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Das Geheimlabor

Das Geheimlabor

Titel: Das Geheimlabor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerritsen Tess
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„Nehme ich das Flugzeug, den Zug oder das Auto?“
    „Ollie wird dich zum Flughafen fahren. Ich habe ihn gebeten, dir ein Ticket unter seinem Namen zu kaufen – Mrs. Wozniak. Er muss dich an meiner Stelle begleiten. Wir halten es für sicherer, wenn ich nicht zum Flughafen komme.“
    „Natürlich.“
    „Damit kommst du nach Mexiko. Ollie gibt dir genug Geld, dass du eine Weile keine Sorgen hast. Genug, dass du von da unten überallhin weiterreisen kannst. Baja, Acapulco. Oder dass du einfach bei Jack bleibst, wenn du das für das beste hältst.“
    „Jack.“ Sie wandte sich ab, weil sie ihm ihre Tränen nicht zeigen wollte. „Genau.“
    „Cathy.“
    Sie fühlte seine Hand auf ihrer Schulter, doch sie drehte sich nicht um.
    Schritte kamen näher. „Bereit?“ fragte Ollie.
    Es entstand langes Schweigen. Dann nickte Victor. „Sie ist bereit.“
    „Äh ... hört mal“, murmelte Ollie, der plötzlich merkte, dass er zu einem schlechten Zeitpunkt aufgetaucht war. „Mein Wagen stehtdrüben bei dem Bootshaus. Wenn ihr wollt, kann ich ... äh ... dort warten ...“
    Cathy wischte heftig ihre Tränen weg. „Nein“, sagte sie entschlossen. „Ich komme.“
    Victor stand da und beobachtete sie. Sein Blick war von einem kalten, undurchdringlichen Nebel verschleiert.
    „Leb wohl, Victor“, sagte sie.
    Er antwortete nicht. Er sah sie nur weiterhin durch diesen schrecklichen Nebel an.
    „Wenn ich ... wenn ich dich nicht wiedersehe ...“ Sie stockte und kämpfte darum, genauso tapfer, genauso unverletzbar zu sein. „Pass auf dich auf“, endete sie. Dann drehte sie sich um und folgte Ollie den Weg entlang.
    Durch das Wagenfenster sah sie Victor, der noch immer auf dem Weg zum See stand, die Hände tief in die Taschen gesteckt, die Schultern gegen den Wind vorgezogen. Er winkte nicht zum Abschied. Er sah bloß zu, wie sie wegfuhren.
    Es war ein Bild, das sie für immer in sich tragen würde, dieser letzte verblassende Anblick des Mannes, den sie liebte. Des Mannes, der sie weggeschickt hatte.
    Als Ollie auf die Straße einbog, saß Cathy stumm und steif da, die Hände im Schoß zu Fäusten geballt. Der Schmerz in ihrer Kehle war so schrecklich, dass sie kaum atmen konnte. Jetzt war Victor hinter ihnen. Sie konnte ihn nicht sehen, aber sie wusste, dass er noch immer dort stand, unbeweglich wie die Eichen, die ihn umgaben. Ich liebe dich, dachte sie. Und ich werde dich nie wiedersehen.
    Sie drehte sich um. Er war jetzt eine ferne Gestalt, fast schon zwischen den Bäumen verschwunden. In einer Abschiedsgeste hob sie die Hand und berührte sanft das Fenster.
    Das Glas war kalt.
    „Ich muss am Labor halten“, sagte Ollie und bog auf den Parkplatzdes Krankenhauses. „Mir ist gerade eingefallen, dass ich das Scheckbuch in meinem Schreibtisch vergessen habe. Ich kann Ihnen ohne das Ding kein Flugticket kaufen.“
    Cathy nickte dumpf. Sie befand sich noch im Schockzustand und versuchte, die Tatsache zu akzeptieren, dass sie jetzt auf sich allein gestellt war. Dass Victor sie weggeschickt hatte.
    Ollie zog auf einen Platz, der mit RESERVIERT WOZNIAK gekennzeichnet war. „Es dauert nur einen Moment.“
    „Soll ich mitkommen?“
    „Warten Sie lieber im Wagen. Ich arbeite mit sehr neugierigen Leuten zusammen. Wenn die mich mit einer Frau sehen, wollen sie alles wissen.“ Er stieg aus und schloss die Tür. „Bin gleich wieder da.“
    Cathy sah ihm nach. Eine Minute verging. Ein Vogel schrie. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Erschöpfung packte sie so heftig, dass sie meinte, sich nie wieder bewegen zu können. Ein Strand, dachte sie sehnsüchtig. Warmer Sand. Wellen, die meine Füße umspülen ...
    Sie öffnete die Augen. Ein Gesicht starrte sie durch die Scheibe an.
    In Panik warf sie sich auf die Seite, um an den Knopf der Verriegelung heranzukommen. Bevor sie ihn drücken konnte, wurde die Tür aufgerissen. Eine Dienstmarke wurde ihr vor die Nase gehalten.
    „FBI!“ sagte der Mann im befehlenden Ton. „Bitte aussteigen!“
    Langsam kam Cathy aus dem Wagen und lehnte sich schwach gegen die Tür. Ollie, dachte sie, wo bist du? Wenn er auftauchte, musste sie quer über den Parkplatz in die Wälder fliehen. Sie bezweifelte, dass der Mann mit der Dienstmarke mithalten konnte. Seine Stummelbeine und dicke Körpermitte gehörten keinem Starathleten.
    „Denken Sie nicht einmal daran, Miss Weaver“, sagte der Mann.Er ergriff ihren Arm und schob sie zum Eingang des Krankenhauses. „Vorwärts, gehen Sie

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