hasserfüllt an, und er fragte, ob ich mich an mein Safeword erinnere. Mit zusammengebissenen Zähnen sagte ich Ja, und während ich gegen diesen sturen Stolz und dieses Wettbewerbsdenken ankämpfte, das mich zum Schweigen brachte, musste ich ihn bitten, wieder anzufangen, bevor er es auch tatsächlich tat. Er schlug mich so lange mit dem Rohrstock, bis ich vor Schmerz keine Luft mehr bekam, bis ich sicher war, dass ich blutete, und wenn er dann spürte, dass ich nicht mehr konnte, schob er gelassen seinen Finger in meinen Schlitz. Ich kam bei seiner so zärtlichen Berührung. Danach war ich gesättigt und auch verwirrt: Wie konnten Stockschläge zu einem so heftigen Orgasmus führen? Er lächelte mich an, beugte sich zu mir, küsste mich sanft und sagte, ich müsse betraft werden, weil ich ohne Erlaubnis gekommen sei …
Als er fertig war, band er mich wie ein Tier ans Fußende des Bettes, Hände auf dem Rücken gefesselt, und ließ mich in einen erschöpften Schlaf fallen. Da lag ich unelegant zusammengerollt, während ich im Schlaf versuchte, irgendeine Körperstelle zu finden, auf die ich mich legen konnte, ohne dass es schmerzte.
Es mag merkwürdig klingen, dass eine solche Grausamkeit und Demütigung so etwas bewirken konnte, aber am Ende unseres Wochenendes wusste ich, dass ich diesen verrückten, klugen, zärtlichen Mann liebte, der sich darüber aufregte, wenn Menschen Tiere quälten, dem es aber Freude machte, mir so schreckliche Dinge anzutun. Er hatte die Teile von mir erspürt, die ich nicht einmal hätte benennen können, und hatte sie dazu
gebracht, faszinierende, läuternde Dinge zu tun und auszuhalten. Diese Intensität raubte mir den Atem. Offenbar hatte mich noch nie jemand so gut erkannt wie James, niemand verstand mein Wesen, meine Persönlichkeit besser als er.
16. KAPITEL
Was geschieht nach der intensivsten sexuellen Erfahrung eines ganzen Lebens, nach all dem, was einen noch Tage danach Schmerzen empfinden lässt und sich psychisch und physisch weiter auswirkt?
Man könnte meinen, die Antwort müsse »nichts« lauten.
Als wir uns verabschiedeten, war James still, aber nicht stiller als sonst, wenn das Wochenende vorüber war, wir uns trennten und die Arbeit wieder begann. Zumindest dachte ich das damals, als ich mich streckte, um ihn zu küssen, und mich an seiner liebevollen Umarmung freute, bevor wir getrennter Wege gingen.
Zu Hause angekommen, simste ich ihm wie immer. Ich bekam keine Antwort, dachte mir aber, dass es schon spät war und er eingeschlafen sei, damit er in der Frühe wieder fit wäre. Doch auch am nächsten Morgen hörte ich nichts, ich hörte den ganzen Tag nichts von ihm. Seltsam. Wir waren seit Monaten immer mehrmals am Tag in Kontakt gewesen, und bei seinem Schweigen machte ich mir automatisch Sorgen, dass etwas passiert sei. Ich simste ihm noch einmal, fragte, ob alles in Ordnung sei. Nichts. Dann schickte ich ihm ein Mail an seine Privat- und an seine Büroadresse mit einem Link zu einer Nachrichtenmeldung, die ihn interessieren könnte. Ich wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass ich klammerte, aber ich wollte eine Antwort.
Nichts.
Drei Tage lang stand ich total neben mir. Meine SMS und
eine eher gezwungen beiläufige Nachricht auf seiner Mailbox blieben unbeantwortet. Ich ging meiner Arbeit nach, lebte meinen Alltag, ging auf den Geburtstagsumtrunk eines Freundes, doch währenddessen hatte ich immer nur James im Kopf. Ging es ihm gut? Warum meldete er sich nicht? Am Morgen des vierten Tages hielt ich es nicht mehr aus. Ich rief in seinem Büro an. Ich nannte meinen Namen nicht, und es war mir egal, ob ich klang wie eine verrückte Stalkerin. Die Sekretärin war sehr hilfsbereit, ja, er sei hier, sie habe ihn gesehen, er sitze am Schreibtisch, telefoniere aber auf einer anderen Leitung. Sollte sie ihm etwas von mir ausrichten oder mir seine Mailadresse geben?
Ich sagte ihr, dass ich seine Adresse hätte, und beendete höflich das Gespräch.
Ich war sauer, ich war stinksauer. Ich war ganz von der Rolle. Das sah ihm gar nicht ähnlich, und ich wusste wirklich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich wusste, es wäre eine komplette Zeitverschwendung, ihn zu erreichen zu versuchen, wenn er bei der Arbeit war, also überlegte ich den ganzen Tag über, was ich gegen
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