Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks
das dir zuliebe gern tun, aber nicht dreimal, sondern maximal einmal täglich.« Oder: »Wenn es dir wichtig ist, täglich mit mir über deine körperlichen Beschwerden zu sprechen, dann kann ich dir gern eine halbe Stunde widmen, aber länger würde mich überfordern.« Oder: »Wenn du in nächster Zeit hier nichts zum gemeinsamen Leben beisteuern kannst, dann beende zumindest den rüden Ton und teile mir stattdessen täglich drei wertschätzende Rückmeldungen mit.« Oder: »Wenn ich mich jetzt um deine Jubiläumsvorbereitungen in der Abteilung kümmere, dann erlaube mir, das ich mein Engagement auf das kommende Wochenende beschränken darf. Danach muss ich wieder Luft haben für mich.«
Paare mit diesem »Leitstern«, bei dem wie oben beschrieben die Erhaltung eigener Autonomie besonders im Vordergrund steht, sind somit dazu herausgefordert, Verbindlichkeit und Bezogenheit gegenüber ihrem Partner zu entwickeln. Es geht darum, fürsorgliche Gesten zu zeigen, ohne dabei zu befürchten, dass sie vom anderen Partner ganz »vereinnahmt« oder gar
»verschlungen«
werden.
»Wenn so viel zusammenpasst, dann müssen wir uns doch lieben«
Solche Paare halten ihre Beziehung meist aufgrund von außerhalb der Partnerschaft liegenden Zwängen aufrecht, die von einem oder beiden als existenziell bedeutsam eingestuft werden. Das Paar lebt unter großem Kraftaufwand eine problematische Verbindung weiter und tabuisiert gegenüber der Umgebung bestehende Paarkrisen und Konflikte. Oft stand bei solchen Paaren viele Jahre lang die Pflicht im Vordergrund. Beide haben als Team gut funktioniert und viel erreicht. In der Lebensmitte, wenn die wirtschaftliche Situation sich dann konsolidiert hat, wird deutlich, dass die Liebe längst auf der Strecke geblieben ist. Der Versuch eines Neubeginns kommt meist zu spät. Da aber eine Trennung mit negativen Konsequenzen größeren Ausmaßes verbunden ist, wie zum Beispiel Einbußen im eigenen Geschäft, Verlust des guten Rufes mit negativen wirtschaftlichen Folgen oder gar gesellschaftlicher Ausgrenzung, wie es nicht selten in ländlichen Regionen der Fall ist, leben die beiden über lange Zeit eine Scheinbeziehung und leiden unter dem Doppelleben und der verloren gegangenen Liebe.
Die Geschichte
Herta und Rüdiger sind seit 20 Jahren verheiratet und haben zwei Kinder, Ralf und Frauke. Rüdiger hatte sich als Bauunternehmer im Laufe der Jahre eine kleine Firma aufgebaut.Herta hielt ihm all die Jahre den Rücken frei, versorgte den Haushalt und die Kinder. Ihren eigenen Beruf als Volkswirtin hatte sie, seit die Kinder da waren, deutlich eingeschränkt, sie war jedoch in der Firma von Rüdiger noch für einen Bereich der Finanzabteilung zuständig. Sie liebte ihren Mann, weil er ihr bei der Ablösung von ihrem konservativen Elternhaus geholfen hatte und ihr immer mit Optimismus und seiner positiven Lebenseinstellung Mut gemacht hatte. Er führte sie aus kleinbürgerlicher Enge in die weite Welt, reiste mit ihr durch Italien, besuchte interessante Ausstellungen und faszinierte sie immer wieder mit seinen neuen Plänen. So traute sie sich ein Studium zu, obwohl ihre Eltern für sie eine Lehre geplant hatten. Rüdiger wiederum wusste von Anfang an, dass auf Herta Verlass war und dass sie miteinander ein gutes Team werden würden. Ihre Familien kannten sich schon aus früheren Zeiten, denn sie wuchsen in der gleichen Gemeinde auf. So waren ihre Eltern damals sehr erfreut, als Herta und Rüdiger ihre Hochzeit ankündigten, auch wenn diese gern noch etwas gewartet hätten. Aber Herta war bereits schwanger und da sie ihre Eltern innerhalb ihrer katholisch geprägten Gemeinde nicht dem moralischen Urteil der anderen aussetzen wollte, willigte Rüdiger ein und sie heirateten.
Rüdiger arbeitete all die Jahre viel. Er hatte Spaß daran, Dinge zu bewegen, sich als kreativen Gestalter zu erleben, und wurde schließlich auch außerhalb seines Betriebes in der Politik aktiv. Die Kinder waren mittlerweile 16 und 18 Jahre alt und für Herta war es an der Zeit, sie gehen zu lassen und sich wieder mehr sich selbst und ihrer Beziehung zu widmen. Sie wollte endlich die Zeit mehr für sich und die Paarbeziehung mit Rüdiger nutzen, wollte mit ihm etwas teilen, was nicht mit Arbeit verbunden war. Sie sehnte sich danach, ihn als Mann und sich als Frau zu spüren.
Rüdiger war seit einigen Jahren im Gemeinderat seinerkleinen Stadt tätig und nun auch häufiger außerhalb seiner
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