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Das Geheimnis der Goldmine

Das Geheimnis der Goldmine

Titel: Das Geheimnis der Goldmine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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geisterhaftes Murmeln zu hören.
    Inspektor Neele wartete geduldig. Plötzlich dröhnte ohne Vorwarnung ein tiefer Bass, der ihn den Hörer ein paar Zentimeter vom Ohr entfernen ließ.
    »Hallo, Neele, Sie alter Geier! Wieder mit Ihren Leichen beschäftigt?«
    Inspektor Neele und Professor Bernsdorff vom St. Jude’s hatten sich vor etwas mehr als einem Jahr während der Ermittlungen in einem Giftmordfall kennen und schätzen gelernt.
    »Unser Mann ist tot, wie ich höre, Doc.«
    »Ja. Wir konnten nichts mehr für ihn tun. Es war zu spät.«
    »Und die Todesursache?«
    »Wir werden natürlich eine Autopsie durchführen müssen. Sehr interessanter Fall. Wirklich sehr interessant. Bin froh, dass ich den gekriegt habe.«
    Die berufliche Begeisterung in Bernsdorffs voller Stimme war für Inspektor Neele vielsagend genug. »Sie glauben also nicht, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist?«, bemerkte er trocken.
    »Keine Chance!«, rief Bernsdorff jovial. »Ich spreche natürlich ganz inoffiziell«, fügte er mit verspäteter Vorsicht hinzu.
    »Natürlich. Natürlich, ich verstehe. Wurde er vergiftet?«
    »Eindeutig. Und außerdem – auch das ganz inoffiziell, verstehen Sie, ganz unter uns – ich wette, ich weiß auch, womit.«
    »Wirklich?«
    »Taxin, mein Junge. Taxin.«
    »Taxin? Noch nie gehört.«
    »Ich weiß. Höchst ungewöhnlich. Ich möchte nicht behaupten, dass ich selber gleich draufgekommen wäre, wenn ich nicht vor drei oder vier Wochen einen entsprechenden Fall gehabt hätte. Zwei Kinder, die Puppen-Teeparty gespielt und Eibenbeeren dazu gegessen haben.«
    »Ist es das? Eibenbeeren?«
    »Früchte oder Nadeln. Hochgiftig. Taxin ist natürlich das Alkaloid. Glaube nicht, dass ich je von einem Fall gehört habe, in dem es absichtlich angewandt wurde. Wirklich höchst interessant und ungewöhnlich. Sie können sich nicht vorstellen, Neele, wie müde man der ewigen Unkrautvertilger wird. Taxin ist eine echte Überraschung. Natürlich könnte ich mich irren – zitieren Sie mich ja nicht –, aber ich glaube es eigentlich nicht. Ist auch für Sie interessant, denke ich. Eine Abwechslung.«
    »Eine interessante Abwechslung für alle. Außer für das Opfer.«
    »Ja, ja, der arme Kerl.« Bernsdorffs Stimme klang sachlich. »Wirklich Pech.«
    »Hat er noch etwas gesagt, bevor er starb?«
    »Nun, einer Ihrer Leute saß mit einem Notizbuch neben ihm. Er wird Ihnen die Einzelheiten geben können. Er hat einmal etwas von seinem Tee gemurmelt – dass man ihm im Büro etwas in den Tee gegeben habe –, aber das ist natürlich Unsinn.«
    »Warum ist das Unsinn?«, fragte Inspektor Neele scharf. Vor seinem geistigen Auge prüfte er das Bild der eleganten Miss Grosvenor, wie sie ein paar Eibenbeeren in den Tee mischte, und verwarf es als unwahrscheinlich.
    »Weil das Zeug unmöglich so schnell gewirkt haben könnte. Die Symptome sind doch sofort, als er den Tee getrunken hatte, aufgetreten, nicht?«
    »So wurde es mir berichtet.«
    »Nun, es gibt nur wenige Gifte, die so schnell wirken, abgesehen von Blausäureverbindungen, natürlich, und vielleicht reinem Nikotin.«
    »Und es war eindeutig weder das eine noch das andere?«
    »Mein lieber Freund, da wäre er tot gewesen, bevor die Ambulanz kam. Beides steht außer Frage. Ich habe zuerst Strychnin vermutet, aber die Krämpfe waren untypisch dafür. Nein, ich wette meinen Ruf darauf, dass es Taxin war – immer noch ganz inoffiziell, natürlich.«
    »Und wie lange würde das brauchen, um zu wirken?«
    »Je nachdem. Eine Stunde. Zwei Stunden, drei Stunden. Der Verstorbene sah nach einem starken Esser aus. Wenn er ein üppiges Frühstück hatte, würde das die Wirkung verlangsamen.«
    »Frühstück«, wiederholte Inspektor Neele nachdenklich. »Ja, sieht ganz nach Frühstück aus.«
    »Frühstück mit den Borgias.« Dr. Bernsdorff lachte fröhlich. »Nun denn, Waidmanns Heil, mein Junge.«
    »Danke, Doktor. Ich würde gern noch mit meinem Sergeant sprechen, bevor Sie auflegen.«
    Wieder Klicken, Summen, weit entfernte, geisterhafte Stimmen. Und dann das Geräusch heftigen Schnaufens, das unfehlbar Sergeant Hay ankündigte.
    »Sir«, sagte er dringlich, »Sir.«
    »Hier Neele. Hat der Verstorbene noch irgendetwas gesagt, das ich wissen müsste?«
    »Er sagte, es sei der Tee gewesen. Der Tee, den er im Büro getrunken hat. Aber der Arzt sagt nein.«
    »Ja, ich weiß. Sonst noch was?«
    »Nein, Sir. Aber etwas ist seltsam. Der Anzug, den er trug – ich hab mir den

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