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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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waren nur der Anfang. Ich stand so sehr im Bann der Vorführung, daß ich es vergaß, die einzelnen Stücke zu zählen. Aber als die letzte Gruppe die Bühne verlassen hatte und ein donnernder Applaus losbrach, hatte ich zumindest zehn verschiedene Rassen gesehen.
    Die Meisterin kam noch einmal auf die Bühne und winkte uns mit ihrem Silberstab zu.
    »Mein Volk ist müde. Wenn wir euch, Freesh und Freesha, Freude bereitet haben, war uns das Lohn genug. Mein kleines Volk wird morgen wieder auftreten.«
    Ich sah Griss an. »Ich habe noch nie so etwas …«, begann ich, als mir jemand auf die Schulter klopfte. Ich drehte mich um und sah den Jüngling, der das Eintrittsgeld kassiert hatte.
    »Werte Freunde«, sagte er in der Universalsprache, »hättet ihr Freude daran, unsere Kleinen näher zu besichtigen?«
    Ich hatte keine Ahnung, weshalb ausgerechnet wir eingeladen wurden. Aber ich erklärte mich nur zu gern einverstanden. Dann jedoch warnte mich die mir angeborene Vorsicht, und ich warf Griss einen zögernden Blick zu. Da er einiges von diesen Thassa zu wissen schien, überließ ich die Entscheidung ihm. Aber er hatte offensichtlich keine Zweifel.
    Wir lösten uns aus der Menge, die nur zögernd das Zelt verließ, und folgten unserem Führer auf die Bühne und hinter den Vorhang. Fremdartige Gerüche waren hier, vor allem Tiergerüche. Aber man merkte, daß die Tiere gut versorgt wurden, denn es roch auch nach frischem Heu und Grünfutter. Der Platz, auf den wir hinaustraten, war etwa dreimal so groß wie das Vorführzelt.
    Holzwände schirmten die Fläche ab. Entlang dieser Wände standen Transportwagen. Schwere Zugtiere, sogenannte Kasi, waren in der Nähe angepflockt. Sie lagen faul am Boden und kauten. Und dann kamen wir an die Käfige. Sie waren so angeordnet, daß immer schmale Gassen zwischen zwei Käfigreihen freiblieben. Hier bei den Käfigen sah ich die Frau. Frau? Nein, dachte ich, das konnte im Höchstfall ein junges Mädchen sein. Lediglich ihre kunstvolle Frisur und ihr selbstsicheres Benehmen ließen sie älter erscheinen, als sie war.
    Sie hatte immer noch den Silberstab in der Hand und ließ ihn zwischen den blassen Fingern hin- und hergleiten, als sei er eine Art Anker für sie. Ich weiß nicht, weshalb mir gerade dieser Gedanke kam, denn sie hatte sich noch keinen Augenblick lang unsicher gezeigt.
    »Willkommen, werte Freunde.« Sie sprach das Universal ebenso gurrend wie den Dialekt von Yiktor. »Ich bin Maelen.«
    »Krip Vorlund.«
    »Griss Sharvan.«
    »Ihr seid von der Lydis.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Wir nickten. »Malec«, sagte sie zu dem Jüngling, »vielleicht wollen die werten Herren etwas trinken.«
    Er gab keine Antwort, sondern eilte durch die Käfigstraßen zu einer Gitterwand rechts von den angepflockten Zugtieren. Maelen sah uns aufmerksam an und deutete dann mit dem Stab auf Griss.
    »Du hast schon von uns gehört.« Sie sah mich an. »Aber du nicht. Griss Sharvan, was erzählt man von uns? Und verschweige das Böse ebensowenig wie das Gute, wenn man überhaupt Gutes von uns verbreitet.«
    Griss war dunkel wie alle Menschen, die im Raum leben. Und neben diesen hellhäutigen Leuten wirkte er beinahe schwarz. Dennoch konnte ich erkennen, daß er errötete. Er fühlte sich befangen.
    »Die Thassa sind Mondsänger«, sagte er.
    Sie lächelte. »Das stimmt nicht, werter Freund. Nur einige von uns singen die Macht des Mondes herab.«
    »Aber du gehörst zu ihnen.«
    Sie schwieg, und ihr Lächeln war verschwunden. Dann erwiderte sie: »Das stimmt, soweit du es wissen kannst, Mann von den Handelsschiffern.«
    »Die Thassa sind von fremder Rasse und Art. Niemand auf Yiktor weiß, wann und woher sie gekommen sind. Sie sind älter als alle Tempelaufzeichnungen.«
    Maelen nickte. »Das stimmt. Was sonst noch?«
    »Alles andere ist wohl nur ein Gerücht. Es heißt, daß die Thassa gute und böse Kräfte besitzen, von denen die übrige Menschheit keine Ahnung hat. Sie können einen Menschen und seine ganze Sippe in ein Nichts verwandeln.« Er zögerte.
    »Aberglaube?« fragte sie. »Aber es gibt so viele Wege, um das Leben eines Menschen zu überschatten, werter Freund. Gerüchte haben immer zwei Gesichter, ein wahres und ein lügnerisches. Man muß sie anhören und doch ignorieren. Ich glaube nicht, daß uns jemand auf diesem Planeten beschuldigen kann, mit Absicht jemandem etwas Böses gewünscht zu haben. Es stimmt, daß wir ein altes Volk sind und gern auf unsere

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