Das Geheimnis der Mangrovenbucht
sehen nach, ob wir noch
andere Hufspuren finden; und dann werden wir Ihnen sagen können, Mrs. Morton, wer sich an Ihre Besitztümer herangemacht
hat.« Dann verließen sie die Männer eilig in Richtung der Straße.
»Auf jeden Fall kommen wir
weiter. Zuerst das Pferd, dann der Sattel und die Hälfte des Zaumzeuges. Jetzt
müssen wir noch den Mann finden. Vorläufig müssen wir uns jedoch erst bemühen,
auch an anderen Stellen Spuren zu finden. Für diesen Hahnentritt müssen wir
Gott danken, obwohl Mrs. Morton das nicht unbedingt
zu hören braucht. Hier gibt es nichts. Die Straße ist zu hart. Gehen wir lieber
zu Walker hinauf und schauen wir, ob wir dort einige Spuren finden. Genügend
Schmutz und Schlamm gibt es dort ja.«
»Aber ich dachte, du hättest
ihn von der Liste gestrichen. Und warum sollte er sich ausgerechnet eine
empfindliche, alte Mähre aussuchen, wenn er vermutlich ein eigenes, ruhigeres
Pferd besitzt?« fragte Jim, und Wright stimmte ihm mit einem nachdenklichen
Nicken zu.
»Das ist ein Argument. Die
ganze Angelegenheit wird immer verzwickter. Jetzt suchen wir erst einmal die
Grundstücke der Nachbarn hier ab. Zuerst einmal zu Taylor.«
Das Ergebnis war negativ. Weder
im Garten noch auf dem weichen Torfboden, der zwischen dem Gartentor und der
Straße lag, fanden sich irgendwelche Spuren, die auf die Schritte eines Pferdes
hingewiesen hätten. Wright mußte brummelnd zugeben, daß — zumindest für den
Augenblick — Taylor nicht in Frage käme, dieses seltsame Pferd geritten zu
haben.
»Und jetzt zu Mrs. Holder«, sagte er und richtete nach einer vergeblichen
Suche sein Rückgrat wieder auf.
»Warum dort? Ich dachte, sie
wäre auch nicht mehr auf der Liste.«
»Wir waren uns nur darin einig,
daß sie nicht in der Lage wäre, eine Leiche auf den Rücken eines Pferdes zu
heben. Aber sie hätte das Pferd einfangen können und David die Arbeit
verrichten lassen. Du hörtest doch, daß Mrs. Morton
sagte, Verity käme mit dem Pferd sehr gut zurecht.«
»Ja. Sie und dein Hexendoktor.
Aber ich glaube, daß wir mit diesen Vermutungen nicht viel anfangen können.«
»Ich sehe schon... jetzt fängst
du mit der Geschichte der wahren Liebe an. Trotzdem werde ich nachsehen.«
Sorgfältig suchten sie den
Zufahrtsweg und das Gras ab, das zwischen dem Haus und der Straße lag, aber sie
fanden nichts. Während ihre Köpfe über diese Aufgabe gebeugt waren, kam ein
Mädchen aus dem Hause gerannt. Jim richtete sich auf und warf ihr einen
anerkennenden Blick zu. Das konnte nicht die trauernde Witwe sein, überlegte
er. Dieses hübsche junge Ding erweckte keineswegs den Eindruck einer Madonna;
sie sah eher aus, als ob sie Holder oder jedem anderen Kerl den Garaus machen
könnte. Ihm gefielen ihr offener Gesichtsausdruck und ihre Freimütigkeit, mit
der sie herausplatzte: »Was machen Sie denn da? Suchen wohl Zigarettenstummel
oder etwas Ähnliches? Ich wußte nicht, daß Detektive heutzutage so arbeiten.
Sie sind bestimmt Mr. Middleton. Ich habe schon über Sie gelesen und bin sehr
froh, daß Sie da sind«, worauf sie ihm spontan ihre Hand zur Begrüßung
entgegenstreckte.
Doch dann blickte sie plötzlich
sehr ernst drein und fragte: »Oh? Geht es um die Hufspuren? Haben Sie welche
gefunden? Mr. Middleton, Sie kennen sich doch mit Pferden aus. Sie glauben doch
nicht, daß diese Fährten von Davids Pferd stammen, oder? Bitte sagen Sie, daß
das nicht der Fall ist.«
Jim lächelte sie an und mißachtete Wrights abweisenden Blick. Dann sagte er: »Ich
bin kein Polizist, Miss Marshall, daher muß ich auch keine Diskretion wahren:
Also, diese Hufspuren stammen nicht vom Pferd Ihres Bruders. Daran besteht kein
Zweifel.«
»Oh, dafür möchte ich Sie am
liebsten umarmen. Sie sind ein Schatz. Ich wußte, daß Sie zu vernünftig sind,
um so etwas zu glauben. Aber die Polizei hat eben so einseitige Gedankengänge«, zwitscherte sie, wobei sie Wright boshaft anlachte,
der jedoch ihr Lächeln völlig unbeeindruckt erwiderte. Dann fuhr sie aufgeregt
fort: »Aber von wem stammen denn dann die Spuren? Ich meine, von welchem Pferd?
Aber der Inspektor erlaubt wahrscheinlich nicht, daß Sie mir das sagen. Doch
die Hauptsache ist schließlich, daß sie nicht von Davids Pferd sind. Tausend Dank,
Mr. Middleton. Ich muß das jetzt sofort Verity sagen.« Sie rannte davon, drehte
sich noch einmal um und rief Wright lachend zu: »Das möge Ihnen eine Lehre
sein, nicht mehr so gehässig und argwöhnisch zu sein.«
Jim lächelte,
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