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Das Geheimlabor

Das Geheimlabor

Titel: Das Geheimlabor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerritsen Tess
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stockte nicht und dachte nicht an die Gefahren des Sprungs, sondern schnellte sich einfach über den Abgrund und rannte weiter.
    Auf dem Dach des vierten Gebäudes blieb Cathy endlich stehen und blickte über die Kante auf die Straße unter ihnen. Ende der Strecke. Plötzlich wurde ihr bewusst, was für ein tiefer Fall es biszum Grund war. Die Feuerleiter wirkte so stabil wie Kinderspielzeug.
    Sie schluckte. „Wahrscheinlich ist das kein guter Zeitpunkt, um Ihnen das zu sagen, aber ...“
    „Um mir was zu sagen?“
    „Ich leide unter Höhenangst.“
    Er kletterte über die Kante. „Dann sehen Sie nicht nach unten.“
    Richtig, dachte sie und glitt auf die Feuerleiter. Nicht nach unten sehen. Ihre Hände waren nass vor Schweiß. Sie fürchtete, ihre Finger würden die Sprossen nicht halten können. Von einem Anfall von Höhenangst gepackt, erstarrte sie und klammerte sich verzweifelt an dieses hauchdünne Stahlskelett.
    „Nicht stehen bleiben!“ flüsterte Victor hektisch zu ihr herauf. „Weiter!“
    Sie bewegte sich noch immer nicht und presste ihr Gesicht gegen die Sprosse, sodass sie die raue Kante in ihre Haut beißen fühlte.
    „Alles in Ordnung, Cathy“, drängte er. „Kommen Sie weiter!“
    Der Schmerz überwog und blockte das Schwindelgefühl und sogar die Angst ab. Als sie die Augen wieder öffnete, hatte die Welt sich stabilisiert. Mit weichen Knien stieg sie die Leiter hinunter und machte auf dem Absatz im zweiten Stock eine Pause, um ihre verschwitzten Hände an ihrer Jeans abzuwischen. Sie kletterte zum Absatz im ersten Stock. Es waren noch immer fast fünf Meter bis zum Boden. Schon hakte sie die Verlängerungsleiter aus und wollte sie nach unten schieben, erzeugte dabei jedoch ein solches Kreischen, dass Victor sie sofort stoppte.
    „Zu laut. Wir müssen springen.“
    „Aber ...“
    Zu ihrer Verblüffung kletterte er über das Geländer und ließ sich zu Boden fallen. „Kommen Sie!“ zischte er von unten herauf. „Es ist nicht so tief. Ich fange Sie auf.“
    Mit einem gemurmelten Gebet ließ sie sich über die Seite gleitenund wurde tatsächlich von ihm aufgefangen. Aber er hielt sie nur eine Sekunde fest. Die Schussverletzung hatte seine Schulter zu sehr geschwächt. Gemeinsam taumelten sie zu Boden. Cathy landete auf Victor, ihre Beine über seinen Hüften gespreizt, ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt. Sie sahen einander so benommen an, dass sie kaum atmen konnten.
    Über ihnen glitt ein Fenster auf, und jemand schrie: „Hey, ihr Herumtreiber! Verschwindet, sonst rufe ich die Cops!“
    Cathy rollte sofort von Victor herunter und prallte gegen einen Mülleimer. Der Deckel fiel herunter und knallte auf den Bürgersteig.
    „So viel zu einer Rast“, brummte Victor und raffte sich auf. „Vorwärts!“
    Sie hetzten die Straße entlang, bogen in eine Seitenstraße und rannten weiter. Erst fünf Kreuzungen später hielten sie endlich an, um wieder zu Atem zu kommen. Sie blickten zurück.
    Die Straße war verlassen.
    Sie befanden sich in Sicherheit!
    Nicholas Savitch stand neben dem ordentlich gemachten Bett und betrachtete den Raum. Es war jeder Zoll das Zimmer einer Frau, von den schlichten, aber eleganten Kleidern bis hin zum Schminktisch.
    Im Wohnzimmer fand er einen Zeitungsausschnitt auf dem Boden. Nicholas Savitch hob ihn auf und betrachtete den Artikel. Das war nun interessant. Der Tod von Catherine Weaver war Catherine Weaver nicht entgangen.
    Er steckte den Artikel ein. Dann sah er die Handtasche auf dem Fußboden neben der zerschmetterten Fensterscheibe.
    Bingo!
    Er leerte den Inhalt auf den Tisch. Brieftasche, Scheckbuch, Kugelschreiber, Münzen und ... ein Adressbuch. Er öffnete es bei B und fand den Namen, den er suchte: Sarah Boylan.
    Das war also die Catherine Weaver, die er suchte. Ein Jammer,dass er seine Zeit damit verschwendet hatte, die beiden anderen aufzuspüren.
    Er blätterte das Adressbuch durch und fand etwa ein halbes Dutzend Eintragungen in San Francisco. Die Frau mochte schlau genug sein, dass sie ihm diesmal entkommen war, aber sich weiterhin zu verbergen, war schon eine schwierigere Sache. Und dieses kleine Buch mit den Namen von Freunden und Verwandten und Kollegen konnte ihn direkt zu der Frau führen.
    Irgendwo in der Ferne heulte eine Polizeisirene.
    Es war Zeit zu verschwinden.
    Savitch nahm das Adressbuch und die Brieftasche der Frau an sich und ging zur Tür hinaus. Im Freien erzeugte sein Atem Nebelwolken in der kalten Luft, während

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