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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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mehr mit mir darüber reden. Ich verbiete es dir!«
    »Wenn ich nicht in dein Zimmer kommen darf, werde ich sie auch kaum öffnen können«, sagte Henrietta. Sie stand auf und nahm den Kater auf den Arm. »Ich glaube, du bist nicht ganz sauber«, schnaubte sie und ohne ein weiteres Wort verließ sie das Zimmer und ging die Treppe hinab.
    Henry ließ sich auf sein Bett fallen und allmählich verrauchte sein Zorn. Er begann, sich im Geist eine Geschichte
zu erzählen. Sie handelte davon, wie fair und freundlich und verständnisvoll er war. Sie handelte davon, wie sehr er im Recht war, wie angemessen seine Tonlage und seine Wortwahl gewesen waren. Sie handelte von einem Mädchen, das keine Ahnung hatte, das überhaupt nichts begriff. Dann erwähnte der Erzähler aus irgendeinem Grund einen Umschlag, den Henry an einen seltsamen Ort geschubst hatte, nur um zu sehen, was passieren würde. Es war noch nicht mal ein Versehen gewesen. Der Vorgang passte nicht zum Rest der Geschichte, darum versuchte Henry, ihn auszublenden. Das gelang ihm aber nicht, darum versuchte er ihn zu erklären:
    Das waren doch zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Das Postamt war offensichtlich harmlos. Es war gelb. Ich wollte nur mal sehen, wie der Postmann reagiert. Aber das mit der Taschenlampe - das war einfach dumm! Ich habe ja auch nicht mit einer Taschenlampe ins Postamt hineingeleuchtet. Und es schien ihr noch nicht mal leidzutun. Ich hätte zugegeben, dass es mir leidtut. Wenn jemand ärgerlich wird, zeige ich immer, dass es mir leidtut. Ihr ist überhaupt nicht klar geworden, dass ich ihr wahrscheinlich das Leben gerettet habe. Sie kann es ja auch nicht wissen. Weil sie bewusstlos war. Ach, sei still!
    Henry stand auf. Er kramte ein anderes Shirt heraus
und sagte sich, er solle die Sache vergessen. Als er nach unten ging, zwang er sich zu pfeifen. Henrietta saß am Esstisch und aß ein Sandwich.
    »Deins ist im Kühlschrank«, sagte sie zu Henry.
    »Danke«, antwortete er und ging in die Küche, um es zu holen. »Möchtest du was trinken?«, rief er ihr von dort aus zu.
    »Ja.«
    Henry kam zurück und stellte sein Sandwich und zwei Gläser Milch auf den Tisch.
    »Es tut mir leid, dass ich so dumm gewesen bin«, sagte Henrietta. Sie hob die Hand und strich sich eine lose Haarsträhne hinter das Ohr. Aber sie sah ihn dabei nicht an.
    »Und mir tut es leid, dass ich dich dumm genannt habe«, antwortete Henry.
    »Ich habe die Taschenlampe nicht absichtlich fallen gelassen.« Henriettas Stimme war ganz leise.
    Henry biss in sein Sandwich. »Es war dumm, sie überhaupt hineinzustecken.«
    »Ich habe doch schon gesagt, dass es mir leidtut«, knurrte Henrietta. »Wenn du nicht solche Angst gehabt hättest, hättest du es womöglich auch getan.«
    Henry wurde schon wieder sauer, beherrschte sich aber. »Wenn ich es getan hätte, wäre es genauso dumm gewesen.«

    »Und hättest du es tun wollen?«, fragte Henrietta und sah ihn nun endlich an.
    Henry zog die Nase hoch und sprach sehr langsam. »Ich wollte nicht in das schwarze Fach sehen.«
    Henrietta starrte wieder auf ihren Teller. »Aber wenn du es gewollt hättest, dann hättest du eine Taschenlampe benutzt.«
    »Aber ich hätte sie nicht hineingeschoben«, sagte Henry.
    Sie aßen beide vor sich hin.
    »Es tut mir leid, dass ich so dumm war«, sagte Henrietta wieder.
    »Und mir tut es leid, dass ich sauer geworden bin und gesagt habe, dass du dumm bist.«
    Henrietta deutete mit dem Finger auf Henrys Hand. »Du solltest dir das Blut abwaschen. Es ist ein bisschen eklig, sich so an den Tisch zu setzen.«
    Henry zuckte die Schultern. Es gab zwei Gründe, warum er das Blut nicht abgewaschen hatte. Erstens weil seine Finger im Moment nicht allzu wehtaten, er aber befürchtete, dass das mit dem Waschen kommen würde. Zweitens weil er sich etwa zehn Jahre älter fühlte, wenn er seine blutverschmierte Hand betrachtete.
    »Nach dem Essen können wir ja die restlichen Namen an die Fächer kleben«, sagte Henrietta.
    »Nein«, antwortete Henry.

    Henrietta sah ihn an. »Was ist denn jetzt schon wieder? Ich habe mich doch entschuldigt!«
    Henry starrte auf sein Sandwich. »Ich weiß. Aber ich will es trotzdem nicht. Ich will nicht, dass etwas Schlimmes passiert. Wir werden einfach überhaupt kein Fach mehr öffnen.«
    »Aber ich habe das Postamt noch nicht gesehen«, maulte Henrietta. »Und was ist mit Badon Hill? Das waren doch beides gute Orte.«
    Darüber dachte Henry nach. »Gut«, sagte er. »Du

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