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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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sie tot«, befahl Hartwig seinen Männern, die sich sofort in Bewegung setzten.
    Die Menschen um Marthe herum wichen zurück. Nur Wiprecht sah sie an, gab sich einen Ruck und stapfte entschlossen in ihre Richtung.
    Wollte auch er sie töten? Diesmal zögerte Marthe nicht und rannte los. Die Dorfbewohner bildeten eine Gasse und schlossen sie wieder, um ihr einen kleinen Vorsprung vor den Verfolgern zu verschaffen.
    Das Letzte, was sie sah, war zu ihrem Erstaunen und EntsetzenWiprecht, der sich zwischen sie und die Bewaffneten stellte.
    »Lauf«, schrie er ihr zu, ehe er von einem Schwertstreich niedergestreckt wurde.
     
    Marthe rannte wie noch nie in ihrem Leben. Sie lief auf den Wald zu und schlug dann im Schutz der Bäume viele Haken, um die Verfolger in die Irre zu führen. Als die Männer umkehrten und die Hunde holten, watete sie durch einen Bach, damit die Meute ihre Spur nicht aufnehmen konnte.
    Endlich, nachdem sie eine beträchtliche Strecke hinter sich gebracht hatte, kehrte sie um und näherte sich in großem Bogen dem Versteck, das ihr Lukas genannt hatte.
    Es war schon so dunkel, dass sie kaum noch die Hand vor Augen erkennen konnte. Ohne Fackeln würden Hartwigs Leute in der Nacht nicht nach ihr suchen können, falls sie die Hunde wirklich in die Irre geführt hatte. Sie selbst kannte sich in diesem Wald aus wie kein anderer. Oft genug hatte sie hier schon nach seltenen Pflanzen und Wurzeln gesucht.
    Immer wieder hielt sie inne, aber in der Dunkelheit waren weder Geräusche von anderen Menschen zu hören, noch spürte sie etwas, das ihr die Nackenhaare aufrichtete.
    Im Licht des schmalen Mondes näherte sie sich langsam der Höhle, verharrte kurz und kroch dann hinein. Ihre Hände trafen auf etwas Stachliges – ein Igel, der sich im Laub verkrochen hatte, statt im Dunkeln auf die Jagd zu gehen. Behutsam schob sie ihn hinaus, kauerte sich zusammen und begann nachzudenken, während sie wartete.
    Kaspar war der Verräter. Sie war sich ganz sicher. Sein Verhalten nach ihrer Anklage war die letzte Bestätigung dafür. Niemand hatte ihn je groß beachtet, aber seit Christian ihm verboten hatte, seine Frau zu schlagen, musste es heimlich in ihmgebrodelt haben. Nun endlich hatte er Gelegenheit gefunden, sich zu rächen.
    Ob Wiprecht noch lebte? Niemals hätte sie gedacht, dass er sein Leben geben würde, um ihres zu retten. Sie hatten alles andere als eine gute Ehe geführt. Mit Misstrauen, Angst und manchmal sogar Hass war Wiprecht ihr seit der Hochzeitsnacht begegnet. Doch an diesem Morgen hatte er Johanna nicht mehr auf den Herrenhof geschickt, sondern mit dem Bergmeister abgesprochen, dass der das Mädchen in seine Dienste nahm.
    Als er ihr zurief, dass sie wegrennen sollte, hatte sie in seinem letzten Blick so etwas wie die Bitte um Vergebung gesehen.
    Und Christian?
    Sie konnte nicht erklären, woher sie wusste, dass er noch lebte. Noch war Hoffnung.
     
    Trotz der verbundenen Augen wusste Christian, dass der Trupp nicht nach Meißen unterwegs war. Sein Richtungssinn sagte ihm, dass sie auf halber Strecke nach Nordwesten abgebogen waren.
    Es hatte ihn verwundert, dass ihn Hartwigs Männer nicht gleich nach der ersten Biegung hinter dem Dorf erschlagen hatten. Wollten sie sichergehen und ihn so weit entfernt verscharren, damit niemand eine Spur finden würde?
    Denn eines schien klar: Randolf und Hartwig konnten nicht wagen, ihn nach Meißen zu schaffen und dort öffentlich Anklage gegen ihn zu erheben. Dafür waren die Beweise zu fragwürdig, ihre eigenen Missetaten zu ungeheuerlich. Oder stand Otto inzwischen so sehr unter Randolfs Einfluss, dass er auch das hinnehmen würde?
    Als die Kolonne auf Hartwigs Befehl hin hielt, machte sich Christian auf das Ende gefasst. Er hatte vor der Rückkehr insein Dorf gebeichtet und seitdem kaum Gelegenheit gehabt, eine Sünde zu begehen.
    Nur eines bereue ich, dachte er wohl zum hundertsten Mal … Sich nähernde Schritte unterbrachen seine Gedanken.
    Erneut straffte Christian seinen Körper und verwünschte die Augenbinde. Er wollte dem Mann in die Augen sehen, der ihn tötete. Zwei, nein drei sprangen auf den Karren.
    »Wollen wir nicht dafür sorgen, dass es unser tapferer Ritter Christian etwas bequemer hat?«, grölte einer und erntete dafür Gelächter von seinen Kumpanen.
    Christian versuchte, sich zu ihm umzudrehen, doch die Ketten ließen kaum eine Bewegung zu. Dann streckte ihn ein heftiger Schlag auf den Kopf nieder. Das Letzte, was er zu hören glaubte,

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