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Das Geheimnis der Haarnadel

Das Geheimnis der Haarnadel

Titel: Das Geheimnis der Haarnadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fitzgerald Heard
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wie ich höre, die Jahreszahl auf beiden anbringen lassen – 1760.« Da konnte ich nicht anders, meine Anspannung verflog, und lammfromm antwortete ich: »Wunderbar! Gerade zwischen Regency und Empire, zwischen der Strenge des Queen-Anne-Stils und der kargen Eleganz der Gebrüder Adam – da darf man auf einen wohlausgewogenen Geschmack hoffen.«
    Ja, meine gute Laune war so weit wiederhergestellt, daß ich bereitwillig einen kleinen improvisierten Essay über das Thema >1760 als Jahr der stilistischen Ausgewogenheit in der englischen Architektur« einfließen ließ. Und Mr. M. schien tatsächlich geneigt, mir zuzuhören, doch dann, als wiederum mein Schlüsselwort >ausgewogen< fiel, schoß er herum, sprang an seinen Schreibtisch, riß das Schächtelchen aus der Schublade hervor, worin er es eingeschlossen hatte, und ohne im geringsten noch weiter auf das Wissen, das ich ihm hätte vermitteln können, zu achten, drehte er den kleinen Sarkophag andachtsvoll in Händen, und ließ den Gegenstand, der darin verborgen gewesen war, auf das Tischtuch gleiten. Dann ergriff er ein Messer und begann mit Tafelmesser und Papiermesser als riesenhaften Stäbchen ein linkisches Mikadospiel zu spielen, bei dem er das letztere mit der Klinge des ersteren aufzuheben versuchte. Er erwies sich als ausgesprochen ungeschickt bei diesem reichlich albernen Zeitvertreib. Doch endlich, nach einer Anzahl von Versuchen, gelang es ihm, das Präsent, das er per Post erhalten hatte, mehr schlecht als recht auf der Klinge des Tafelmessers zu balancieren.
    »Schauen Sie«, sagte er.
    Natürlich gab es nichts zu sehen, zumindest nichts, dem man hätte applaudieren müssen.
    »Fällt Ihnen etwas auf?« fragte er dann, und alles, was er auf meine ehrliche Antwort »Nein« entgegnete, war: »Ich habe mir schon oft überlegt, wie praktisch es wäre, wenn es solche Messer und Gabeln gäbe, nicht wahr?«
    Auf mein automatisches »Was für Messer und Gabeln?« antwortete er: »Besser ausgewogene, mit einem Schwerpunkt, der nicht im Griff, sondern im vorderen Ende liegt, so daß sie nicht vom Teller fallen.«
    Das ganze Thema war so banal und langweilig, und ich konnte mich des Gedankens nicht erwehren, daß er es vielleicht mit Absicht aufgebracht hatte, um meinen durchaus großzügigen Versuch zu unterlaufen, auf sein Friedensangebot hin ein Gespräch anzuknüpfen, aus dem er wirklich etwas hätte lernen können, so daß meine Geduld von neuem stark nachließ, und um weiteren Provokationen aus dem Wege zu gehen, fragte ich: »Dürfte ich vielleicht etwas mehr über diese beiden Häuser erfahren?«
    Und um ihm zu zeigen, daß es mir Ernst mit dem war, was ich sagte, erklärte ich mich auf seine Antwort »Aber ja, es gibt keinen Grund, warum wir nicht schon heute hinausfahren und sie uns ansehen sollten« wiederum zu allem bereit.
    So kam es, daß keine Stunde verging, bevor wir im Zug saßen. Denn wenn es Mr. M. beliebt zu handeln, dann kann er das mit einer Schnelligkeit und Präzision tun, um die ich ihn oft nur beneiden kann. Als wir es uns im Abteil bequem gemacht hatten und noch eine halbe Stunde Zeit blieb, bis das Mittagessen serviert wurde, zog er aus seiner Reisetasche einen Band Milton, und mir reichte er eine hübsche kleine Ausgabe von Housmans Gedichten.
    »Wir fahren in eine Gegend, die diese beiden Dichter besungen haben. So will ich denn als der ältere von uns beiden Comus lesen und den träumenden Wassern der Sabrina fair nachsinnen, und Sie, der Sie im gleichen Alter sind, in dem auch der Verfasser war, können den Bredon Hill mit einem Shropshire Lad erklimmen
    Und lauschen der Lerchen Stimmen
    Rings um uns in den Himmeln.«
    Es war vielleicht vierzig Minuten nach dem Mittagessen – genau die Zeit, zu der die Verdauung jenen Punkt erreicht, zu dem ein wenig Bewegung angezeigt ist als Mr. M. sich erhob, seinen Koffer herunternahm und sagte: »Am Bahnhof wird ein Kommissar uns erwarten.«
    »Ein Kommissar?« rief ich fragend aus. »Warum dem Naheliegenden so sehr aus dem Weg gehen, daß Sie ihn nicht, wie alle Welt es tut, einen Makler nennen?«
    Er lächelte über diesen Tadel und antwortete mir in ebenso gutmütigem Ton: »Finden Sie nicht auch, daß das Wort >Makler< ein wenig geheimnistuerisch klingt, jedenfalls zu bindend, womöglich sogar finster? Wohingegen >Kommissar< uns zu nichts verpflichtet? Wir brauchen das Haus nicht zu nehmen, wenn Sie auch nur im geringsten den Eindruck gewinnen, daß es nicht das Richtige für Sie

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