Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks
von Anselm nicht zurecht und meldete sich einige Wochen nicht mehr bei ihm. Dann suchten sie Rat in einer Beratungsstelle.
Der gute Stern
Wertvoll an diesem Leitstern ist, dass jeder für seine Gefühle und Befindlichkeiten, Glück- und Unglückzustände selbst verantwortlich ist. Das hat etwas sehr Entlastendes. Anselm und Esther haben sich nicht durch gegenseitige hohe Erwartungen an die Beziehung überfordert und sich damit auch lange vor Enttäuschungen bewahrt. Sie teilten, was sie gut teilen konnten: gemeinsame Interessen wie Reisen, Workshops in verschiedenen Bereichen der alternativen Heilkunst, Tangotanzen und vor allem genussvolle Sexualität. Sie konnten geben, was sie dem anderen geben wollten, und nehmen, was sie vom anderen haben wollten, ohne eine Verpflichtung zu übernehmen, dies auch weiterhin erfüllen zu müssen. Ein ausgesprochen hoher Grad an Freiheit und emotionaler Autonomie konnte von beiden akzeptiert und dem anderen zugestanden werden. Damit hatten sie einen Garanten für maximalen Spaß und minimalen Frust. Die Beziehung diente beiden als Insel der Regeneration in einem schwierigen Findungsprozess nach persönlicher und beruflicherIdentität. Zugleich wirkten sie auf ihre Umgebung immer wie ein frisch verliebtes Paar, das mit Leichtigkeit durchs Leben ging und immer gute Stimmung verbreitete. Sie ernteten dafür von ihren Freunden viel Bewunderung und auch das bestärkte sie, diesen Leitsatz weiterzuverfolgen und an seine gute Wirkung für den Erhalt ihrer Liebe zu glauben.
Wenn der Stern vom Himmel fällt
Anders gekommen ist es deshalb, weil innerhalb der Beziehung von Anselm und Esther eine von beiden getragene Verantwortung für die Entstehung von Partnerschaftlichkeit fehlte. Es ist der Lauf des Lebens, dass es krisenhafte Übergänge, Abschiede oder Verluste gibt, die einen Partner betreffen können. Damit ist aber auch immer der andere Partner betroffen. So gesehen gibt es nicht wirklich Situationen, die ganz alleine einen der beiden Partner betreffen. Als Partner geht mich das Befinden des anderen auch etwas an. Auch wenn es in erster Linie Aufgabe des Betroffenen ist, das Problem zu lösen und dafür auch die Verantwortung zu tragen, nehme ich doch Anteil daran und bin begleitend mit dabei. Damit hätte Anselm Esther das Gefühl vermittelt, an ihrer Seite einen Partner zu haben, der ihr in der schweren Zeit, nachdem ihr Bruder verunglückt war, beisteht und sie nicht alleinlässt.
Dein Problem ist immer auch mein Problem!
Zuvor konnte Esther die Schwierigkeiten, die sie betrafen, weitgehend aus der Beziehung heraushalten, weil diese für sie noch keine solch existenzielle Bedeutung hatten. Und auch Anselm war es wichtig, dass ihre Liebe nicht von den ungelösten Schwierigkeiten seiner beruflichen Krise überschattetwurde. Als Esther aber nach dem dramatischen Ereignis so verändert war und nicht mehr der strahlenden und gut gelaunten, optimistischen Frau glich, die er kannte und liebte, fühlte er sich überfordert. Er hatte Angst, dass ihre unbeschwerte Paarbeziehung zu stark von Problemen belastet werden könnte, und wollte diese lediglich so schützen, wie sie es beide bisher immer getan hatten. Nämlich durch Heraushalten des Unangenehmen.
Damit aber ließ er Esther in einer existenziell wichtigen Phase im Stich und verweigerte ihr, ein verlässlicher Partner zu sein. Als sie ihm dies mitteilte und für ihre Kränkung erneut Mitgefühl und Verständnis erhoffte, wurde sie von Anselm auf sich zurückgeworfen. Mit dieser erneuten Kränkung kam Esther nicht zurecht und zog sich von Anselm, der ihr so wenig Partner sein konnte, zurück, um nicht weiterhin verletzt zu werden.
Wie unser Stern auch in Zukunft leuchten kann
Wenn es uns als Paar ähnlich ergeht, sollten wir mehr darauf achten, in existenziell wichtigen Lebenssituationen für das aktuell angesprochene Thema des anderen Interesse und Anteilnahme zu zeigen. Dies ist nicht zu verwechseln mit der Zuständigkeit für das Problem des anderen, denn zuständig und verantwortlich für die Integration dieses Ereignisses bleibt der andere selbst. Aber der nicht direkt betroffene Partner kann emotional Resonanz geben, ab und zu nachfragen, wie es dem anderen mit etwas Bestimmtem geht, und ihm einen Dialog anbieten. Er betrachtet das Problem als gemeinsam zu bewältigende Aufgabe, ohne es dem anderen aus der Hand zu nehmen. Es geht also meist gar nicht so sehr um Ratschläge und Lösungen, sondern um
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