Das Geheimnis der Mangrovenbucht
als sie sich
umdrehten. »Haben Sie jemals einen Menschen gekannt, der sich so oft in die
Nesseln setzte und immer wieder heil herauskam? Trotzdem sagt man, daß er ein
hervorragender Pilot sei, der keine Angst kennt.«
»Wer immer dieses >man<
auch sein mag, jedenfalls ist das ausnahmsweise richtig. Der alte Barney war
ein toller Bursche, als er im Pazifik war. Er war fast noch ein Kind —
natürlich hatte er ein falsches Alter angegeben —, aber es gab unzählige
Geschichten über seine Taten. Er war schnell wie der Blitz und kannte keinerlei
Skrupel.«
»Ich nehme an, daß Sie ihn
häufiger in Ihrem Flieger-Club treffen?«
»Wenn er etwas freie Zeit hat.
Er ist bei weitem der beste Mann, den wir haben, aber immer mit irgend etwas Verrücktem beschäftigt.«
»Er müßte doch allmählich
vernünftiger werden, obwohl er anscheinend nie altert. Warum er eigentlich
nicht geheiratet hat? Ich glaube, daß er irgendein Mädchen sehr gern mochte,
das aber dann auf merkwürdige Art starb. Ich kenne aber den Namen nicht, wissen
Sie ihn?«
»Mein liebes Kind, ich habe
andere Dinge zu tun, als auf Tratschgeschichten zu
hören«, gab Anthony in einem derart vernichtenden Ton zurück, so daß Pauline
sofort davon überzeugt war, daß er die ganze Geschichte kannte. Sie sagte
beleidigt: »Sehr überlegen, wie üblich. Jetzt werde ich mich aber auf die Suche
nach dem freundlichen Mr. Middleton machen. Ich glaube, ich kann aus ihm
herausbringen, was sie über die Hufspuren beschlossen haben. Versuchen wir es
zunächst beim Heiler.«
Dort fanden sie ihn auch, in
dem winzigen Garten auf- und abgehend. Er wies mit seinem Kopf warnend zum
Haus. »Gehen Sie lieber nicht hinein. Wright versucht, diesem Burschen Vernunft
beizubringen. Er ist ein sturer, alter Teufel.«
In diesem Augenblick erschien
der Inspektor an der Türe, gefolgt vom Heiler, der verärgert ausrief: »Sie
beschuldigen mich, Sir? Sie wagen es, einen Mann, der sich ausschließlich der
Erhaltung des Lebens widmet, zu beschuldigen, einen Menschen umgebracht zu
haben?«
Pauline starrte die beiden an,
und selbst Anthony wirkte erschreckt. Wright zuckte ungeduldig die Schultern.
»Ich erklärte Ihnen bereits, daß es nichts mehr zu sagen gibt, wenn Sie diesen
Ton anschlagen.«
Diese Worte konnten den
zornigen, kleinen Mann jedoch nicht davon abhalten, das zu sagen, was er
wollte. Er wandte sich voller Überzeugung an seine neuen Zuhörer. »Ich wende
mich an euch. Man hat mich verdächtigt, gequält, eingeschüchtert. Und warum?
Weil ein lahmes, altes Pferd in meinen Hof kam und nach dem üblichen Futter
suchte. Eine Scheibe Brot — dafür muß ich jetzt leiden.«
Jim und Anthony unterdrückten
ein Lächeln, aber Pauline war sofort wutentbrannt. Sie blickte mit funkelnden
Augen den etwas peinlich berührten Inspektor an. »Wollen Sie wirklich
behaupten, daß dieses nette alte Lamm Holder ermordet hat? Dann sind Sie
einfach verrückt. Er liebt Tiere und würde nicht einmal einer Fliege etwas
zuleide tun.«
»Nicht einmal einem Floh«,
murmelte Anthony, der gerade voller Interesse die Ohren des Spaniels unter die
Lupe genommen hatte. Dann veranlaßte ihn ein böser Teufel dazu, zu Wright zu
sagen: »Also wirklich, alter Bursche, das ist etwas zu dick aufgetragen.«
Ausnahmsweise verlor der
Inspektor seinen bewundernswerten Sinn für Humor. »Vielen Dank«, erwiderte er
eisig. »Die Polizei freut sich immer über Unterstützung von begabten
Amateuren.«
Anthony applaudierte leise.
»Das war sehr gut. Weiter, Inspektor, Sie sind großartig. Ich mache mir Notizen
für eine Radioserie.«
Wright wandte sich an Jim.
»Obwohl das vielleicht für eine Radioserie recht unterhaltsam sein mag, so
müssen wir leider jetzt doch weitermachen. Ich verliere meine Zeit. Wir gehen
jetzt zu Mrs. Morton und untersuchen anschließend
noch einmal Holders Schreibtisch.«
Ȇbrigens, Inspektor, kann ich
Ihnen das Geschenk eines neuen Verdächtigen machen. Der Dünge-Pilot verehrt Mrs. Holder. Wer weiß, vielleicht hat er vom Himmel aus
etwas auf Holders Kopf fallen lassen? Barney könnte so etwas schon gelingen.
Jetzt habe ich aber wirklich meine Großmütigkeit bewiesen, nachdem man mich so
angefaucht hat.«
Doch Pauline schnaubte immer
noch vor Wut. Sie wandte sich Milward zu und sagte sanft:
»Machen Sie sich keine Sorgen. Man kann Sie nicht einfach in diese Geschichte
hineinbringen. Und warum? Sogar ich sehe, daß Sie damit nichts zu tun hatten.«
Wright blieb einen
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