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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfredo Colitto
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brutaler vorgegangen: Der Leichnam saß aufrecht im Bett, den Rücken an die Wand gelehnt. Es handelte sich um einen alten, dürren Mann mit vorspringendem Kinn. Er trug kein Hemd, so dass sein geöffneter Brustkorb die obszöne Verwandlung seines Herzens enthüllte. Doch damit hatte sich der geheimnisvolle Mörder dieses Mal nicht begnügt. Er hatte auch das Gesicht seines Opfers verunstaltet, indem er ihm von der Stirn bis zum Kinn und über die Nase von einer Wange zur anderen ein Kreuz in die Haut geschnitten hatte. Ein entsetzlicher Anblick.
    Überall klebte Blut: auf den Armen, dem Gesicht des Toten, auf seinen Haaren, auf dem weißen Bart, den Leinenbeinlingen,
den Wänden und natürlich auf dem Strohsack, der damit durchtränkt war.
    Etwas fiel Mondino sofort ins Auge: Obwohl man anhand der Fußspuren im blutigen Staub erkennen konnte, dass etliche Menschen den Raum betreten haben mussten, hatte offensichtlich keiner von ihnen den Toten angefasst. Die Frau, die ihn entdeckt hatte, die Passanten, die ihr zu Hilfe geeilt waren, als sie auf die Straße gelaufen war, und die Mönche, die gekommen waren, um sich alles anzuschauen - niemand hatte gewagt, diese makabre Inszenierung zu zerstören. Weshalb, konnte Mondino nicht genau sagen - wohl aus Angst vor dem Satan oder weil sie dachten, dass sie eine bestimmte Bedeutung haben musste.
    Ganz offensichtlich verbarg sich hinter dem Verbrechen wie auch dem Mord an Angelo da Piczano eine symbolische Bedeutung. Das in Eisen verwandelte Herz sollte wohl etwas sagen, genau wie die abgeschnittenen Hände von Angelo und das Kreuz auf Wilhelm von Triers Gesicht.
    Den Sinn dieser Verstümmelungen zu enträtseln könnte Mondino und Gerardo helfen, den Täter zu finden.
    Der Gedanke an Gerardo brachte ihn auf. Wo war der unglückselige Kerl jetzt, wo er ihn brauchte?
    Mondino befahl sich, keinen sinnlosen Gedanken nachzuhängen. Er spitzte die Ohren. Von der anderen Seite der Tür war nichts zu hören. Falls die beiden losgerannt waren, um Hilfe zu holen, blieb ihm wenig Zeit.
    Er sah sich rasch den ganzen Raum an und musterte aufmerksam jeden einzelnen Gegenstand. Er machte sich nicht erst die Mühe, die Quersäcke des Toten zu durchsuchen. Es war anzunehmen, dass der Wirt dies schon getan hatte, und sollte er außer dem Brief noch etwas Wichtiges entdeckt haben, befand es sich nun entweder in seinem Besitz oder in den Händen der Dominikaner.

    Da durchzuckte Mondino eine Eingebung, und er entschloss sich, den Toten selbst zu durchsuchen. Wenn es noch etwas zu entdecken gab, irgendetwas, das ihn auf die Spur des Mörders und seines alchimistischen Rätsels führen konnte, konnte es sich nur direkt am Körper des Toten befinden. Und es wäre auch noch da, weil bisher niemand den Mut gehabt hatte, ihn zu berühren.
    Dank seiner langen Erfahrung mit dem Tod empfand Mondino keinen Ekel, als er die Leiche des Deutschen sorgfältig abtastete. Kurz darauf fühlte er eine Ausbeulung auf Höhe des Gürtels. Er schob eine Hand zwischen Stoff und Haut und fand so in einer innen in den Leinenbeinlingen angenähten Tasche ein hochwertiges, weiches und sorgsam zusammengerolltes Stück Pergament und etwas Hartes, das sich, als er es herausholte, als skelettierter, menschlicher Finger erwies, dessen Adern wie das Herz in der Brust des Toten in Eisen verwandelt worden waren. Doch der Finger gehörte nicht zu ihm. Ein rascher Blick auf die Hände der Leiche bestätigte, dass keiner fehlte.
    Mondino überlegte, dass er vielleicht von Angelo da Piczano stammen könnte, dem die Hände gefehlt hatten. Aber ihm blieb keine Zeit, sich in Vermutungen zu verlieren. Jeden Moment konnte jemand erscheinen.
    Er entrollte das Pergament und stellte fest, dass es sich um eine Landkarte handelte mit Zeichen, die wohl Wälder und Berge darstellen sollten. Neben der Karte selbst gab es eine Reihe von Symbolen, wie er sie noch nie gesehen hatte, und einen mit roter Tinte gezeichneten, von einigen arabischen Buchstaben umgebenen Punkt. Im genauen Bewusstsein, dass er sich damit eines weiteren Verbrechens schuldig machte, steckte Mondino die Karte und den eisernen Finger in seine Tasche, dann riss er plötzlich die Tür auf und erschreckte damit die beiden Mönche, die reglos im Flur stehen geblieben
waren, steckte die halbe Orange wieder in seine Tasche und lief die Treppen hinunter.
    Möglicherweise war er auf etwas Wichtiges gestoßen, aber das konnte er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Mehr als je

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