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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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beim Nähen tonlos vor sich hin und hörte auch nicht auf, als sie den Stoff näher ans Feuer hielt, um ihre Stiche zu prüfen.
    Miriamel stand auf.
    »Vara ist müde. Ich werde jetzt auch gehen.« Sie beugte sich über die Thrithingfrau und nahm ihre Hand. Vara schlug die Augen auf und brauchte einen Moment, um Miriamel zu erkennen. »Gute Nacht. Ganz bestimmt wird es ein schönes Kind, auf das du und Onkel Josua stolz sein könnt.«
    »Danke.« Sie lächelte. Die langen Wimpern senkten sich wieder.
    »Gute Nacht, Tante Gutrun«, sagte Miriamel. »Ich bin froh, dass Ihr hier wart, als ich aus dem Süden kam. Ihr habt mir sehr gefehlt.« Sie küsste die warme Wange der Herzogin, löste sich sanft aus Gutruns mütterlicher Umarmung und schlüpfte durch die Türklappe.
    »Das hat sie seit Jahren nicht mehr zu mir gesagt«, hörte sie Gutrun erstaunt sagen. Vara murmelte eine schläfrige Antwort. »Das arme Kind sieht neuerdings immer so still und traurig aus«, seufzte die Herzogin. »Aber wer könnte es ihr auch verdenken…«
    Das waren die letzten Worte der Herzogin, die Miriamel hörte, als sie durch das feuchte Gras davonschritt.
    Aditu und Geloë wanderten den flüsternden Stefflod entlang. Ein Wolkennetz bedeckte den Mond, aber darüber glänzten auf schwarzem Grund die Sterne. Von Osten her wehte ein milder Wind und brachte den Duft von Gras und nassen Steinen.
    »Merkwürdig, was Ihr da sagt, Aditu.« Die Zauberfrau und die Sitha bildeten ein ungewöhnliches Paar. Die Unsterbliche zügelte ihren geschmeidig ausgreifenden Schritt, um sich Geloës kürzeren, kräftigeren Beinen anzupassen. »Aber ich glaube nicht, dass es für uns schädlich sein könnte.«
    »Das behaupte ich auch nicht. Ich meine nur, dass man darüber nachdenken sollte.« Die Sitha lachte zischend. »Der Gedanke, dass ich so tief in die Angelegenheiten von Sterblichen hineingeraten bin! Khendraja’aro, der Bruder meiner Mutter, würde mit den Zähnen knirschen.«
    »Diese Angelegenheiten sind wenigstens teilweise Eure Familienangelegenheiten«, erwiderte Geloë nüchtern. »Sonst wärt Ihr nicht hier.«
    »Das weiß ich«, stimmte Aditu zu. »Aber viele von meinem Volk werden sich große Mühe geben, einen anderen Grund für unser Eingreifen zu finden als etwas, das nach Sterblichen und ihrem Treiben riecht.« Sie bückte sich, pflückte ein paar Grashalme und hielt sie an die Nase. »Das Gras hier ist anders als im Wald oder sogar auf dem Sesuad’ra. Es ist … jünger. Ich kann nicht so viel Leben darin finden, aber dennoch ist es süß.« Sie ließ die losen Halme zu Boden flattern. »Aber ich bin abgeschweift. Geloë, ich finde nichts in Camaris, das sich gegen uns richtet, sondern allenfalls etwas, das ihm selbst schaden könnte. Aber es berührt mich trotzdem sonderbar, dass er seine Vergangenheit geheim hält, und noch sonderbarer, wenn er vielleicht so viele Dinge weiß, die seinem Volk in diesem Kampf hilfreich sein könnten.«
    »Er lässt sich nicht drängen«, sagte Geloë. »Wenn er seine Geheimnisse offenbart, dann tut er es, wann er will, daran besteht kein Zweifel. Wir alle haben bereits versucht, ihn zum Reden zu bringen.« Sie schob die Hände in die Taschen ihres dicken Wamses. »Trotzdem kann ich nicht umhin, Neugier zu empfinden. Seid Ihr wirklich sicher?«
    »Nein«, meinte Aditu nachdenklich. »Nicht sicher. Aber etwas Seltsames, das mir Jiriki erzählt hat, geht mir schon die ganze Zeit im Kopf herum. Er und ich haben beide immer gedacht, Seoman sei der erste Sterbliche gewesen, der Jao é-Tinukai’i betreten hat. Davon waren auch unsere Eltern fest überzeugt. Aber Jiriki sagte mir, als Seoman vor Amerasu stand, habe sie ihm gesagt, er sei nicht der erste. Ich habe mich lange darüber gewundert, aber Erste Großmutter kannte die Geschichte der Gartengeborenen besser als jeder andere, sogar besser als die silbergesichtige Utuk’ku, die zwar seit Jahrtausenden über der Vergangenheit brütet, im Gegensatz zu Amerasu aber ihr Studium nie zu einer Kunst gemacht hat.«
    »Dennoch begreife ich nicht, wie Ihr darauf kommt, dieser erste könne Camaris gewesen sein.«
    »Zuerst war es nur ein Gefühl.« Aditu drehte sich um und stieg die Böschung zum leise singenden Fluss hinunter. Geloë folgte ihr. »Etwas in der Art, wie er mich ansah, sogar schon, bevor er seinen Verstand zurückerlangte. Ich ertappte ihn oft dabei, wie er mich anstarrte, wenn er dachte, ich bemerkte es nicht. Und als er wieder bei Sinnen war, fuhr er

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