Das Geheimlabor
Albtraumwelt von Mord und Verschwörung hineinziehen. Das ließ sie nicht zu! Sie stand auf und wollte weggehen, aber seine Stimme ließ sie erneut stocken.
„Cathy, denken Sie darüber nach. Warum wurde Ihre Freundin Sarah ermordet? Weil jemand glaubte, Sarah wäre Sie. Die Leute werden mittlerweile erkannt haben, dass sie die Falsche umgebracht haben, werden wiederkommen und ihren Fehler ausgleichen. Nur für den Fall, dass Sie etwas wissen oder Beweise haben ...“
„Das ist verrückt!“ rief sie und hielt sich die Ohren zu. „Niemand wird ...“
„Es ist schon passiert!“ Er holte einen Zeitungsausschnitt aus seiner Hemdtasche. „Auf meinem Weg hierher bin ich an einem Zeitungsstand vorbeigekommen. Das war auf der Titelseite.“ Er reichte ihr den Ausschnitt.
Verwirrt betrachtete sie das Foto einer mittelalterlichen Frau, einer völligen Fremden. „Frau in San Francisco vor ihrem Haus erschossen“, lautete die Schlagzeile.
„Das hat nichts mit mir zu tun“, sagte sie.
„Sehen Sie sich den Namen an.“
Cathys Blick glitt zu dem dritten Absatz, in dem das Opfer beschrieben wurde.
Ihr Name war Catherine Weaver.
Der Zeitungsausschnitt entglitt ihren zitternden Fingern und flatterte zu Boden.
„Es gibt drei Catherine Weavers im Telefonbuch von San Francisco“, sagte er. „Diese Frau wurde heute Morgen um neun Uhrerschossen. Ich weiß nicht, was mit der zweiten passiert ist. Sie könnte bereits tot sein. Womit Sie die Nächste auf der Liste wären. Der Mörder hatte genug Zeit, um Sie aufzuspüren.“
„Ich war nicht in der Stadt ... bin erst vor einer Stunde zurückgekommen ...“
„Was erklärt, weshalb Sie noch leben. Vielleicht war der Mörder schon einmal früher hier. Vielleicht hat er beschlossen, zuerst die beiden anderen Frauen zu suchen.“
Sie fing an sich zu bewegen. „Ich muss packen ...“
„Nein, verschwinden wir bloß von hier!“
Sie nickte, drehte sich um, wollte blindlings zur Tür, stockte auf halbem Weg.
„Wo ist sie?“
Sie lief zurück, vorbei an dem Fenster mit den zugezogenen Vorhängen. „Ich glaube, ich habe sie bei der ...“
Ihre Worte wurden von der Explosion berstenden Glases abgeschnitten. Nur die geschlossenen Vorhänge verhinderten, dass sich die Scherben in ihre Haut bohrten. Cathy warf sich aus reinem Instinkt zu Boden, gerade als der zweite Schuss fiel. Im nächsten Moment lag Victor Holland auf ihr und deckte sie mit seinem Körper, als die dritte Kugel in die hintere Wand einschlug und Holz und Verputz nach allen Seiten spritzten.
Sekundenlang war Cathy von Entsetzen und dem Gewicht von Victors Körper auf ihr bewegungsunfähig. Dann wurde sie von Panik gepackt. Sie kam frei und wollte aus dem Apartment fliehen.
„Unten bleiben!“ fauchte Victor.
„Die wollen uns umbringen!“
„Machen Sie es ihnen nicht leicht!“ Er zerrte sie wieder auf den Boden. „Wir kommen schon raus, aber nicht durch die Vordertür.
Wie ... wo ist Ihre Feuerleiter?“
„Schlafzimmerfenster.“
„Führt sie auf das Dach?“
„Ich weiß nicht ... ich glaube ja ...“
„Dann nichts wie hin.“
Auf Händen und Knien krochen sie durch den Korridor in Cathys dunkles Schlafzimmer. Unter dem Fenster verharrten sie und lauschten. Draußen in der Dunkelheit gab es keinen Laut. Dann klirrte unten im Hausflur zerbrechendes Glas.
„Er ist im Gebäude!“ zischte Victor und riss das Fenster auf. „Raus, raus!“
Cathy brauchte nicht gedrängt zu werden. Ihre Hände zitterten, als sie hinauskletterte und sich auf die Feuerleiter sinken ließ. Victor war direkt hinter ihr.
„Nach oben“, flüsterte er. „Auf das Dach.“
Und was dann, fragte sie sich, während sie die Leiter zum zweiten Stock hinaufkletterte, vorbei an Mrs. Changs Wohnung. Mrs. Chang war in dieser Woche nicht in der Stadt, weil sie ihren Sohn in New Jersey besuchte. Das Apartment war dunkel, die Fenster fest verschlossen. Da kam niemand hinein.
„Weiter!“ Victor stieß sie vorwärts.
Nur noch ein paar Sprossen.
Endlich zog sie sich über die Kante auf das asphaltierte Dach. Eine Sekunde später ließ Victor sich neben sie sinken. Topfpflanzen raschelten in der Dunkelheit. Das war Mrs. Changs Dachgarten, eine duftende Mischung von chinesischen Kräutern und Gemüsen.
Gemeinsam suchten Victor und Cathy sich ihren Weg zwischen den Pflanzen hindurch, kletterten auf das nächste Dach und liefen zu der anderen Seite, wo ein Meter leerer Raum sie von dem folgenden Gebäude trennte. Cathy
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