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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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verbergen.
    Er blickte ihr ruhig in die Augen. »Lukas wird dir helfen. Und nun geh, bring dich in Sicherheit!«
    Er weiß es, dachte Marthe unter Tränen.
    Christian wandte sich von ihr ab, um genau zu beobachten, was auf der anderen Seite des Baches geschah.
    Kuno und Bertram kamen als Nächste.
    »Sorgt dafür, dass Lukas mein Schwert bekommt«, trug Christian ihnen leise auf.
    Jonas und Karl stürzten zu Boden, als sie aus dem Block gezogen wurden. Keiner von ihnen war fähig, aufzustehen, geschweige denn zu laufen, so verkrampft waren ihre Muskeln. Je zwei der Reisigen packten sie auf Hartwigs Befehl an Armen und Beinen, trugen sie durch den Bach und ließen sie unsanft in das Gras nahe dem Ufer fallen. Karl stöhnte auf, als er auf seinen blutigen Rücken stürzte. Jonas wurde erneut bewusstlos.
    »Du musst dich um sie kümmern«, sagte Christian ruhig zu Marthe. Ein letztes Mal sah er in ihre Augen – ein stummer Abschied. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht aufzuschreien.
    Er drehte sich zu seinem Grauschimmel um und sattelte ihn ab.
    Sattel, Zaumzeug und Schwert legte er ins Gras, dann klopfte er Drago auf den Hals. »Geh, mein Freund.«
    Vielleicht würde der Hengst allein in seinen Stall laufen oder sich irgendwann von Lukas dazu bewegen lassen. Vielleicht würde ihn Lukas eines Tages sogar reiten können; er hatte das Zeug dazu.
    Wenn nicht, sollte der Grauschimmel frei sein. Hartwigs Leute sollten ihn nicht einfangen können, um ihn abzuschlachten, wenn sie seinen Willen nicht brechen konnten.
     
    Christian schritt durch den Bach, ohne sich noch einmal umzuschauen. Es hatte eine Zeit gegeben, da war ihm der Tod gleichgültig gewesen, doch das schien lange her zu sein. Jetzt wollte er leben, um die Menschen zu schützen, die sich ihm anvertraut hatten. Aber wenn er sie nur durch seinen Tod schützen konnte, dann sollte es so sein.
    Der Verwalter hatte alle seine Männer herbeigerufen und erwartete ihn mit unverhohlenem Triumph.
    »Ritter Christian, ich bezichtige Euch, die Bewohner des Dorfes zu Aufruhr und Diebstahl angestiftet zu haben. Verhaftet ihn!«
    Auf Hartwigs Zeichen hin warfen sich ein halbes Dutzend Männer auf den Waffenlosen und droschen auf ihn ein.
    Christian wehrte sich nach Leibeskräften, schickte drei zu Boden und brach einem Mann das Nasenbein. Doch dann wurden seine Hände nach hinten gerissen, ein paar gut gezielte Schläge in den Magen ließen ihn zusammensacken.
    Die Männer fesselten ihn und schleiften ihn zu Hartwig.
    Mühsam richtete Christian sich auf.
    »Darüber hinaus werdet Ihr beschuldigt, dem Markgrafen Silber gestohlen zu haben«, fuhr Hartwig fort. »Durchsucht sein Haus!«
    Fünf Männer schwärmten aus, während die anderen mit gezogenen Schwertern Christian umringten und dabei die Dorfbewohner drohend im Blick behielten.
    Niemand unter den Bauern und Bergleuten wagte sich zu rühren.
    Wenig später kamen die Männer mit einem hölzernen Kasten zurück.
    »Das haben wir im Stall gefunden, dort, wo er sonst seinen dämonischen Hengst stehen hat«, grölte einer und klappte die Kiste auf. »Silber, alles noch ungemünzt.«
    Die Dorfbewohner schrien auf. Guntrams Hinrichtung aufgrund der gleichen Anschuldigung war noch keinen Tag her. Würde Hartwig auch Christian hängen lassen?
    Marthe sank in die Knie. Ihre Augen brannten.
    »Ihr seid ein Dieb und ein Verräter an Eurem Lehnsherrn,dem Markgrafen«, rief der Verwalter laut und gab sich keine Mühe, die Freude in seiner Stimme zu verbergen.
    »Das ist eine Lüge. Ihr habt das Silber dort verstecken lassen«, widersprach Christian ruhig.
    »Die Beweise sind eindeutig. Ihr seid ein Ritter, deshalb kann ich Euch nicht am erstbesten Baum aufknüpfen lassen, auch wenn ich es gern täte. Morgen werdet Ihr nach Meißen gebracht, damit Ihr Euch vor dem Markgrafen verantwortet.«
    Marthes Gedanken überschlugen sich auf der Suche nach einem Ausweg. Konnte sie mit Lukas nach Meißen fliehen, Hedwig um Hilfe bitten und Christians Freunde alarmieren? Aber Hartwigs Leute hatten die Pferde behalten, die Kuno und Bertram bei sich führten. Und wo steckte Lukas überhaupt? Außerdem – wenn sie nicht sofort etwas für Jonas und Karl tat, würde keiner von ihnen den Tag überleben. Verzweifelt blickte sie um sich, als würde von irgendwoher Rettung kommen.
    Hartwig war unterdessen bis an den Bach getreten und stellte sich dort breitbeinig auf. »Ich musste schwören, euch in Ruhe zu lassen. Aber das gilt nur so lange, wie ihr

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