Das Geheimlabor
daran.“
Sie sahen einander an und akzeptierten stumm, dass die Trennung sein musste. Er drückte einen Kuss auf ihren Mund. Sie reagierte kaum, schien sich schon verabschiedet zu haben.
Im Hinausgehen warf er einen letzten Blick zurück. Einen Moment glaubte er, sie würde weinen. Dann hob sie den Kopf und begegnete seinem Blick. Was er in ihren Augen sah, waren keine Tränen. Es war etwas viel Bewegenderes, etwas Reines und Helles und Schönes.
Mut.
Im fahlen Licht der Morgendämmerung stand Savitch vor Jack Zuckermans Haus, betrachtete die Fenster, überlegte, in welchem Raum die Bewohner schliefen und ob Catherine Weaver unter ihnen war.
Er würde es bald herausfinden.
Er steckte das schwarze Adressbuch aus dem Apartment der Frau ein. Der Name C. Zuckerman und diese Adresse in Pacific Heights waren auf die Innenseite des Einbandes geschrieben worden. Dann war Zuckerman durchgestrichen und durch Weaver ersetzt worden. Sie war geschieden, schloss er. Unter Z hatte er eine Eintragung für einen Mann namens Jack mit mehreren Telefonnummern und Adressen gefunden, sowohl aus- als auch inländische. Ihr Exmann, wie er sich durch ein kurzes Gespräch mit einer anderen Person aus dem Buch überzeugt hatte. Informationen von Fremden zu erhalten, war einfach. Man brauchte nur autoritäres Auftreten und einen Ausweis als Cop. Genau diesen Ausweis wollte er jetzt benutzen.
Savitch überzeugte sich davon, dass sein Jackett das Schulterhalfter mit der Pistole verbarg. Dann überquerte er die Straße, betrat die Veranda und klingelte.
6. KAPITEL
C athy erwachte beim ersten Licht des Morgens und zog sich hastig an. Sie suchte gerade ein paar Sachen für Victor zusammen, als es klingelte.
Es war erst sieben Uhr, zu früh für Besucher und Lieferanten. Plötzlich flog ihre Tür auf. Sie drehte sich um, sah Victor vor sich, das Gesicht von Spannung gezeichnet.
„Was sollen wir tun?“ fragte sie.
„Mach dich fertig. Schnell!“
„Es gibt einen Hinterausgang ...“
„Dann los!“
Sie hasteten durch den Korridor und hatten fast die Treppe erreicht, als Jack in der Halle auftauchte und die Tür öffnete. Sofort riss Victor Cathy zurück in den Korridor.
„Ja“, hörte sie Jack sagen. „Ich bin Jack Zuckerman. Und wer sind Sie?“
Die Stimme des Besuchers war leise. Die Stimme eines Mannes.
„Tatsächlich?“ Panik schwang in Jacks Stimme mit. „FBI? Was will das FBI von meiner Exfrau, um alles in der Welt?“
Cathys Blick zuckte zu Victor. Sie las die hektische Botschaft in seinen Augen: Wo geht es hinaus?
Sie deutete auf das Schlafzimmer am Ende des Korridors. Er nickte. Gemeinsam schlichen sie auf Zehenspitzen den Teppich entlang, voll bewusst, dass ein falscher Schritt, ein lautes Knarren den Agenten an der Tür alarmieren könnte.
„Wo ist Ihr Durchsuchungsbefehl?“ hörten sie Jack fragen. „Hey, einen Moment! Sie können nicht einfach ohne richterlichen Befehl hier hereinplatzen!“
Keine Zeit, dachte Cathy und schlüpfte in das letzte Zimmer. Sie schlossen die Tür hinter sich.
„Das Fenster!“ flüsterte sie.
„Springen?“
„Nein.“ Sie schob das Fenster auf. „Da ist ein Spalier.“
Er blickte zweifelnd an den Glyzinienranken hinunter. „Wird uns das Spalier tragen?“
„Bestimmt!“ Sie schwang ein Bein über das Fensterbrett. „Ich habe einmal eine von Jacks Blondinen erwischt, wie sie daran hing. Und das war ein sehr großes Mädchen.“ Sie blickte zum Erdboden hinunter und verspürte eine Woge von Übelkeit, als die alte Höhenangst in ihr hochstieg. „Himmel“, stöhnte sie. „Warum müssen wir ständig aus Fenstern hängen?“
Irgendwo im Haus ertönte Jacks Wutschrei: „Sie können nicht da hinaufgehen! Sie haben mir noch nicht Ihren Durchsuchungsbefehl gezeigt!“
„Beweg dich!“ fauchte Victor.
Cathy senkte sich auf das Spalier. Zweige kratzten über ihr Gesicht, während sie hinunterkletterte. Einen Moment, nachdem sie in dem taufeuchten Gras gelandet war, ließ Victor sich neben sie fallen.
Sofort hetzten sie zu den Büschen und rollten sich hinter eine Azalee, als im ersten Stock ein Fenster aufglitt. Jacks Stimme beschwerte sich lautstark. „Ich kenne meine Rechte! Das ist eine illegale Durchsuchung!“ Das Fenster glitt zu.
Victor versetzte Cathy einen kleinen Stoß. „Zum Ende der Hecke! Von dort laufen wir los.“
Auf Händen und Knien kroch sie hinter den Azaleen entlang. Ihre durchnässte Jeans war eisig, ihre Handflächen waren zerkratzt und
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