Das Geheimnis Dauerhaften Gluecks
also genau das Gegenteil des Elternmodells, zu leben. Solche konträren Modelle sind jedoch lediglich zwei Seiten derselben Medaille, denn beide sind unfrei und basieren auf in Abhängigkeit gebliebenen Handlungsimpulsen. In solchen Fällen sind folgende Leitsätze möglich,um die Liebe zu erhalten: »Wir lieben uns, weil die anderen es wollen« (Kapitel 12) oder »Wir machen alles anders« (als unsere Eltern), wie in Kapitel 8 beschrieben.
Hinsichtlich Mutter und Vater ist es entscheidend, ob und wie diese für uns emotional präsent waren und ob es noch andere Personen gab, die diese Rollen gut kompensieren konnten, wie beispielsweise Großeltern, Stiefmutter oder -vater, Adoptiv- beziehungsweise Pflegeeltern, Onkel oder Tanten und andere.
Ich könnte an dieser Stelle einige Konstruktionen wagen, die ganz der Logik folgen: Wenn die Kindheit einer Person durch folgende Umstände geprägt wurde, dann wird sie ihre Liebesbeziehungen später in dieser oder jener Form gestalten, wobei sich dieser oder jener Leitsatz als innere Orientierung ausbildet. Auf solche Vereinfachungen möchte ich jedoch aufgrund der Vielfalt des menschlichen Lebens verzichten. So ist doch jeder Mensch einzigartig und in seiner Individualität zu achten. Es lassen sich deshalb in der Beziehungsgestaltung nur Tendenzen ableiten und es bedarf einer persönlichen Analyse der eigenen Handlungs- und Denkmuster, um der Besonderheit der einzelnen Person gerecht zu werden.
Wichtig ist, dass Leitideen meistens früh in der Biografie entstanden sind und dass es sich lohnt, nochmals in der eigenen Vergangenheit zu forschen und sich dafür zu interessieren, welche meiner Grundbedürfnisse unter- oder gar unversorgt geblieben sind. Es trägt zur Klärung bei, sich diese bewusst zu machen und den daraus entstandenen Leitsatz, nach welchem ich Partnerschaft gestalte, zu hinterfragen. Letztlich geht es nicht darum, das Geschehene und Erlebte der eigenen Kindheit sowie die daraus entstandenen Verhaltensmuster zu eliminieren, denn diese begleiten uns ein Leben lang, sondern vielmehr, in Kenntnis dieser unser bestehendes Verhaltensrepertoire zu erweitern und zu flexibilisieren, um freier und glücklicher zu werden.
Die richtige Balance finden
Nun bleibt beim interessierten Leser sicherlich die Frage offen, welchem Leitstern denn nun zu folgen das Beste ist, welches Paarszenario also der Idealform entspricht und ob dies dann auch dauerhaft die Liebe sichern kann.
Ich bin der Ansicht, dass alle Leitsterne, die in diesem Buch beschrieben wurden – und es gibt sicherlich noch weitere –, etwas Wertvolles für die dauerhafte Liebe in langjährigen Paarbeziehungen haben. Die beschriebenen Paare und alle, die ihnen ähnlich sind, verfolgen durchaus kluge Ideen, in denen unbewusst oder bewusst eine Menge an Weisheit steckt, und es ist alles in allem mit tiefem Respekt zu betrachten, wie jeder Einzelne sich einsetzt oder sogar darum ringt, die Liebe immer wieder lebendig zu halten.
Die Kunst besteht darin, dafür zu sorgen, dass sich keine Leitidee in eine zu starre Form hineinentwickelt oder dass sie nicht im Laufe der Zeit zu rigide und zu unflexibel verfolgt wird. Untersucht man die genannten Leitideen nach ihren Polaritäten, die darin verborgen sind, dann finden sich hier in Anlehnung an das Konzept von Hans Jellouschek folgende:
Autonomie – Bindung
Verantwortung selbst übernehmen – Verantwortung an den anderen delegieren
Geben – Nehmen (emotional und materiell)
Tiefe in der Begegnung – Leichtigkeit in der Begegnung
Zweisamkeit, starke Paargrenzen – mit anderen sein, durchlässige Paargrenzen
initiativ sein, führen – eher abwartend sein, sich anschließen
gemeinsam wirtschaften, Betonung von WIR – getrennte Rechnungen, Betonung von ICH und DU
sich den Erwartungen aus der Umwelt anpassen – sich an eigenen Bedürfnissen orientieren
Ich rate Paaren, darauf zu achten, dass das Pendel immer wieder von einem Pol zum anderen, also von der einen zur anderen Seite schwingt. Das bedeutet, dass in einer glücklichen Beziehung jeweils beide Pole wechselnd vorkommen. Und auch, dass die Verteilung der Rollen auf die Partner sich abwechselt. Wenn einer zum Beispiel dazu neigt, sich zu sehr zu kümmern, dann fixiert er damit gleichzeitig den anderen darauf, sich versorgen zu lassen, und umgekehrt. Es ist also ratsam, wenn jeder der beiden Partner lernt, sich in die jeweils
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