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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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schlimmenLage als Sieger hervorgegangen war, war wehrlos seinen Feinden ausgeliefert …
    »Kommt«, sagte Marthe zu den beiden, obwohl ihr selbst die Verzweiflung die Kehle zuschnürte. »Er würde nicht wollen, dass ihr alle Hoffnung aufgebt.«
     
    Den ganzen Tag über konnte Marthe das Bild nicht vertreiben, das ihr vor Augen stand: Christian auf dem Gefangenenkarren, in Ketten, von Schlägen gezeichnet und mit verbundenen Augen, aber aufrecht und das Gesicht genau in ihre Richtung gewandt – als wollte er ihr noch etwas sagen.
    Wo mochte Lukas jetzt sein? Konnte er der Kolonne unauffällig folgen, oder hatte er ihre Spur verloren? War er am Ende selbst gefangen genommen worden?
    In ihrer inneren Zerrissenheit war sie sogar unfähig, sich um Emmas Seelenqual zu kümmern. Was hätte sie ihr auch sagen können? Sie umarmte die Freundin, aber sie spürte, dass sie nicht darüber sprechen wollte, was in Hartwigs Haus geschehen war. Würde Emma je mit ihrem Mann darüber reden können, reden müssen?
    Jonas und Karl waren dem Tod immer noch näher als dem Leben, auch wenn es für sie dank Marthes Fürsorge nun Hoffnung gab. Im Verlauf des Tages sank das Fieber, die Entzündung von Jonas’ Kopfwunde schien abzuklingen.
    »Ich werde dieses fette Schwein töten«, keuchte Karl, nachdem ihm Marthe leise berichtet hatte, was inzwischen geschehen war.
    »Ich weiß genau, dass du etwas planst, um Christian zu helfen. Nimm mich mit. Ich will dabei sein – und du kannst es nicht allein tun.«
    »Karl!« Traurig und gerührt zugleich sah Marthe ihn an. Er war längst nicht mehr der schüchterne Junge, als den sie ihnkennen gelernt hatte. Die vergangenen zwei Jahre hatten einen Mann aus ihm gemacht. Doch jetzt konnte er ihr nicht helfen. »Du kannst noch nicht einmal aufstehen!«
    Karl gab keine Antwort, sondern starrte wütend vor sich hin.
    »Ich weiß nicht, was geschehen wird und was ich tun kann«, sagte Marthe leise. »Und wenn ich weggehe, weiß ich nicht, ob ich wiederkomme. Du musst hier bleiben und deine Schwestern beschützen. Versprich mir das.«
     
    Am nächsten Tag kurz vor Einbruch der Dämmerung kehrte Hartwig mit seinen lärmenden Männern ins Dorf zurück.
    »Kommt her, ihr Pack, und hört zu«, rief der Verwalter die Bewohner zusammen, die sich mit misstrauischen und ängstlichen Gesichtern näherten.
    »Ab sofort untersteht das gesamte Dorf mir. Euer geliebter Ritter Christian, der Dieb und Verräter an seinem Lehnsherrn, ist tot.«
    Zufrieden sog Hartwig die entsetzten Schreie und Wehklagen auf, ehe er weitersprach. »Der Verbrecher wollte sich seiner gerechten Strafe durch Flucht entziehen. Dabei wurde er von meinen Leuten erlegt.«
    »Er lügt! Christian lebt!«
    Verblüfft starrte die Menge auf Marthe, die vorgetreten war und eine ruhige, unerschütterliche Gewissheit ausstrahlte.
    »Sei still und bringe nicht noch mehr Unheil über uns«, fuhr Hildebrand sie an, als er endlich seine Sprache wiedergefunden hatte. »Lass deine wirren Träumereien und finde dich ab mit dem, was geschehen ist. Unser neuer Herr ist Hartwig.«
    Hastig verbeugte sich der Dorfälteste in Richtung des Verwalters, der das Geschehen mit lauerndem Blick beobachtete, und rief: »Vergebt ihr, Herr, sie ist nicht bei Trost. Wir werden Euch gehorchen.«
    Einer wird uns alle ganz furchtbar verraten, dachte Marthe.
    War es Hildebrand, der nicht ein einziges Mal das Wort erhoben hatte, um die Dorfbewohner vor Randolf oder Hartwig zu schützen, aber nun sofort dem grausamen Verwalter Gehorsam zusicherte?
    »Christian ist unschuldig. Und er lebt«, wiederholte sie laut.
    »Halt deinen Mund«, geiferte zum Erstaunen aller Kaspar, der sich sonst fast immer im Hintergrund hielt. Sein hasserfüllter Blick flackerte von einem zum anderen. »Woher will sie das wissen? Sie ist besessen.«
    Mit aller Kraft blickte Marthe in seine Augen und erkannte nun endlich, was sie längst hätte sehen müssen. Sie trat einen Schritt auf ihn zu. »Du warst es. Du hast das Silber bei Christian und Guntram versteckt. Du hast sie an Randolf verraten und ausgeliefert.«
    Kaspar zuckte zusammen. Doch dann wies er mit dem Finger auf Marthe. »Sie lügt. Sie ist eine Hexe.«
    »Ja, sie ist eine Hexe«, rief Gertrud. »Sie hat mein Neugeborenes behext, dass es gestorben ist.«
    »Erlöst uns von dem dämonischen Weib! Schlagt die Hexe tot!«, schrie Kaspar zu Hartwigs Leuten hinüber, griff nach einer Axt und schritt auf Marthe zu.
    »Habt ihr nicht gehört? Schlagt

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