Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)
er hielt abrupt inne, als ihm klar wurde, was Holly eben gesagt hatte.
»Ist das wahr? Wie kannst du das so schnell wissen?«, fragte er vorsichtig.
Holly nickte. »Ich bin mir absolut sicher, glaub mir.«
Tom rührte sich nicht, er stand mitten in der Küche und blinzelte irritiert. Langsam breitete sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus, und das laute Jubeln, das aus dem Fernseher im Wohnzimmer tönte, als das alte Jahr in das neue überging, nahm er nur am Rande wahr. Hastig
und ziemlich unsanft stellte er die Sektflasche auf dem Küchentisch ab, um Holly in die Arme zu schließen. Der Korken flog aus der Flasche und der Sekt sprudelte über, doch es kümmerte niemanden.
»Stimmt das wirklich?«
»Ein glückliches neues Jahr!«, strahlte Holly mit ihm um die Wette.
»Glücklich, ja, das bin ich. Sehr glücklich sogar. Wie hätte es auch anders sein können, immerhin steht es so in unserem Plan.«
Über Hollys Lächeln huschte ein Schatten, und sie musste sich Mühe geben, keine unangenehmen Gedanken an die Zukunft aufkommen zu lassen. »Ja richtig, unser Plan. Ich glaube, wir müssen ihn noch mal überarbeiten.«
Tom stutzte kurz, bevor er noch mehr strahlte als vorher, und Holly wusste, dass er Wachs in ihren Händen war. Er wischte brav den übergelaufenen Sekt auf, während sie ihr Notizbuch aus der Schublade zog, es entschlossen auf den Küchentisch legte und darin blätterte, bis sie den laufenden Fünfjahresplan, der dort schwarz auf weiß niedergelegt war, gefunden hatte. Holly setzte sich, Tom rückte seinen Stuhl an ihre Seite, und beide starrten auf die aufgeschlagene Seite.
»Hast du was dagegen, wenn wir noch eine Zusatzvereinbarung machen?«, fragte Holly.
»Könnte es sein, dass sie mich betrifft?«
Diesmal stutzte Holly.
»Eine, die mit meiner Arbeit zu tun hat?«, ergänzte er. »Sieh mich nicht so verdattert an. Meinst du, ich hätte den
Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstanden, dass ich den Job als Nachrichtensprecher ablehnen soll?«
»Ich will mich ja nicht einmischen. Ich denke nur …«, setzte Holly an.
»Gib dir keine Mühe«, lachte Tom. »Ich weiß, was du denkst, ich denke genau das Gleiche. Der Job ist nicht mein Ding, aber wir werden bald ein Kind haben, und ich will nur euer Bestes.«
»Aber du kannst doch auch für deine Familie sorgen, ohne einen verhassten Job übernehmen zu müssen. Und du wirst ihn hassen, Tom, du …«
Tom legte einen Finger auf Hollys Lippen.
»Ich mache das für ein halbes Jahr, inzwischen kann ich meine Fühler ausstrecken, um freiberuflich arbeiten zu können. Bis zur Geburt des Babys läuft die Sache. Vielleicht habe ich dann auch schon mit meinem Buch angefangen. Würdest du das jetzt bitte alles aufschreiben, oder soll ich das machen?«
Holly zog seinen Finger von ihren Lippen und küsste ihn treuherzig. »Es ist dein Plan.«
»Ich bin froh, dass du einverstanden bist. Ich hatte schon Bedenken.« Der skeptische Blick, den er Holly zuwarf, verwandelte sich in ehrfürchtiges Staunen. »Ein Baby. Wir bekommen ein Baby«, flüsterte er.
Auch ohne sich in Toms Pläne einzumischen, gab es genug anderes, was Holly auf Trab hielt. Dafür sorgte Sam Peterson. Zum Glück hielt sich das Theater, das Mrs Bronson um die Skulptur gemacht hatte, in Grenzen. Sie war Besitzerin eines echten Kunstwerkes von Holly Corrigan und
hatte nicht die Absicht, seinen Wert zu mindern, indem sie der Künstlerin das Wasser abgrub, zumal sie das Werk umsonst bekommen hatte. Hollys Ruf blieb also unbeschädigt, aber trotzdem lehnte sie weitere Aufträge strikt ab. Sie stellte weiter kleinere Objekte für die Galerie her und nahm das Ganze lockerer als bisher. Die Zeit mit Tom war ihr wichtiger.
Wenn sie sich doch einmal ins Atelier wagte, ertappte sie sich dabei, dass sie mehr von der Skulptur mit der Mutter und dem Kind gefesselt war als von ihrer Arbeit. Der Schwangerschaftstest hatte Tom die Bestätigung geliefert, die er für nötig hielt, aber Hollys Körper zeigte noch nicht die geringsten Anzeichen eines wachsenden Lebens. Es war Libbys Ebenbild aus Ton, das sie für Holly erst real machte. Holly erfreute sich an dem Kunstwerk, doch war ihr klar, dass ihm ein würdigerer und dauerhafter Platz gebühren sollte. Sie griff Sams Vorschlag auf und beschloss, es der Gemeinde zu vermachen. Ihre Wahl fiel auf den Maifeiertag, das Fest des Frühling und der Fruchtbarkeit; es war der perfekte Tag für die Enthüllung im Gemeindesaal, und Sam bekam
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