Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)
eine Einladung, die er unmöglich ablehnen konnte. Die Veranstaltung versprach sehr bewegend zu werden, denn Holly wusste, dass es nicht das einzige Vermächtnis war, das sie hinterlassen sollte.
Tom und Holly machten sich für den großen Festakt der Enthüllung fertig. Wie immer hatten Tom ganze zehn Minuten gereicht, um zu duschen und sich umzuziehen, und er saß nun auf dem Bett und sah Holly zu, die wie ein aufgescheuchtes Huhn umherflatterte. Sie probierte ihren
halben Kleiderschrank durch, aber sie war jetzt im vierten Monat und schon ein wenig in die Breite gegangen, so dass nichts mehr richtig passte.
»Alles zu eng«, jammerte sie, als sie versuchte, sich in ihr Lieblingskleid zu zwängen. Es war ein Minikleid aus den sechziger Jahren, mit einem auffallenden Muster in Orange und Schwarz, aber es spannte so in der Taille, dass es selbst für ein Stück aus den Sechzigern unanständig kurz war.
»Wär’s dir anders lieber?« Seit Tom von der Schwangerschaft wusste, strahlte er ununterbrochen.
Holly schälte sich wieder aus dem Kleid und hockte sich neben Tom aufs Bett. »Nein, ganz gewiss nicht.« Sie küsste ihn zärtlich und fing an, sein Hemd aufzuknöpfen.
Ihr leidenschaftlicher Kuss ließ Tom vor Entzücken stöhnen. »Komm, lass uns hierbleiben. Bitte«, flehte er.
»Kommt leider nicht in Frage. Wir können unsere Gäste nicht warten lassen. Außerdem sind deine Eltern unten und könnten sich von dem Lärm belästigt fühlen.«
Holly streifte Tom das Hemd ab und rutschte vom Bett. Dann schlüpfte sie in sein Hemd, kombinierte es mit schwarzen Leggings und einem Gürtel, während Tom den Schrank nach einem anderen Hemd durchwühlte.
Schließlich gelang es ihr, nicht ohne Hilfe seiner Eltern, mit einem widerspenstigen Tom im Schlepptau das Haus zu verlassen. Dabei war sie eigentlich diejenige, die dem Abend mit gemischten Gefühlen entgegensah. Tom war daran gewöhnt, im Rampenlicht zu stehen, sie aber nicht, weshalb sie ihre Schwangerschaft vorgeschoben hatte, damit er die Begrüßungsrede übernahm. Aber sie wusste,
dass sie trotzdem im Mittelpunkt des Interesses stehen würde.
Der Gemeindesaal war gut gefüllt, mit Einwohnern aus Fincross und ein paar ausgewählten auswärtigen Gästen. Jocelyn hatte für Tom alles Nötige arrangiert, um mit Hilfe von Tombolas und Versteigerungen die erforderlichen Mittel für die Gemeindekasse zusammenzukratzen, und als wäre das noch nicht genug, hatte sie mit Lisa ein Buffet vorbereitet, das für die Speisung der Fünftausend gereicht hätte.
»Sie haben sich ja eine wahnsinnige Mühe gegeben«, staunte Tom, als er das endlose Buffet sah, das sich über die ganze Länge des Gemeindesaals zog.
»Ach wo, es war keine Mühe, überhaupt nicht«, flunkerte Jocelyn. Lisa, die hinter ihr stand, verzog das Gesicht, um klarzustellen, dass es nicht der Wahrheit entsprach. »Na gut. Ich gebe zu, dass ich froh bin, heute Abend meine Füße hochlegen zu können. Mir tun die Beine weh, das kann ich Ihnen sagen.«
»Also, Sie setzen sich jetzt hin«, befahl Tom und zog Jocelyn hinter sich her, um einen Platz für sie zu finden. »Und dass Sie mir heute keinen Finger mehr rühren! Sagen Sie einfach, wenn Sie was brauchen.«
Jocelyns Augen funkelten. Es war nicht zu übersehen, dass sie sich geschmeichelt fühlte, von einem jungen Mann verwöhnt zu werden. »Ich hätte gerne was zu trinken, wenn es nicht zu viel Mühe macht«, gurrte sie.
»Entschuldige, mein Lieber, es wird sich hier nicht vor den Pflichten gedrückt«, unterbrach Holly die beiden mit einem Schmunzeln. »Erst müssen wir die Enthüllung hinter
uns bringen, dann können wir noch die ganze Nacht die Puppen tanzen lassen. Solange muss Jocelyn sich noch allein behelfen.«
»Kann ich vielleicht behilflich sein?« Sam war wie aus dem Nichts aufgetaucht.
»Du kommst wie gerufen«, meinte Holly verschmitzt. »Darf ich vorstellen, das ist Sam Peterson, Galeriebesitzer und Fachmann für schwierige Verhandlungen. Sam, das ist meine Familie.« Vergnügt stellte sie alle der Reihe nach vor. Jocelyn kam zum Schluss. »Und hier unser ganz besonderer Gast«, erklärte Holly. »Ich wäre dir dankbar, wenn du dich um sie kümmerst. Ich glaube, eine kleine Erfrischung würde ihr guttun, wenn du bitte so freundlich wärst.«
»Wer ist denn gestorben und hat dich plötzlich zur Königin gemacht?«, erkundigte sich Sam schlagfertig.
»Bisher noch niemand«, sagte Holly, und alle lachten. Außer Jocelyn.
»Also
Weitere Kostenlose Bücher