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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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kannst heute Nacht in mein Zimmer kommen und in den gelben Byzanthamum-Ort gucken. Aber erst heute Nacht. Und ich trage die Verantwortung.« Er sah sie an. »Du musst tun, was ich sage, auch wenn es dir nicht passt.«
    Jetzt musste Henrietta erst einmal nachdenken. »In Ordnung«, meinte sie.
    »Gut«, sagte Henry zufrieden. Er nahm ein paar ordentliche Schlucke und stellte das Glas heftig zurück auf den Tisch. »Mach die schwarze Pforte nie mehr auf!«
    Henrietta antwortete nicht.

NEUNTES KAPITEL
    H enry verbrachte den frühen Nachmittag damit, die Fächer, die noch keine Namen trugen, mit Papierschildchen zu versehen. Offenbar wäre Henrietta gern zu ihm in sein Zimmer gekommen, aber ebenso offenbar hatte sie Henry nicht um Erlaubnis bitten wollen. Was Henry betraf, so war er nicht in der richtigen Stimmung, eine weitere Einladung auszusprechen. Sie würde heute Nacht kommen und das war früh genug. Er hatte keine Ahnung, wo Henrietta war oder was sie machte. Und es kümmerte ihn auch nicht. Er hatte Großvaters Schlüssel in seiner Tasche, und das bedeutete, dass sie nichts weiter anstellen konnte. Sie wird wohl in ihrem Zimmer sein, dachte Henry. Und sie langweilt sich und ist sauer. Oder sie ist sauer und langweilt sich.
    Er hatte recht.
    Von Zeit zu Zeit schauderte Henry und rieb sich sein immer noch kaltes Handgelenk oder saugte an seinen
Fingerknöcheln. Sein Körper fühlte sich merkwürdig an. Er hatte noch nie einen so starken Adrenalinschub erlebt wie heute Vormittag. Und jetzt, nachdem alles vorüber war und nur eine kalte Erinnerung blieb, wurde das leise Schaudern zu einem Zittern, und seine Muskeln fühlten sich schlapp an.
    Schließlich stand Henry auf und schüttelte sich. Er hatte das Gefühl, dass er aus diesem kleinen Zimmer herausmusste. Heraus aus dem Haus und in die Sonne. Also stopfte er den Postfach-Schlüssel, Großvaters Schlüssel, das Notizbuch, die beiden verwirrenden Briefe und die Postkarte in eine Schublade, unter seine Socken. Er überlegte, ob er Henrietta sagen sollte, wo er hinging. Aber nachdem er auf der ersten Etage kurz gezögert hatte, ging er leise weiter. Sie konnte es sich sicher denken.
    Er ging in die Stadt, zu Zeke. Danach folgte er der Beschreibung von Zekes Mutter zu dem Feld, wo Zeke und seine Freunde spielten. Henry zögerte nicht lange und schloss sich ihnen an. Die Sonne schien ihm auf den Rücken und wärmte seinen Nacken. Das Zittern hatte aufgehört.
    Henry war nicht der schlechteste Schlagmann und auch nicht der schlechteste Feldspieler. Er spielte mit ein paar höchst durchschnittlichen Jungen. Die meisten waren zu faul, um ihre Sache gut zu machen. Und nur
ein paar bemühten sich auf der Base oder im Feld um eine ordentliche Technik. Zu diesen wenigen gehörte Zeke, aber auch er hatte sich längst an die Nachlässigkeit gewöhnt, die ihn umgab - die ständigen Schläge ins Aus, die steil in die Höhe fliegenden Bälle, die nicht weit kamen, das Übertreten und die Fehlschläge.
    Henry gelang es, sich auf das Spiel zu konzentrieren - was für einen Jungen, der neben einer magischen Wand schlief, merkwürdig erscheinen mag. Aber für Henry war Baseball ebenso magisch wie ein grüner, mit Moos und alten Bäumen bewachsener Berg. Darüber hinaus war Baseball eine Art von Magie, bei der man herumrennen und über die man lachen konnte. Während die Magie der Fächer nicht unbedingt harmlos war, hatte Baseball eine andere Magie: der Geruch von Leder und dreckverkrustetem Schweiß, das Auf-den-Boden-Spucken und Einem-Ball-durch-spärliches-Gras-Hinterherlaufen - das war so wundervoll normal.
    Henry spielte, bis ihm einfiel, dass seine Tante und sein Onkel zurückkommen und sich fragen könnten, wo er steckte. Er verabschiedete sich und lief durch die leeren, von Schlaglöchern übersäten Straßen der Stadt Henry zurück auf die Seite der Stadt, wo die Familie Willis wohnte. Dies war der längste Weg, den er jemals allein zurückgelegt hatte, und der Geruch von Freiheit, den er verströmte, behagte Henry ebenso wie der Geschmack
des Handschuhriemens, auf dem er herumkaute.
    »Warte mal!« Auf Zekes Stimme folgte ein Pfiff. Henry drehte sich herum und Zeke kam angelaufen.
    »Hallo«, sagte Zeke.
    »Hallo«, sagte Henry.
    Zeke schwang seinen Schläger von seiner Schulter und schob seinen Helm ein Stück zurück. »Schön, dass du vorbeigekommen bist«, sagte er. »Wir spielen fast jeden Tag. Du musst unbedingt mal wieder kommen.«
    »Gern«, sagte Henry. »Aber ich

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