Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
darüber, dass ihr Sohn eine Frau geheiratet hatte, die zum Stamm ihrer Gegner gehörte, einem Stamm, den sie als verräterisch und allzu menschenfreundlich ansahen. Drukhi wurde wahnsinnig, als Nenais’u ihr Leben verlor, und er schwor, er würde jeden Sterblichen töten, den er finden konnte. Die Männer von Nenais’us Stamm hinderten ihn daran, obwohl auch sie, auf ihre Art, bitteren Zorn und Entsetzen fühlten. Man berief das Yásira ein, aber die Gartengeborenen konnten zu keiner Entscheidung kommen. Es gab jedoch viele, die sich vor dem fürchteten, was Drukhi anrichten könnte, wenn man ihn gewähren ließ. Darum beschloss man, ihn einzusperren, etwas, das es diesseits des Meeres niemals gegeben hatte.« Sie seufzte. »Es war zu viel für ihn und seinen Wahnsinn, Gefangener seines eigenen Volkes zu sein, während die Mörder seiner Gattin unbestraft blieben. Und so gab Drukhi sich den Tod.«
Simon hörte gebannt zu, obwohl er Aditu ansehen konnte, wie traurig die Geschichte für sie war. »Ihr meint, er verübte Selbstmord?«
»Nicht so, wie du es dir vorstellst, Seoman. Nein, Drukhi… hörte einfach auf zu leben. Als man ihn tot in der Höhle von Si’injan’dre fand, nahmen Utuk’ku und Ekimeniso ihren Stamm und zogen nach Norden, und sie schworen, dass sie nie mehr mit Jenjiyanas Volk zusammenleben wollten.«
»Aber zuerst gingen sie alle zum Sesuad’ra«, sagte Simon. »Sie versammelten sich im Abschiedshaus und schlossen ihren Vertrag. So habe ich es bei meiner Nachtwache in der Sternwarte gesehen.«
Sie nickte. »Ja. Nach dem, was du erzählt hast, glaube ich, dass du wirklich die Vergangenheit gesehen hast.«
»Und darum hassen Utuk’ku und die Nornen die Menschen?«
»Ja. Aber sie führten später auch Kriege gegen die ersten Sterblichen in Hernystir, lange bevor Hern dem Land seinen Namen gab. In diesen Kämpfen verloren Ekimeniso und viele andere Hikeda’yaihr Leben. Das heißt, dass sie den Menschen noch anderes nachtragen.«
Simon lehnte sich zurück und schlang die Arme um seine Knie. »Das habe ich nicht gewusst. Irgendjemand – Morgenes oder Binabik – erzählte mir, die Schlacht am Knoch sei das erste Ereignis gewesen, bei dem Sterbliche Sithi getötet hätten.«
»Sithi, ja – Zida’ya. Aber zwischen Utuk’kus Volk und den Sterblichen gab es eine ganze Reihe von Zusammenstößen, bevor die Schiffmänner über das Westmeer kamen.« Sie senkte den Kopf und schloss: »Nun siehst du, warum wir Kinder der Morgendämmerung sehr sorgsam darauf achten, niemals zu sagen, ein Sitha stehe über einem anderen – es sind Worte, die großes Leid für uns bedeuten.«
Simon nickte. »Ja, ich glaube, das verstehe ich. Aber bei uns ist es anders, Aditu. Es gibt Vorschriften, wer wen heiraten darf… und eine Prinzessin kann nie einen landlosen Ritter zum Mann nehmen, und schon gar nicht einen, der vorher Küchenjunge war.«
»Hast du diese Vorschriften gesehen? Werden sie an einem eurer heiligen Orte aufbewahrt?«
Er verzog das Gesicht. »Ihr wisst, was ich meine. Wenn Ihr mehr darüber erfahren wollt, braucht Ihr Euch nur an Camaris zu wenden. Er weiß alles – wer sich vor wem verbeugt, wer an welchem Tag welche Farben trägt …« Simon lachte betrübt. »Ich fürchte, wenn ich ihn auch nur fragte, ob jemand wie ich die Prinzessin heiraten kann, würde er mir den Kopf abschlagen. Ganz liebenswürdig natürlich, und wirklich ungern.«
»Ach ja, Camaris.« Aditu schien etwas Wichtiges sagen zu wollen. »Er ist … ein seltsamer Mann. Ich glaube, er hat viel gesehen.«
Simon betrachtete sie aufmerksam, konnte aber keinen tieferen Sinn in ihren Worten entdecken. »Das hat er bestimmt. Und ich glaube, er will mir alles darüber beibringen, bevor wir noch in Nabban sind. Doch das ist kein Grund, sich zu beschweren.« Er stand auf.
»Aber es wird jetzt bald dunkel, darum sollte ich zu ihm gehen. Er wollte mir noch etwas zeigen – wie man mit dem Schild umgeht …« Er stockte. »Ich danke Euch sehr, dass Ihr mit mir gesprochen habt, Aditu.«
Sie nickte. »Ich glaube nicht, dass meine Worte dir geholfen haben, Seoman, aber ich hoffe, dass du nicht mehr so traurig bist.«
Simon zuckte die Achseln und nahm den Mantel vom Boden auf. »Warte«, sagte Aditu und erhob sich ebenfalls. »Ich werde dich begleiten.«
»Zu Camaris?«
»Nein, ich habe etwas anderes vor. Aber ich gehe bis dorthin mit, wo der Weg sich teilt.«
Sie folgte ihm durch die Zeltklappe. Ohne dass man sie berührte,
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