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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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einheimische Händler und Zunftleute. Ich sah, wie Slafid einen verstohlenen Blick auf meine Rangabzeichen warf. Ich erwiderte den Blick. Slafid war ebenfalls Assistent des Lademeisters, doch er trug noch einen Streifen mehr als ich. Allerdings wurden die Leute der Kombinate langsamer befördert.
    Man kann bei den Leuten, die ihr Leben lang im Raum zubringen, schwer das richtige Alter schätzen. Einige von uns wissen nicht einmal, wie alt sie selbst sind. Aber ich hatte den Eindruck, daß Gauk Slafid um ein paar Jahre älter als ich war.
    »Schon auf der Suche nach den Besonderheiten gewesen?« Das war eine Frage, die mir selbst bei einem Kombinatsmitglied – die Leute waren als unverschämt bekannt – frech vorkam. Aber als ich ihn ansah, merkte ich, daß er sich seines Fehlers gar nicht bewußt war. Er hatte offenbar keine Ahnung, daß so eine Frage höchstens ein Blutsbruder oder Schiffsgefährte stellen durfte. Vielleicht wußte er mit den Sitten der Freien Handelsschiffer nicht so gut Bescheid.
    »Wir durften den Hafen noch nicht verlassen.« Es hatte keinen Sinn, beleidigt zu spielen, wenn seine Frage harmlos gemeint war. Man legt Prüderie schnell ab, wenn man viel mit Fremden zusammenkommt, und Kombinatsmitglieder waren mir fremder als viele Nichthumanoide.
    Vielleicht spürte er etwas von meiner Zurückhaltung, denn er verfolgte die Frage nicht weiter. Aber als wir an eine überfüllte Seitenstraße kamen, deutete er auf die bunten Flaggen und Banner, auf denen in der verschnörkelten Schrift der Eingeborenen eine Anzahl von Vergnügungen angeboten wurde – sowohl harmloser Art als auch ans Lasterhafte grenzend. Denn so wie der Markt Händler und Käufer, Priester und andere respektable Personen anzog, so war er auch Mittelpunkt für jene, die Erregung für den Geist und die Sinne anbieten.
    »Hier gibt es eine Menge zu sehen – oder müssen Sie heute abend im Schiff bleiben?« Klang in seinem Satz etwas Gönnerhaftes mit, oder bildete ich es mir nur ein? Ich beschloß, daß es das beste war, die oberflächlichen Gefühle nicht näher zu erforschen. Wir hatten keinen Handel miteinander, und ich war vorsichtig.
    »Wir müssen erst losen, wer die Schiffswache übernimmt.«
    Er grinste wieder und hob die Hand zu einem lässigen Salut an die Stirn. »Dann wünsche ich Ihnen Glück, Vorlund. Wir sind bereits eingeteilt, und ich habe für heute abend frei. Wenn Sie es schaffen, können Sie mich ja aufsuchen.« Wieder deutete er auf eine Flagge, diesmal ganz am Ende der Straße. Sie war nicht so grell wie die anderen, die im Wind flatterten, sondern schimmerte in einem merkwürdigen Grauton, der mit Rosa vermischt war. Dennoch, sobald man sie einmal angesehen hatte, kehrte das Auge immer wieder zu dem Punkt zurück, ohne von den grellen Farben ringsum abgelenkt zu werden.
    »Das ist etwas ganz Besonderes«, fuhr Slafid fort. »Natürlich nur, wenn man sich etwas aus Tiervorführungen macht.«
    Eine Tiervorführung? Zum zweitenmal war ich etwas aus dem Gleichgewicht gebracht. Soviel ich von den Kombinatsleuten wußte, zogen sie andere Vergnügungen vor – sie liebten die etwas dekadenten Genüsse der inneren Planeten.
    Dann kam mir ein Verdacht. Vielleicht war dieser Gauk Slafid ein Esper. Denn er hatte ohne Zögern die eine Unterhaltung ausgewählt, die mich zuallererst anziehen würde. Ich ließ meine Sondiergedanken vorsichtig spielen – selbstverständlich nicht, um in sein Gehirn einzudringen. Das wäre das letzte, was ich gewagt hätte. Aber ich suchte unauffällig nach einer Esperausstrahlung. Ich fand keine und war ein wenig wegen meines Mißtrauens beschämt.
    »Wenn ich frei bin, werde ich Ihrem Rat folgen«, erwiderte ich.
    In diesem Moment wurde er von einem Mannschaftskameraden angerufen, und er verabschiedete sich von mir. Ich aber blieb noch einen Moment stehen und sah das unauffällige Banner an. Ich versuchte herauszubringen, weshalb es das Auge geradezu magisch anzog. Wir Handelsschiff er müssen auf solche Dinge achten. Konnte es nur mich so beeinflussen, oder standen andere ebenfalls unter seinem Bann? Irgendwie wurde die Antwort auf diese Frage für mich so wichtig, daß ich beschloß, einen sachlich veranlagten Kameraden mitzubringen und die Wirkung des Banners bei ihm zu studieren.
    Ich hatte Glück und entkam an diesem Abend der Wachepflicht. Die Lydis hatte eine so kleine Besatzung, daß nur vier von uns frei bekamen. Das kann zu Schwierigkeiten führen, denn es müssen immer zwei

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