Das Geheimnis der Mangrovenbucht
daß er deshalb ziemlich
unglücklich und mürrisch ist.«
»Na also, stimmt doch. Eine
merkwürdige Sammlung. Ein Hexendoktor, eine Tiernärrin, ein merkwürdiger alter
Schiffer und ein in Geheimnissen brütender Farmer. Trotzdem, Verity, so
interessant ich das Studium Ihrer Nachbarseelen auch finden mag, ich muß jetzt
in die Stadt fahren. Der Zustand meiner einzigen Hose verlangt es; obwohl der
Anblick des bis in die Knie im Sumpf eingesunkenen Rutherford zweifellos dieses Mißgeschick wettgemacht hat, noch dazu, wo sich nicht
ein einziger Fluch seinem Munde entrang.«
Verity lächelte. »Ja, Sie
werden etwas brauchen, während ich diese Hose reinige. Pauline, warum fährst du
nicht mit? David muß zu seiner Hütte zurück, und diesmal werde ich wirklich
schlafen gehen. Ich war schon seit einer Woche nicht mehr in der Stadt, und es
gibt eine ganze Liste von Besorgungen zu erledigen. Außerdem kannst du Anthony
bei der Wahl einer eleganten Hose behilflich sein.«
»Was das anbetrifft, so wird er
mich bestimmt nicht fragen. Er weiß doch immer alles am besten. Aber ich werde
deine Einkäufe besorgen, Verity. Ich weiß, wie Männer derartige Dinge
erledigen.«
»Und was Frauen für Komplimente
machen«, fügte Anthony hinzu. »Also schön, ich werde Sie eben ertragen müssen.
Mein Wagen steht nicht weit von hier. Ich hole ihn. David, gehst du schon?«
»O ja, er muß gehen«, sagte
Verity hastig, wobei ihre Stimme durchblicken ließ, daß er nicht wiederkommen
sollte. Doch dann ging sie mit ihm zur Türe, und die anderen hörten sie sagen:
»Nein, nicht am Strand. Nirgends, David. O bitte, frag mich nicht...«
Als sie zurückkam, sagte sie zu
Anthony: »In dieser Hütte ist zu wenig Platz für zwei Männer. Bleiben Sie doch
hier. Pauline und ich würden Sie gerne bei uns behalten.«
Anthony zögerte. »Ich hatte an
das Hotel gedacht«, sagte er, »aber wenn Sie so liebenswürdig sind... also
dann, vielen Dank, Verity. Ich werde auf jeden Fall die Aufgabe eines
Wachhundes übernehmen.«
»Als ob wir einen bräuchten«,
fügte Pauline unnötigerweise hinzu und ging die Treppe hinauf, um ihr einziges
hübsches Kleid anzuziehen. Der Gedanke an diese Expedition nach Willesden — dieser Kleinstadt, die ihr gestern noch als der
traurigste Ort der Welt erschienen war — erfüllte sie mit freudiger Neugier.
6. Kapitel
Sie gingen am Polizeirevier
vorbei. Durch das Fenster konnten sie den beim Telefon sitzenden Sergeanten
erkennen.
»Zitiert wahrscheinlich gerade
den größten und besten Detektiv herbei«, kommentierte Anthony. »Jetzt werden
wir ihn endlich mit diesen Typen in Kriminalromanen vergleichen können. Ob er
Pfeife raucht und einen Helfershelfer namens Watson hat? Ob er stillsitzt und
seine kleinen, grauen Zellen arbeiten läßt? Oder ob er vielleicht strickt —
bisher gibt es noch keinen strickenden Detektiv, aber vielleicht werden wir
einen haben — möglicherweise ist er ein Liebhaber von klassischen Zitaten und
macht immer leichte Anspielungen auf seine adelige Abstammung. Aber, das alles
werden wir bald sehen.«
»Ich begreife nicht, wieso Sie
sich über das alles nur lustig machen können. Das ist entsetzlich.«
»Aber vielleicht etwas weniger
entsetzlich, wenn man die Dinge nicht ganz so tragisch nimmt.«
»Einen Mord kann man nicht auf
die leichte Schulter nehmen.«
»Ich kann alles auf die leichte
Schulter nehmen, selbst charmante Mädchen, die plötzlich völlig kopfscheu
geworden sind.«
»Ach was, es hat überhaupt
keinen Sinn, mit Ihnen zu sprechen. Heute früh waren Sie vernünftig, aber
jetzt...«
»Ich habe mich von meinem
momentanen Versagen erholt und bin wieder vernünftig geworden. Da sind wir.
Jetzt geht jeder von uns seiner Wege, und dann treffen wir uns wieder im Pub zu
einem Drink.«
»Ich dachte, Sie wollten meine
Meinung hören über elegante Herrenkleidung?«
»Ich werde mich alleine
durchschlagen und Ihnen das Ergebnis vorführen — ein schauerliches, wenn man
sich diese Geschäfte ansieht.«
Pauline ließ sich mit ihren
Einkäufen Zeit. Sie machte einen Spaziergang durch die kleine Stadt und zeigte
sich sehr interessiert, als sie einen großen Gebäudeblock sah, über dessen
Haupteingang der Name » Holder’s Buildings «
stand. Da fiel ihr Dibbles Bemerkung wieder ein, daß
dem toten Mann die halbe Stadt gehört habe. Aber ganz abgesehen davon, schien
niemand darin den Tod des wichtigsten Bürgers zu bedauern. Es herrschte nur
überall eine
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