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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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»Rabenschwarze. Der Kaiser ist vor Rom gescheitert, eine gewaltige Epidemie hat fast das ganze Heer vernichtet. Das Sumpffieber hat 2000 Mann weggerafft – unter ihnen auch Rainald von Dassel.«
    Christian erstarrte für einen Moment.
    »Wie hat der Kaiser reagiert?«, fragte er schließlich.
    Lukas senkte die Stimme. »Bestürzt und zornig. Er soll gewütet haben, ohne den Aufstand der Fürsten hätte Herzog Heinrichs Heerbann ihn begleitet und die Niederlage wäre ihm erspart geblieben. Das einzig Gute: Er wird ein paar Monate zu tun haben, bis er sich aus Italien zurückziehen kann und wieder hier eintrifft. Vielleicht ist sein Zorn bis dahin verraucht.«
    »Was sagt Otto?«
    »Schweigt. Aber Hedwig ist kreidebleich geworden, als der Bote Rainalds Tod vermeldete, meint Gero. Zumal es heißt, dass die Kölner Bischöfe ohne Rainald die Rebellion nicht weiter unterstützen wollen.«
    Christian dankte seinem Knappen für die Neuigkeiten. Doch der wollte sich noch nicht wegschicken lassen. »Was meint Ihr? Bekommen wir Ärger mit dem Kaiser?«
    »Den haben wir schon. Bisher hat Friedrich immer versucht, zwischen den gegnerischen Lagern zu vermitteln, wenn auch immer nur mit vorübergehendem Erfolg. Aber wenn sich sein Unglück in Italien fortsetzt, dann steh Gott uns allen bei!«
     
    Nachdem Lukas die Pferde versorgt hatte, ging er Marthe suchen. Seine Wut über ihre Hochzeit war längst nicht vergangen, aber er hatte ein schlechtes Gewissen wegen seines schroffen Verhaltens. Ganz und gar unritterlich. Außerdem hatte er etwas für sie mitgebracht. Allerdings hätte er nie gedacht, dass er es ihr als Hochzeitsgeschenk überreichen würde.
    Ihm war nicht entgangen, wie traurig sie war. Als wäre ein Stück von ihr gestorben. Was mag sie nur getrieben haben, dieser Heirat zuzustimmen?, rätselte er. Er beschloss, sich später unter den Burschen umzuhören.
    Schnell fand er Marthe am Bach, wo sie schon wieder Wasser schöpfte.
    »Sieh mal, ich hab dir was mitgebracht«, sagte er und hielt ihr ein zappelndes Bündel entgegen.
    »Ein Kätzchen!« Gerührt drückte sie das grau gestreifte kleine Wesen an ihre Wange. Sogleich fing das Katzenjunge an zu schnurren.
    »Sie mag dich.« Lukas freute sich.
    »Danke, junger Herr!«, sagte Marthe mit kläglichem Lächeln. Lukas wollte etwas erwidern. Doch dann stapfte er wortlos davon.

Vertrauliche Gespräche
     
    Raimund öffnete am nächsten Nachmittag zum ersten Mal wieder die Augen. Zum Sprechen waren seine Kehle und sein Mund zu ausgedörrt, er gab nur ein leichtes Stöhnen von sich und bewegte sich unter den Decken. Elisabeth begann erleichtert zu weinen und streichelte sein Gesicht.
    Die alte Grete rief Marthe herbei und verbreitete bei der Gelegenheit im ganzen Dorf die Neuigkeit, was Erleichterung und Freude hervorrief. Was wäre gewesen, wenn der fremde Ritter bei ihnen zu Tode gekommen wäre? Vielleicht hätte sein mächtiger Lehnsherr nicht nur Marthe, sondern sie alle bestraft?
    Unter Marthes pflegenden Händen machte der Kranke schnell Fortschritte. Zwar war er furchtbar abgemagert, aber er fieberte nicht mehr. Geduldig steigerte sie langsam die Wasserrationen, die sie und Elisabeth abwechselnd Raimund einflößten.Bald konnte Marthe Grete eine kräftigende Brühe und Haferbrei für den Kranken kochen lassen.
    Nach ein paar Tagen hielt es Raimund nicht mehr länger auf dem Lager, und er unternahm erste humpelnde Schritte. Marthe ließ ihn gewähren, obwohl sie gemeinsam mit Elisabeth darauf achtete, dass er sich nicht überanstrengte. Die Wunde an seinem linken Bein war tief und schmerzte, aber sie heilte gut. Ob er mit dieser Verletzung je wieder würde richtig laufen können, hing auch davon ab, ob er die Sehnen und Muskeln wieder kräftigen konnte.
    Nach drei Wochen war Raimund so weit wiederhergestellt, dass Christian ihm anbot, nach Meißen zu reiten und ein Fuhrwerk herzubringen, das ihn und die Frauen abholen könnte.
    Doch Raimund lehnte ab.
    »Zu Pferd werde ich nach Meißen zurückkehren und nicht anders«, erklärte sein Freund fest entschlossen. »Du hältst es hier doch noch ein paar Tage aus, mein Herz?«, fragte er Elisabeth, die sich an ihn schmiegte.
    »Ich will, dass du gesund wirst. Das ist alles, was zählt.«
    Nur Witwe Amalia, die Elisabeth als Gesellschafterin begleitet hatte, um über ihren Ruf zu wachen, rümpfte die Nase, was Christian nicht entging, ihm aber gleichgültig war.
    Die junge Frau seines Freundes hatte sich derweil die

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