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Das Geheimnis der 100 Pforten

Das Geheimnis der 100 Pforten

Titel: Das Geheimnis der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N D Wilson Dorothee Haentjes
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fühlte, wie der Zug an Henriettas Arm nachließ. Er ließ das Messer fallen, riss seine Hand zurück und stieß Henrietta von der Wand
weg. Dann packte er die schwarze Tür, warf die goldene Kette hinein und schloss sie. Er trat noch einmal heftig dagegen, dann blieb er, schwer atmend und beide Füße dagegenstemmend, davor sitzen.
    Henrietta rührte sich nicht. Henry sah auf seine Finger. Aus dreien tropfte Blut auf den Boden. Er zitterte und merkte wieder, wie kalt es im Zimmer war, vor allem ohne sein Shirt. Eigentlich hätte er sich um Henrietta kümmern wollen. Stattdessen aber blieb er geraume Zeit vor der Tür nach Endor sitzen und stemmte seine Füße dagegen. Als genügend Zeit verstrichen war und er sicher sein konnte, dass niemand die Tür würde öffnen können oder es versuchen würde, rutschte er eilig zu Henrietta hinüber. Sie schnarchte leise. Er schüttelte sie vorsichtig.
    »Henrietta«, sagte er. Sie drehte ihren Kopf, wachte aber nicht auf. »Henrietta«, rief Henry noch mal und schüttelte sie ein bisschen heftiger. Dann bemerkte er plötzlich den Kater Blake, der auf seinem Bett saß und ihn ansah. Sein weißer Körper zeigte keine Bewegung, doch seine Ohren waren aufgerichtet und sein grauer Schwanz peitschte.
    »Hast du das mit angesehen?«, fragte Henry. Der Kater blickte auf die schwarze Tür, dann sprang er vom Bett herunter und begann, Henriettas Gesicht mit seiner Sandpapier-Zunge abzulecken. Henrietta schlug die
Augen auf und versuchte, sich aufzusetzen. Henry half ihr.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    Henrietta gähnte. »Wo ist denn dein Shirt geblieben?«
    »In Endor, nehme ich an. Falls der Ort so heißt. Jedenfalls ist es in dem schwarzen Fach verschwunden.«
    »Du hast es durch das Fach geschoben?«
    »Nein …«
    »Und was ist mit deiner Hand passiert?«
    »Kannst du dich an irgendwas erinnern?«, fragte Henry zurück.
    »Du wolltest dich um das verstopfte Klo kümmern.«
    »Und danach?«
    »Hm.« Henrietta runzelte die Augenbrauen und sah sich im Zimmer um. »Ich habe durch das schwarze Fach gesehen.«
    »Und?«
    »Mir ist die Taschenlampe hineingefallen.«
    »Die Taschenlampe? Du hast eine Taschenlampe benutzt?«
    »Ich habe sie mit Klebstreifen an einem Zollstock befestigt und neben dem Periskop durch das Fach geschoben.«
    »Bist du verrückt?«
    Henrietta sah ihn böse an. »So etwas sagt man nicht!«

    »Du bist es aber! Du bist verrückt!« Henry stand auf und drehte sich auf der Stelle herum. Er zeigte mit dem Finger auf sie. »Das war sehr, sehr dumm von dir! Warum hast du das getan?«
    »Lass mich mal nachdenken«, sagte Henrietta und funkelte ihn wütend an. »Ach ja: Auf der anderen Seite war es dunkel und ich wollte etwas sehen. Könnte das der Grund sein, weswegen man eine Taschenlampe braucht?«
    Henry fiel ihr ins Wort. »Und darum hast du eine Taschenlampe in einen fremdartigen, bösen Ort gesteckt und sie ist dir hineingefallen.«
    »Ja. So war es. Weil ich nicht aus lauter Angst weggelaufen bin wie du. Ich bin zwar ein Mädchen, aber du benimmst dich mädchenhafter als ich.«
    Henry schnaubte.
    »Und es war meine Lieblingstaschenlampe«, fuhr Henrietta fort. »Als sie hinunterfiel, habe ich mit der Hand danach getastet, weil ich sie wiederfinden wollte. Meinst du, wir können sie irgendwie wieder herausangeln?«
    »Nein!«, schrie Henry. »Nein, nein, nein!« Er sprang auf. »Nein! Weißt du nicht mehr, dass dich etwas gepackt hat? Als ich die Treppe heraufkam, lagst du mit dem Gesicht nach unten bewusstlos auf dem Boden, und dein Arm steckte bis zur Schulter im Fach. Jemand
hat an dir gezogen und ich musste in das Fach greifen und mit meinem Messer zustechen. Nein!«
    Henrietta grinste und hob die Augenbrauen. »Wirklich?«, fragte sie. »Also, wenn da jemand auf der anderen Seite ist, dann hat er von dort aus aber nicht viel ausrichten können. Bis auf den Schnitt an deiner Hand.«
    Jetzt wurde Henry richtig sauer. Er trat gegen die Wand. Er trat gegen das Bett. Er sah sich um, ob da etwas war, mit dem er um sich werfen konnte. Der Kater saß neben Henrietta und beobachtete alles ganz genau. Henry hätte gern geflucht, was das Zeug hielt, aber ihm fiel auf die Schnelle nichts ein. Er konnte überhaupt nichts sagen, bis er sich endlich ein bisschen abreagiert hatte und schwer atmend dastand.
    »Du darfst nicht mehr in mein Zimmer kommen«, sagte er. »Du darfst nicht mehr in meine Fächer sehen. Du darfst sie nicht mehr öffnen und du darfst auch nicht

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