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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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euch ruhig verhaltet«, rief er den Dorfbewohnern zu. »Sollte auch nur einer von euch Bauernpack die Hand gegen meine Leute erheben oder dem Verräter zu Hilfe kommen, ist er des Todes – und noch vor ihm wird euer geliebter Christian sterben. Ist das klar?«
    Dann befahl er den Reisigen: »Brennt das Haus des Verräters nieder!«
    Ein paar Männer machten sich sofort begeistert ans Werk. In der glühenden Sommerhitze fraßen sich die Flammen schnell an den Balken entlang. Zitternd verfolgten die Dorfbewohner die auflodernde Feuersbrunst. Würden die Flammen auch auf ihre Häuser übergreifen, die Felder vernichten?
    Mit aller Kraft stemmte sich Christian hoch und richtete einen beschwörenden Blick auf die Dorfbewohner. Sie durften sich nicht hinreißen lassen und ein Blutbad provozieren. Doch seine Sorge war umsonst. Niemand wagte sich zu rühren.
    Dann traf ihn ein heftiger Hieb in den Nacken und streckte ihn nieder.
    Marthe stieß einen fast unmenschlich klingenden Schrei aus und sank ohnmächtig zu Boden.
     
    Als Marthe durch einen Schwall kalten Wassers wieder zu sich kam, sah sie vor sich das Gesicht des Bergmeisters. »Du musst dich um die Schmiede kümmern, sonst sterben sie«, beschwor Hermann sie. »Sie glühen vor Fieber.«
    Verwirrt blickte sie sich um, dann wurde ihr schlagartig bewusst, was geschehen war. Aus den verkohlten Resten von Christians Haus quoll immer noch beißender Rauch. Aber Hartwig musste wohl erlaubt haben, dass die Dörfler ein Übergreifen der Flammen verhinderten. Sonst wäre das halbe Dorf vernichtet worden.
    Marthe begann am ganzen Leib zu zittern. Dennoch richtete sie sich mühsam auf. »Wo sind Jonas und Karl?«
    »In Jonas’ Haus. Emma und deine Johanna sind bei ihnen«, sagte Hermann.
    Marthe stemmte sich hoch. »Ich gehe schon.« Dann fragte sie: »Und der Herr?«
    »Sie halten ihn schwer bewacht in Ketten und wollen ihn morgen früh nach Meißen schaffen«, gab Hermann bekümmert Auskunft.
    Marthe schleppte sich zu ihrem Haus, um zu holen, was sie für die Misshandelten brauchte. Das Letzte, womit sie dort gerechnet hatte, war ein wütender Wiprecht.
    »Musst du immer nur Unruhe stiften, du gottverdammtesWeibsbild!«, fuhr er sie an. »Um diesen zwei Widersetzlichen zu helfen, hast du meine Tochter der Gefahr ausgesetzt!«
    Das brachte Marthe wieder zu sich. »Einer von diesen Widersetzlichen ist dein Sohn. Hast du das vergessen?«
    »Er ist nicht mehr mein Sohn. Er ist genau wie du – undankbar und aufsässig! Verdammt sollt ihr sein, weil euretwegen beinahe mein kleines Mädchen verstümmelt worden wäre.«
    »Du selbst hast Johanna in Gefahr gebracht, indem du sie zu diesem grausamen Menschen geschickt hast«, schrie Marthe außer sich vor Wut. »Wenn du sie schützen willst, dann sorge dafür, dass sie nicht mehr zu ihm muss. Verstehst du denn nicht, dass das alles ein heimtückischer Plan war, um Christian gefangen zu nehmen? Jetzt werden sie ihn töten!«
    Tränenüberströmt packte Marthe ihren Korb und ging zur Schmiede, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Nachdenklich blickte Wiprecht ihr nach.
     
    Auf dem Weg nahm Marthe das letzte bisschen Kraft zusammen, um ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu bekommen. In Jonas’ Haus erwartete sie genug Elend, da konnte sie nicht auch noch heulend auftauchen, auch wenn sie von Verzweiflung erfüllt war. Immer noch suchten ihre Gedanken nach einem Weg, Christian zu helfen.
    Der Bergmeister und Griseldis saßen in Emmas Haus und betrachteten sorgenvoll die beiden Verwundeten, die auf den Boden gebettet waren. Kuno und Bertram hockten in einer Ecke und sahen sie erwartungsvoll an, Emma und Johanna waren dabei, die blutigen Wunden zu kühlen und auszuwaschen, die von den Hieben mit der dünnen Rute rührten.
    »Sie haben beide schlimmes Fieber«, berichtete Johanna bekümmert. »Ich habe schon kalte Umschläge gemacht. Und wirhaben ihnen zu trinken gegeben, aber keiner hat es bei sich behalten.«
    Bestimmt haben sie zu viel auf einmal getrunken, überlegte Marthe. Jetzt musste sie schnell handeln. Sie kühlte Unterarme und Stirn, legte Schafgarbe auf die blutverkrusteten Rücken, versuchte, das Blut in den erstarrten Gliedern wieder zum Fließen zu bringen und den beiden Todkranken Tropfen für Tropfen Wasser und fiebersenkende Tinkturen einzuflößen. Dann wandte sie sich der Kopfwunde von Jonas zu, die sich entzündet und zu eitern begonnen hatte.
    Johanna und Emma gingen ihr zur Hand. Aber sie bemerkte, dass Emma sich

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