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Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Titel: Das Geheimnis der Mangrovenbucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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irgendeine geheimnisvolle Kraft. Er ist ein sehr
selbstherrlicher, kleiner Mann, aber das liegt daran, daß er sich wirklich für
berufen hält. Ich werde nie vergessen, wie er die arme kranke Katze behandelte;
ich würde ihm jedes Tier anvertrauen.«
    »Auch jeden Menschen?«
    Ada zögerte, dann zwinkerte
sie. »Jetzt wollen Sie mich aushorchen, und das lasse ich nicht zu. Fahren Sie
mit Ihrem Verhör fort, und versuchen Sie bitte nicht, mich zu sehr zum Reden zu
bewegen. Sagen Sie mir, Mr. Middleton, wie steht es mit Ihren Fohlen in dieser
Saison?«
    Jim berichtete ihr ausführlich
und begeistert, dann ergriff Wright, der bisher geduldig zugehört hatte, das
Wort. »Weil wir gerade von Pferden sprechen, was ist eigentlich mit Ihren
beiden Pferden, Mrs. Morton? Reiten Sie noch?«
    »Nein. Ich nicht. Die Pferde
sind alt, und ich bin es auch. Möchten Sie sie gerne anschauen, Mr. Middleton?
Die Mähre war in ihrer Jugend sehr gut, aber jetzt ist sie alt und lahm, das
arme Mädchen.«
    Jim kam sich etwas hinterlistig
vor, als er darum bat, sie anschauen zu dürfen.
    »Ich glaube, ich fange sie
besser ein«, sagte Ada, mit einem Strick in der Hand. »Sie ist ziemlich
empfindlich.« Doch Jim lächelte.
    »Keine Angst. Ich erwische sie
schon.«
    »Das gelingt nur sehr wenigen
Menschen. Milward mag sie natürlich gerne, Verity
darf sie auch streicheln, aber ansonstenwendet sie sich
von den meisten Leuten ab — aber nicht von Ihnen«, schloß sie überrascht, als
Jim auf die Mähre zuging, sanft zu ihr sprach und ihr schließlich zärtlich den
Hals kraulte. Das alte Pferd wandte den Kopf, blickte ihn neugierig an und
stand still. Ada lachte. »Ich vergaß, daß ich mit einem Fachmann spreche. Aber
was soll das eigentlich alles bedeuten? Sie wollen doch nicht nur einfach meine
alte Freundin streicheln? Ich sehe, daß aus Ihrer Tasche ein Maßstab
herauslugt. Ihre Hufe? Das dachte ich mir. Na ja. Ich glaube, ich stelle jetzt
besser keine Fragen mehr, sondern halte den Mund.«
    Jim blickte vom Huf der Mähre
hoch und grinste sie an. »Die Schuld liegt beim Inspektor, Mrs. Morton. Sie und ich, wir müssen herausfinden, um welche Fährte es sich handelt.
Sagen Sie, haben Sie einen Sattel?«
    Sie nickte und setzte wieder
ihr belustigtes Lächeln auf. »Sie können mir doch nicht einreden, daß der
Inspektor einen kurzen Galopp ausprobieren will? Er sieht nicht gerade wie ein
Reiter aus — und Sie wieder zu sehr, um ein Pferd mit einem Hahnentritt zu
reiten. Ja, ich habe einen Sattel, aber er ist alt und verstaubt. Sie müssen
ihn erst reinigen, wenn Sie ihn benützen möchten. Und mein Zaumzeug besteht
leider auch nur aus dem Kopfstück. Die Zügel sind im Laufe der Zeit brüchig und
schlecht geworden. Aber vielleicht läßt sich für den Inspektor ein Stück Seil
finden«, und wieder lachte sie. Diesmal lachte Jim mit, sehr zu Wrights Ärger.
Diese Frau war intelligent genug, um sie in die Irre zu führen. Ob sie
vorhatte, das zu tun?
    Doch als sie die beiden zum
Schuppen führte und ihnen den Sattel zeigte, rief sie überrascht aus: »Verdammt
noch mal — bitte entschuldigen Sie den wenig damenhaften Ausdruck. Aber wer hat
denn diesen Sattel von der Wand genommen und gereinigt? Als ich ihn das letzte
Mal sah, war er voller Staub, und eine freundliche, alte Spinne hatte darüber
ihr Netz gewoben. Und jetzt ist er ganz sauber. Es würde mich nicht
überraschen, Inspektor, wenn Sie mir jetzt die Handschellen anlegen würden. Sie
müssen ja annehmen, daß ich Sie belogen habe.«
    Wright erwiderte ernst: »Ich
glaube nicht, daß Sie gelogen haben, Mrs. Morton;
aber ich glaube, daß jemand innerhalb der letzten Tage diesen Sattel benützt
hat — und zwar ohne Ihr Wissen.«
    »Aber wozu denn? David und
Walker sind die einzigen Reiter in der Umgebung, und beide haben ausgezeichnete
Sättel. Wer möchte denn schon dieses alte Ding benützen — und wozu auch?«
    Zum ersten Mal war sie wirklich
verwirrt und besorgt. Sie blickte Jim mit ihren klaren, blauen Augen an und sagte:
»Ich bin froh, daß Sie gekommen sind. Sie werden alles aufklären können. Nicht,
daß ich dem Inspektor nicht vertraue, aber man braucht eben einen Reiter und
Pferdekenner, um derartige Dinge herauszufinden. Ich möchte auf jeden Fall
wissen, wer sich an meiner alten Mähre und an meinem Sattel zu schaffen gemacht
hat.«
    Wright erwiderte: »Wir werden
unser Bestmögliches tun, Mrs. Morton, aber sie müssen
uns ein wenig Zeit geben. Los, Jim, kommt jetzt. Wir

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