Das geheime Verlangen der Sophie M.
hatte Angst, er würde eingreifen, und war nicht ganz sicher, wie ich reagieren würde, wenn er mir mit dieser »Du unterwirfst dich mir, wenn du dich ihr unterwirfst«-Schiene kommen würde. Aber er schien vor allen Dingen amüsiert zu sein und begierig darauf zu sehen, wie es sich weiterentwickelte.
Langsam und zielgerichtet kam Charlotte näher. Und schlug mich ins Gesicht. Hart. Es brannte, ich spürte, wie ich vor Scham und Wut über diesen Affront rot wurde – nicht nur dort, wo sie mich geschlagen hatte, sondern im ganzen Gesicht und am Hals. Kurz überlegte ich, ob ich zurückschlagen sollte, aber noch bevor der Same des Gedankens aufging, packte sie ein Haarbüschel, riss mich herum und küsste mich.
Ich hatte mich lange gefragt, wie es wäre, Charlotte zu küssen, aber das hier hätte ich nie gedacht. Sie schmeckte nach Pfefferminze und roch nach Blumen, ihre Lippen waren so weich, wie ich es mir ausgemalt hatte, aber durch ihre Hand in meinem Haar und die Art und Weise, wie sie mich küsste, wimmerte ich leise, als sie die Kontrolle über den Kuss – und über mich – übernahm. Ihre Zunge stieß in mich hinein, sie knabberte mit den Zähnen an meinen Lippen, zog mich an den Haaren, zwang mir ihren Willen auf, bis ich unter ihr gefügig war.
Sie löste sich, und der Bann war gebrochen. Ich muss sie angeglotzt haben, mein Mund war geschwollen von ihren Küssen und ihren Bissen. Als sie ihre Hand wieder nach meinem Gesicht ausstreckte, wäre ich fast zusammengezuckt und gab meine Nervosität preis. Aber ich musste nichts fürchten – statt mich wieder zu schlagen, streichelte sie zärtlich mein Gesicht.
»Wir werden sehen, ja?«
In diesem Moment hatte ich keine Ahnung, was sie damit meinte. Meine Gedanken rasten wegen dieser faszinierenden
Frau, die ich womöglich unterschätzt hatte, wie mir langsam aufging.
Während sie mir übers Haar strich, hatte ihre Stimme eine andere Färbung angenommen. Es war keine Dom-Stimme wie bei Thomas, auch keine Domina-Stimme, sondern sie war fest und sicher. Sie zweifelte nicht daran, dass ich mich unterwerfen würde, egal was sie tat, und das machte mich unsicher. Was hatten die beiden in den Wochen besprochen, in denen Tom auch mich immer gefragt hatte, ob der Gedanke an Charlottes Brüste mich feucht machte?
»Wir haben über dich geredet, Sophie. Darüber, wie stur du sein kannst, wie ungehorsam.«
Wusst’ ich’s doch!
»Weißt du, Sophie, ich werde nicht zulassen, dass du mir nicht gehorchst. Ich glaube, tief in deinem Inneren willst du mir gehorchen. Und ich werde jetzt dafür sorgen, dass das auch so ist.«
Ich schloss kurz die Augen, damit sie nicht sah, wie ich sie verdrehte.
»Wir haben darüber gesprochen, was zu tun ist, wenn du nicht gehorchst.«
Ich starrte geradeaus, nun wieder mit offenen Augen, und versuchte, mich ein bisschen zu entspannen. Ich ging nicht davon aus, dass sie meine emotionalen Grenzen so leicht sprengen könnte, und hatte nicht vor, mich ködern zu lassen.
»Also, was macht Thomas, wenn du etwas tust, das du nicht tun sollst?«
Unweigerlich wurde ich rot. Ich wusste, welche Antwort nun von mir erwartet wurde, und war etwas besorgt bei der Vorstellung, ihr nicht zu gehorchen. Aber selbst unter den besten Bedingungen hasste ich es, dies laut zuzugeben. Wie sollte ich es einfach so zu ihr sagen? Das zweifache Unterwerfen – nicht nur
ihr, sondern auch dem Teil von mir, der dies wollte und brauchte und geil wird von der Erniedrigung – blieb mir im Halse stecken.
Als ich versuchte, Ordnung in meine Gedanken zu bekommen, schlug sie mich wieder. Am Rand meines Gesichtsfelds sah ich, dass Thomas näher kam, um meine Reaktionen besser verfolgen zu können.
»Antworte! Was geschieht dann?«
Ich räusperte mich und fragte mich, warum dies so demütigend für mich war. Ich tat mein Bestes, um meinen Tonfall dahingehend zu dämpfen, dass er meine Gefühle nicht verriet.
»Er bestraft mich.«
Ihre Hand drehte sich in meinem Haar – ein bedrohliches Ziehen. »Ich habe es nicht gehört.« Verdammt. Thomas hatte ihr die besten Maßnahmen verraten! Diese Frau war gefährlich. Ein Teil von mir verabscheute sie, der andere Teil wurde von Minute zu Minute erregter.
Lauter sagte ich: »Er bestraft mich.«
»Schon besser. Wie bestraft er dich?«
Ich wurde noch wütender – sie wusste doch, wie er mich bestrafte, denn er hatte es ihr gesagt und bestimmt auch damit geprahlt, wozu er mich treiben konnte, was
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