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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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fröhlichen Lockenkopf, der beim Mahl in Ottos Halle seine junge Frau umarmt hatte.
    »Er und seine Gemahlin – wie stehen sie zueinander?«, fragte sie Christian und nagte an der Unterlippe.
    Der sah irritiert hoch.
    »Ich meine: Bedeutet sie ihm etwas? Und er ihr? Würde sie seinetwegen hierher kommen?« Sie breitete die Arme aus, als wolle sie den entlegenen Weiler umfassen, der nichts von dem zu bieten hatte, was eine junge Edelfrau gewohnt sein mochte.
    Christian verstand.
    »Ja. Sie sind einander sehr zugetan.«
    »Dann holt sie her. Vielleicht kann sie seine Seele zurückrufen. Ich habe getan, was ich konnte.«
    Christian weckte Lukas. »Reite so schnell du kannst und bring Elisabeth her!«
    Der Knappe ließ sich von Grete etwas zu essen geben und machte sich sofort auf den Weg.
    »Sprecht mit ihm«, ermunterte Marthe Christian erneut und wies auf seinen Freund. »Sagt ihm, dass seine Liebste auf dem Weg hierher ist. Er soll ja nicht wagen, sich davonzustehlen.«
    Sie fühlte sich kläglich und ging nach draußen. Dort blieb sie einen Moment stehen, um die klare, kühle Morgenluft einzuatmen.
    Christian trat neben sie. »Du glaubst, die Liebe könnte ihn ins Leben zurückrufen?«
    »Ja.«
    Christian erstarrte. Bemüht, alle Bitterkeit aus seiner Stimme herauszuhalten, sagte er schließlich: »Und willst du selbst ohne Liebe leben?«
    Die Antwort kam schnell. Zu schnell. »Die Mädchen brauchten eine Mutter. Und Wiprecht ist ein guter Mann.«
    »So. Ist er das? Und woher stammt das?« Seine Stimme klang auf einmal hart, doch die Berührung, mit der er über den Bluterguss um ihr linkes Auge strich, war zart.
    »Ich bin gestürzt«, murmelte Marthe, während ihr Blick starr auf den Boden gerichtet blieb. Bei Gott, jetzt rede ich schon wie Irmhild, dachte sie beklommen.
    »Wirklich?«
    Christians Fürsorge weckte in ihr für einen Moment den Wunsch, sich ihm anzuvertrauen. Doch das durfte nicht sein.
    »Es ist gut, Herr«, sagte sie, so fest sie konnte, und sah an ihm vorbei.
    Christian zögerte. Durfte er weiter in sie dringen? Vater Bartholomäus hätte nie eine Ehe geschlossen ohne das Einverständnis der Brautleute.
    »Dann meinen Glückwunsch«, antwortete er schließlich und ging wieder ins Haus.
     
    Bei Einbruch der Nacht kehrte Lukas zurück, von Elisabeth und Amalia, einer älteren Witwe, begleitet.
    Sofort stürzte die junge Frau auf Christian zu. »Wo ist er? Wie geht es ihm?«
    Christian begleitete sie ins Haus. »Er lebt. Das ist alles, was ich sagen kann. Jetzt braucht er dich.«
    Er reichte ihr etwas zu trinken und stellte ihr Marthe vor.
    »Legt Euch zu ihm, wärmt ihn, sagt ihm, dass Ihr da seid!«, riet die junge Kräuterfrau.
    Lukas und Christian hoben Raimund vorsichtig hoch und legten ihn auf die Bettstatt, die Guntram gezimmert hatte.
    Mit Tränen in den Augen folgte ihnen Elisabeth.
    »Liebster«, flüsterte sie. »Hast du mir nicht versprochen, auf dich aufzupassen?«
    Vorsichtig strich sie über Raimunds Gesicht.
    Marthe drehte sich zu Christian um. »Wir lassen sie besser allein, Herr. Ruft mich, wenn sich etwas tut«, sagte sie dann zuElisabeth. »Grete wird sich um Euch kümmern und mir Bescheid geben, wenn Ihr oder Euer Gemahl mich braucht.«
    Dann ging sie mit schleppenden Schritten, müde und in der Seele ganz wund, zu der Unterkunft, wo Wiprecht schon auf sie wartete.
    Christian sah ihr nach und versuchte zu verdrängen, was ihn quälte.
    Noch war etwas zu erledigen.
     
    Lukas hatte gleich bei der Ankunft signalisiert, dass er wichtige Neuigkeiten aus Meißen brachte.
    Der Knappe war dabei, die Pferde zu tränken und zu füttern.
    »Gut gemacht!«, lobte Christian und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Du musst geritten sein wie der Leibhaftige.«
    »Wie der Leibhaftige mit zwei Damen auf braven Stuten im Schlepptau«, meinte der Knappe grinsend. »Ich muss sagen, ich habe noch nie eine Frau so schnell packen sehen wie Elisabeth.«
    »Du konntest trotzdem mit Gero und Richard sprechen?«
    »Ja. Die beiden haben sich umgehört nach den Reisigen, die nach Marthe gesucht hatten«, berichtete Lukas. »Zwei Fremde, auf die ungefähr die Beschreibung passt, wollten sich beim Hauptmann der Wache in Dienst nehmen lassen. Doch der hat sie zur Burgwartei Mochau geschickt. Ob sie dort noch sind, wissen wir nicht.«
    »Jedenfalls sind sie vorerst aus dem Weg. Aber wir halten besser die Augen offen.«
    »Es gab schlechte Nachrichten für Hedwig und Otto«, fuhr Lukas fort.

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