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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Kröte, die mir den Haushalt besorgt.«
    Entsetzt musste Marthe mit ansehen, wie einer der Knechte Emma packte und zu Hartwig zerrte, ein anderer Johanna unter seinen Arm klemmte. Der schrie im nächsten Moment auf, weil ihn das Mädchen in die Hand gebissen hatte. Er setzte sie vor dem Verwalter ab, schlug ihr mit aller Wucht ins Gesicht und umklammerte sie fest.
    Hartwig zog seinen Dolch und hielt ihn Johanna dicht vors Gesicht. Dann lächelte er Marthe eiskalt an. »Gestehe – oder ich stech ihr ein Auge aus.«
    »Nein!« Marthes grauenvoller Schrei hallte durch das Dorf.
     
    Als Christian den Schrei hörte, vergaß er alle Vorsicht. Das war diesmal keine Frau in den Wehen. Das war Marthe in Not. Er trieb Drago zu vollem Galopp und stürmte ins Dorf.
    Am Ufer des Baches brachte er den Hengst zum Stehen. Was er auf der anderen Seite sah, war schlimmer als ein Albtraum: Jonas und Lukas halb tot in einem Block, Kuno und Bertram an den Pfahl gefesselt, Emma und die kleine Johanna in der Gewalt schwer bewaffneter Männer, Hartwigs Messerspitze drohend auf das Auge des vor Angst erstarrten Mädchens gerichtet. Und in der Mitte der Schreckensszene Marthe, vom unerbittlichen Griff eines Mannes zu Boden gezwungen.
    »Lasst diese Leute sofort frei«, forderte Christian.
    »Mischt Euch nicht in Dinge ein, die Euch nichts angehen, Ritter«, gab Hartwig gelassen zurück und richtete seinen Blick wieder auf Marthe, die sich zu seinen Füßen krümmte. »DieseLeute haben sich meinen Befehlen widersetzt und schwere Verbrechen begangen.«
    »Ich habe über diese Menschen Gericht zu halten, wenn sie sich etwas zuschulden kommen lassen. Was werft Ihr ihnen vor?«
    »Die zwei Burschen da sind Pferdediebe und werden morgen gehängt«, begann Hartwig aufzuzählen. »Die im Block haben die Hand gegen Randolf erhoben und müssen noch den Rest ihrer Strafe abbüßen. Und die Weiber haben ihnen heimlich geholfen. Das kann ich nicht dulden.«
    »Die Pferde gehören mir. Lasst die Leute frei – alle«, forderte Christian erneut.
    »Oder was?«, höhnte der Verwalter.
    »Oder ich befreie sie mit dem Schwert«, entgegnete der Ritter und zog die Klinge aus der Scheide.
    »Ihr Narr!« Hartwig lachte. »Noch ehe Ihr durch den Bach seid, habe ich den Weibern die Kehle durchgeschnitten! Und bevor Ihr den Block öffnen könnt, haben meine Männer Euch längst überwältigt.«
    »Sicher. Aber zuvor töte ich mindestens fünf von euch. Und Ihr, Hartwig, seid der Erste.«
    Christian ließ seine Blicke über die Männer auf der anderen Seite des Baches wandern. »Jeder von euch kann überlegen, ob er als Nächster dran sein möchte.«
    Hartwigs Männer tauschten missmutige Blicke. Sie kannten Christians Ruf als bester Schwertkämpfer der Markgrafschaft. Und da war auch noch sein wildes, besessenes Pferd, von dem es hieß, dass es schon Dutzende Leute zu Tode gestampft hatte. »Ich schlage Euch einen Handel vor«, wandte sich Christian wieder an den Verwalter. »Ihr lasst meine Leute frei und schwört, sie künftig in Ruhe zu lassen. Dafür begebe ich mich in Euren Gewahrsam.«
    »Nein«, schrie Marthe erneut auf und wurde dafür mit einem Fußtritt zu Boden gedrückt, der ihr die Luft aus den Lungen presste. Karl ließ ein entsetztes Krächzen hören.
    »Warum sollte ich das tun?«, fragte Hartwig, ohne dem Zwischenruf Beachtung zu schenken.
    »Weil Randolf es auf mich abgesehen hat und nicht auf meine Bauern«, antwortete Christian ruhig.
    Marthe drehte ihren Kopf, und es war ihr gleichgültig, dass Steine ihre Wange zerschrammten. Sie musste ihn noch einmal sehen, das Bild in sich aufnehmen: ein stolzer Reiter mit gezogenem Schwert, aufrecht, beherrscht, bereit, für sie und die anderen in den Tod zu gehen. Denn sie würden ihn töten.
    Es gab keine Hoffnung mehr.
    »Ihr kommt ohne Waffen und ohne diesen verrückten Gaul?«, vergewisserte sich Hartwig mit unruhigem Blinzeln.
    »Zu Fuß und unbewaffnet. Aber zuerst schwört Ihr bei Gott und allem, was heilig ist, dass Ihr und Eure Bewaffneten meine Leute in Ruhe lassen werdet.«
    Hartwig leistete den Schwur. Dann gab er ein Zeichen, die Frauen gehen zu lassen, Kuno und Bertram loszubinden und Karl und Jonas aus dem Block zu schließen.
    Emma rannte zu Jonas, Marthe griff nach Johanna und brachte sie schnell auf die andere Seite des Baches. Dabei richtete sie es so ein, dass sie dicht an Christian vorbeilief.
    »Herr, Ihr lauft in eine Falle«, warnte sie ihn, unfähig, ihre Gefühle zu

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