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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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war Anton so fordernd, so ungezügelt gewesen. Ein
angenehmes Kribbeln begann in ihrem Magen, schlich rasch zwischen
ihre Schenkel, wo eine heftige Sehnsucht nach etwas Namenlosem
erwachte. Sie hörte sich seufzen und sah, wie er die Knöpfe
ihrer Jacke zu öffnen begann. Bald schon glitten seine Lippen am
Ausschnitt des Korsetts entlang. Ein leises Wimmern drang aus ihrer
Kehle.
         »Hilf
mir, diesen verdammten Panzer aufzuschnüren«, drängte
Anton. »So sehr mir schmale Taillen gefallen, manchmal wünsche
ich mir eine Frau ohne Korsett.«
         Viktoria
richtete sich auf, doch in dieser Haltung geriet auch ihr Kopf wieder
ins Gleichgewicht.
         »Wir
sollten vielleicht warten, bis wir verheiratet sind«, meinte
sie zögernd und zog ihre Jacke wieder zu, um sich selbst vor der
Versuchung zu schützen. Über Tabus zu spotten war eine
Sache. Doch sie staunte, wie viel Unbehagen ihr die Vorstellung
einflößte, diese Tabus selbst endgültig zu brechen.
         »Mein
Gott, sei nicht so altmodisch, Vicki! Du warst doch sonst keine
unnahbare Zierpuppe wie all die adeligen Damen, die mir vor dir
präsentiert wurden. Das mochte ich immer an dir.«
         Viktoria
rieb sich die Schläfen. Anton hatte verärgert geklungen und
so kannte sie ihn nicht. Zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass sie
ihn verlieren könnte, denn sie waren noch nicht verheiratet. Sie
zwang sich mit klarem Verstand abzuwägen. Was Anton jetzt
wollte, würden sie früher oder später ohnehin
miteinander tun. Warum einen Streit riskieren, wenn sie sich selbst
weiter nach seinen Berührungen sehnte? Mit einem Schulterzucken
streifte sie die Jacke von ihrem Oberkörper, sodass er die
Verschnürung des Korsetts an ihrem Rücken lösen
konnte. Dann ging alles sehr schnell.

    ******

         Viktoria
starrte die Wolken an, die am Himmel vorbeizogen. Sie formten sich zu
Gesichtern, zu Schiffen, zu Drachenköpfen. Kurz blickte sie zu
ihrem rechten Arm, an dem immer noch das Geschenk ihres Vaters hing.
         »Wohin
soll unsere Hochzeitsreise gehen?«, flüsterte sie Anton
ins Ohr. Er wandte ihr den Kopf zu. Seine zufriedenen, entspannten
Gesichtszüge brachten die Welt wieder in Ordnung. Sie vergaß
den bis zu ihren Hüften hochgeschobenen Rock und das Brennen
zwischen ihren Schenkeln. Nur beim ersten Mal war es für eine
Frau unangenehm, hatte Anton versichert. So hatten sie die Aussicht
auf eine vergnügliche Hochzeitsnacht. Entschlossen schob sie das
Gefühl, benutzt und beschmutzt worden zu sein, aus ihrem
Bewusstsein.
         »Keine
Ahnung. Wo möchtest du hin?«, beantwortete er etwas
gelangweilt ihre Frage. Viktoria hätte sich gewünscht, dass
er selbst einen Vorschlag machte, aber sie verdrängte ihre
Unzufriedenheit.
         »Griechenland
vielleicht. Du kannst mir die Statuen zeigen.«
         Anton
stieß ein glucksendes Lachen aus.
         »Da
kommst du nur auf dumme Gedanken und siehst dich nach den schönen
Griechen um. Irgendwann hast du mich ganz vergessen.«
    Er
kniff sie sanft in den Oberarm. Viktoria fühlte ihre gute Laune
neu erwachen. Anton war der Mann, den sie wollte, und nichts an dem,
was gerade geschehen war, konnte daher falsch sein.
         »Wir
könnten auch nach China fahren«, sprach sie den
allerersten Gedanken aus, der sich in ihrem Kopf geregt hatte. Anton
stützte sich auf seinen Ellbogen und blickte ihr mit einem
verschmitzten Lächeln ins Gesicht.
         »Also
China ist wirklich verdammt weit weg. Da sehen die Leute sehr komisch
aus.«
         Er
presste seine Finger an die äußeren Winkel seiner Augen
und zog sie nach oben. Dann streckte er die Zunge raus. In Viktorias
Magen begann erneut der Ärger zu kribbeln. Manchmal benahm Anton
sich unnötig dämlich.
         »Mein
Vater hat wunderschöne Kunstwerke aus China bekommen«,
beharrte sie. »Aus diesem Grund würde ich wirklich gern
einmal hinfahren.«
         »Wie
meine reiche Erbin befielt. Sie mag mich willenlosen Sklaven bis ans
Ende der Welt schleppen.«
         Anton
ließ sich mit einem weiteren bühnenreifen Seufzer wieder
ins Gras fallen. Auf der Außenalster zogen die Umrisse von
Schiffen vorbei. Viktoria überkam plötzlich Unbehagen. Ob
die Passagiere sie hier im Gras mit dem Geliebten liegen sehen
konnten? Vermutlich nicht, denn sie waren von Büschen umgeben,
durch die sie hindurchspähten. Ein böser Gedanke schlich
sich in ihren Kopf. War Anton früher wirklich nur zum Angeln
hierher gekommen?

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