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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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zusammenbleiben, und meist zieht es sie zu verschiedenen Vergnügungen. Ich wählte Griss Sharvan, den Zweiten Ingenieur, zum Begleiter, da wir etwa im gleichen Alter standen. Nun, ich hatte mir gewünscht, daß jemand mit kühler Vernunft die Flagge betrachtete, und in Griss hatte ich den richtigen Mann gefunden. Er war der geborene Händler, und seine Vorfahren hatten schon seit mehreren Generationen zu den Freien Handelsschiffern gehört. Griss allerdings liebte in erster Linie seine Technik, und ich glaube nicht, daß er sich mit Handel beschäftigt hätte, wenn es nicht von ihm verlangt worden wäre. Zum Glück erinnerte ich mich daran, daß das tiefrote Banner eines Waffenschmiedes nicht weit entfernt von der Tierschau flatterte, und ich benutzte es als Ausrede, um Griss in die Gegend zu locken.
    Die Straße war jetzt von bunten Laternen erhellt, in denen sich Bilder der angebotenen Vergnügungen befanden. Ich deutete auf die Flagge des Waffenschmieds. Die graurosa Flagge der Tierschau war immer noch aufgezogen und wurde jetzt von einer silbernen Laterne ohne jedes Bild erhellt.
    Griss deutete auf die graue Flagge. »Was ist das?«
    »Ich habe etwas von einer Tierschau gehört.«
    Man könnte meinen, daß die Freien Handelsschiffer durch ihr Leben im Raum kaum Kontakt mit Tieren haben und auch kein Interesse für sie zeigen. Aber das stimmt nicht. Jahrhundertelang wurden auf den meisten Schiffen Katzen mitgeführt, die dafür sorgten, daß kein Ungeziefer die Fracht verdarb. Aber mit der Zeit wurden sie immer seltener. Sie vermehrten sich kaum noch. Wir hatten vergessen, von welchem Planeten die Tiere abstammten, und so konnten wir das Blut nicht auffrischen. Es gab immer noch ein paar Katzen im Hauptquartier. Sie wurden gepflegt und beschützt, und man hoffte, daß sie sich eines Tages wieder vermehren würden. Doch bis jetzt war die Hoffnung umsonst gewesen. Und die wenigsten anderen Tiere eigneten sich für das Leben im Raum.
    Vielleicht werden wir durch den Wunsch, ein Tier als Freund und Gefährten zu besitzen, automatisch von Tiervorstellungen auf fremden Planeten angezogen. Ich wußte nicht, wie Griss darüber dachte, aber ich mußte die Bude hinter der Silberlaterne einfach besuchen. Und es schien, daß er nichts dagegen hatte, denn er kam widerspruchslos mit.
    Von irgendwo drang ein dumpfer Gongschlag zu uns herüber. Das Plaudern und Lachen wurden etwas gedämpfter, als die Menge den Tempelruf hörte. Aber die Stille dauerte nicht lange, denn die religiöse Seite des Marktes spielte bei weitem nicht mehr die Rolle von früher.
    Wir traten unter das rosa-graue Banner und in den Lichtkreis der Silbermond-Laterne. Ich hatte erwartet, draußen ein paar Tierbilder zu sehen, welche die Zuschauer anlocken sollten. Statt dessen war am Eingang nur eine Stoffabschirmung mit den Schriftzeichen der Eingeborenen und darüber ein merkwürdiges Masken-Emblem – eine Mischung aus Raubtier und Vogel. Griss stieß einen leisen Ruf aus, als er das Zeichen sah.
    »Was ist?«
    Sein eifriger Gesichtsausdruck überraschte mich. So hatte ich ihn bisher nur gesehen, wenn er eine neue komplizierte Maschine in die Finger bekam.
    »Das ist wirklich eine Entdeckung!«
    »Entdeckung?« Ich dachte sofort an eine neue Handelsware.
    »Eine Thassa-Schau«, flüsterte er.
    Wie Kapitän Foss war auch er schon auf Yiktor gewesen. Ich jedoch konnte nur wiederholen: »Thassa?«
    Ich hatte die Bänder von Yiktor zwar aufmerksam studiert, aber ich konnte mich nicht entsinnen, dabei auf das Wort gestoßen zu sein.
    »Komm!« Griss zog mich zu einem feingliedrigen Eingeborenen mit Silberjacke und hohen roten Stiefeln, der Geldstückchen als Eintrittsgebühr entgegennahm. Der Eingeborene sah auf, und ich war verblüfft.
    Die Menge der Yiktorier um uns unterschied sich kaum von meiner eigenen Rasse. Aber dieser Jüngling in seiner silbrigen Kleidung mußte auf Yiktor fremdartiger als wir erscheinen.
    Er wirkte so zart, daß man fürchten mußte, der Wind, der am Banner zupfte, könnte ihn forttragen. Seine Haut war vollkommen glatt, ohne das geringste Anzeichen eines Bartwuchses, und sehr hell – eigentlich fast farblos. Er hatte durchaus menschliche Züge, bis auf die riesigen Augen, die so dunkel waren, daß man ihre eigentliche Farbe nicht sah. Seine Brauen gingen in einem feinen Bogen nach oben, bis sie fast sein silbrigweißes Haar berührten.
    Ich gab mir Mühe, ihn nicht anzustarren, als Griss ihm einige Münzen anbot. Der Fremde hob

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