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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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gereinigt werden. Das hast du schon getan. Alles andere liegt bei Gott. Aber …«
    Nachdenklich kratzte sich Bartholomäus an der Schläfe und wies auf die schwarzen Wundränder. »Das hier wirst du schneiden und ausbrennen müssen. Sonst überlebt er nicht.«
    Marthe nickte bekümmert. »Dass er überhaupt nicht zu sich kommt, macht mir Sorgen, Pater. Er muss trinken. Aber so kann ich ihm nichts geben.«
    Sie stand auf und wandte sich an Christian und Lukas. »Tragen wir ihn ins Haus?«
    Der Ritter und sein Knappe hoben den Kranken vorsichtig hoch und betteten ihn drinnen nahe der Herdstelle vorsichtig auf ein Fell.
    »Ich habe etwas zu essen gemacht«, meinte Grete, die die ganze Zeit drinnen herumgewirtschaftet hatte. Ein verführerischer Duft nach kräftig mit Zwiebel und Majoran gewürzter Suppe erfüllte das Haus. Ohne zu fragen, füllte sie Holzschüsseln und stellte sie auf den roh gezimmerten Tisch.
    »Können wir ihn so liegen lassen?«, fragte Christian Marthe. Die nickte. »Für einen Moment, ja.« Plötzlich spürte auch sie, wie hungrig sie war. Und für den nächsten Schritt würde sie viel Kraft brauchen.
    Bartholomäus sprach ein Gebet für Raimunds Genesung. Dann löffelten sie hastig die Suppe und aßen von dem Brot, das Grete ihnen reichte.
    Christian sah sich um und schien zum ersten Mal seine Umgebung wahrzunehmen.
    »Ihr habt euch wirklich viel Mühe gegeben mit dem Haus«, meinte er zu Grete. »Die Überraschung ist euch gelungen.«
    Sie strahlte. »Nicht wahr? Guntram hat Euch sogar eine Bettstatt gebaut. Schließlich ziemt es sich nicht, dass Ihr noch länger auf dem Boden schlaft wie wir. Und bevor Ihr einmal eine Braut heimführt, wird er in die Balken Muster schnitzen. Holz für Schindeln hat er auch schon geschlagen, aber das muss noch trocknen. So haben wir erst einmal Grassoden genommen.«
    Die Alte holte tief Luft, dann sprach sie leiser weiter.
    »Irgendwann bekamen wir Angst, Ihr könntet nicht wiederkommen. So wie Eurem armen Freund hier hätte es auch Euch ergehen können. Oder noch schlimmer. Da dachten wir: Wenn wir Euch ein Haus bauen, dann müsst Ihr einfach zurückkommen.«
    Grete verschwieg lieber, dass Hildebrand den Vorschlag wohl auch deshalb sofort aufgegriffen hatte, um sein Gewissen zu beruhigen, denn zu Marthes Vermählung hätte er die Erlaubnis des Ritters einholen sollen, auch wenn sie keine Hörige war. Sie hatte so eine Ahnung, dass diese Hochzeit noch fürÄrger sorgen würde – und das nicht nur, weil sie das Mädchen selbst gern als Schwiegertochter gehabt hätte, wenngleich sie über Martins Verhalten immer noch erbost war.
    Auch Marthes Gedanken kreisten um ihre unglückliche Heirat. Unter gesenkten Lidern warf sie einen kurzen Blick auf Christian. Wie viel hatte er schon erfahren? Wusste er von der Hochzeit? Und von Randolfs Überfall?
    Sie schluckte den letzten Bissen hinunter und stand auf.
    »Werdet Ihr mir beim Ausbrennen helfen, Pater?«, fragte sie Bartholomäus, der ihr zunickte.
    »Ich bin gleich zurück. Ich muss zur Schmiede und schaue auch kurz nach Bertha.«
    Sie bat Jonas, ihr kleines Messer so gut wie möglich zu schärfen und auszuglühen.
    Bertha und dem Neugeborenen ging es gut. Beide schlummerten ruhig, es gab keine Anzeichen für Fieber oder plötzliche Blutungen.
    »Wenn etwas nicht in Ordnung ist, komm gleich zu mir«, bat sie Johanna. Die nickte ernst.
    »Was ist mit dem fremden Ritter, Mutter Marthe?«, wollte die kleine Marie wissen. »Wirst du ihn gesund machen?«
    Sie strich dem Mädchen übers Haar. »Ich weiß es nicht. Er ist sehr krank. Sag deinem Vater, dass ich dort noch lange zu tun haben werde. Und nun schlaft schön – du und Johanna.«
    »Und Karl!«, fügte die Kleine mit gewichtiger Miene hinzu.
    »Und Karl.«
    Bartholomäus hatte inzwischen die Ärmel seiner Kutte ein Stück nach oben gerollt, wie Marthe erleichtert sah. Sie hockten sich neben den Kranken und verständigten sich kurz. »Ich schneide, Ihr brennt?«
    Bartholomäus nickte. »Mönche schneiden normalerweise nicht ins Fleisch und sollen das Blut meiden. Aber wir müssenseinen Körper gegen die Attacken des Bösen kräftigen. Ich habe so etwas oft genug tun müssen, bevor ich mich entschloss, ins Kloster zu gehen.«
    Bei welcher Gelegenheit mochte das geschehen sein?, überlegte Marthe. Pater Johannes hätte nie dergleichen getan. Der sah seine heiligste Pflicht darin, den Menschen Furcht vor ewiger Verdammnis einzuflößen. Nie und nimmer hätte er Fine

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