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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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zusammenkrümmte, wenn sie sich unbeobachtet glaubte, und sich scheute, Jonas zu berühren.
    Es muss bei Hartwig für sie noch schlimmer gewesen sein als befürchtet, erkannte Marthe. Doch um die Seelenqual ihrer Freundin konnte sie sich erst später kümmern.
    Mit höflichen Worten schlug sie dem Bergmeister und der Frau des Ältesten vor, nach Hause zu gehen. »Die Nacht ist bald vorbei. Ihr könnt hier nichts weiter für sie tun. Nutzt die Zeit bis zum Morgengrauen noch für etwas Schlaf. Wer weiß, was uns morgen erwartet.«
    Teils erleichtert, teils besorgt standen Hermann und Griseldis auf. »Aber gib mir Bescheid, wenn sich etwas tut«, bat der Bergmeister. »Was glaubst du – wann können sie wieder arbeiten?«
    »Vor dem dritten Tag werden sie nicht einmal aufstehen können, selbst wenn das Fieber sinkt. Und da ist auch noch die Kopfwunde …«
    Nachdem Hermann und Hildebrands Frau gegangen waren, drehte sich Marthe hastig zu Kuno und Bertram um. »Wo ist Lukas?«
    Doch im gleichen Moment kam zu ihrem Erschrecken einFremder in den Raum gehuscht, der sich anscheinend die ganze Zeit nebenan im Stall verborgen und sie belauscht hatte.
    Einen Augenblick später atmete Marthe erleichtert auf. Im Bergmannskittel, mit zusammengebundenem Haar und staubbedecktem Gesicht war Lukas zumindest auf den ersten Blick kaum zu erkennen.
    »Da bin ich. Die Verkleidung war Christians Idee«, sagte er mit gequältem Lächeln. »Kannst du die Kranken für einen Moment allein lassen?«
    Marthe erklärte Emma und Johanna, was zu tun war. Dann stand sie auf, drückte den schmerzenden Rücken durch und folgte Lukas in den hinteren Teil des Hauses, der als Stall für die Hühner und zwei Ziegen diente.
    Als sich der Knappe und die junge Hebamme gegenüberstanden, sahen sie sich an und wussten, dass sie den gleichen Schmerz empfanden.
    »Wisst Ihr, ob Christian noch am Leben ist?«, fragte Marthe schließlich. »Und was wir tun können, um ihn zu retten?«
    »Auf diesen Tag muss sich das Gesindel wirklich schon lange gefreut haben«, meinte Lukas grimmig. »Sie haben ihn übel zusammengeschlagen, dann in Ketten in ein Grubenloch gesteckt und Balken darüber gelegt. Jetzt hocken zwanzig dieser Halunken dort und feiern ihren Sieg. Das heißt, heute Nacht können wir überhaupt nichts unternehmen, wenn wir nicht riskieren wollen, dass sie ihn erschlagen.«
    Lukas wirkte immer bedrückter. »Bevor er ging, hat er mir sein Schwert hinterlassen. Er hat gewusst, was ihn erwartet.«
    »Aber wir müssen doch etwas tun«, rief Marthe, die erneut den Tränen nah war. »Nach Meißen reiten, Hilfe holen!«
    Lukas schüttelte den Kopf und hob resigniert die Arme. »Hedwig hat keinen Einfluss mehr, Christians Freunde sind fortgeschickt worden – und keiner weiß, wohin. Das war allesbis in jede Einzelheit vorbereitet. Ich habe nicht einmal ein Pferd, denn meinen Braunen hat nun Hartwig. Mit dem einzigen anderen Pferd, dem vom Bergmeister, ist Pater Bartholomäus unterwegs. Und zu Fuß schaffe ich es nicht rechtzeitig bis nach Meißen, um etwas zu unternehmen, bevor sie ihn umbringen.«
    Beide standen wortlos und entmutigt da.
    »Mein Herr hat mir verboten, etwas zu tun«, stieß Lukas trotzig hervor. »Ich soll nur beobachten und berichten, wenn ich jemanden finde, der mir zuhört. Aber das ist mir gleich. Ich werde nicht zusehen, wie sie ihn morden.«
    »Was werdet Ihr tun? Was kann ich tun?«, fragte Marthe atemlos.
    Lukas brachte mit Mühe ein leichtes Lächeln auf. »Ich habe noch nie ein Mädchen getroffen, das so mutig ist wie du«, sagte er. »Eine junge Frau«, korrigierte er sich gleich, während sich sein Gesicht verdüsterte.
    »Ich bin nicht mutig. Ich habe furchtbare Angst …«, widersprach Marthe.
    »Christian sagt, Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern seine Angst zu überwinden«, meinte Lukas und wischte ihr sanft die Tränen von den Wangen. Dann sah er ihr ernst in die Augen. »Mein Herr hat mir befohlen, dich umgehend in Sicherheit zu bringen. Aber wenn du es wagst, hier noch zwei Tage auszuharren, gibt es vielleicht eine Möglichkeit.«
    »Was soll ich tun?«, fragte Marthe, ohne zu zögern.
    »Du musst herausfinden, wer das Silber in Dragos Stall versteckt hat. Ich werde morgen Hartwigs Leuten nachschleichen, wenn sie Christian von hier wegbringen. Die schaffen ihn ganz sicher nicht nach Meißen. Also werde ich beobachten, wohin sie ihn verschleppen.«
    »Aber Ihr könnt ihnen nicht zu Fuß folgen!«
    »Doch, ich

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