Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)
ist wunderbar. Es tut fast weh, wie sehr ich meinen Mann und mein Baby liebe.« Hollys Stimme versagte vor Rührung, und sie hoffte inständig, dass auch Jocelyn ihren Frieden mit der Welt schließen konnte.
Die Tasse zitterte in Jocelyns Hand, sie musste erst einen Schluck trinken, bevor sie sprechen konnte. »Was geschehen
ist, ist geschehen. Ich werde die Sachen gut verwahren und dir und Tom helfen, und wenn es so weit ist, auch Libby. Ich habe dich im Stich gelassen, aber ich verspreche dir, dass ich Libby niemals im Stich lassen werde.«
»Du hast mich nicht im Stich gelassen, wie kommst du darauf? Du hast mich meine eigenen Entscheidungen treffen und meinen Weg gehen lassen. Das belastet höchstens mein Gewissen, aber nicht deins. Außerdem war es die richtige Entscheidung, du wirst mich durch nichts vom Gegenteil überzeugen können.« Hollys Stimme versagte.
Jocelyn nickte höflich, doch Holly spürte, dass sie niemals einverstanden sein würde, zumindest nicht, bevor sie Libby gesehen hatte.
»Ich werde alles regeln, was für Libbys Ankunft nötig ist und für Toms Leben ohne mich, aber ich brauche dich, damit du Tom ermahnst, sich an die Abmachungen zu halten, wenn ich nicht mehr da bin.« Holly war überrascht, wie leicht ihr die Worte über die Lippen kamen. Sie hatte ja nicht vor, gleich zu sterben, neun Monate waren noch lange genug, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. »Toms Beruf ist bisher der einzige Haken an der Sache. Er ist immer noch fest entschlossen, den Posten des Nachrichtensprechers anzunehmen, und wenn er merkt, dass ich schwanger bin, wird es noch schwieriger werden, ihn dazu zu bewegen, sich das Ganze noch mal durch den Kopf gehen zu lassen. Der Sender hat eine Stinkwut, dass er sich nach Singapur abgesetzt hat, sie werden ihm das Leben noch schwerer machen, als es dann ohnehin ist. Ich möchte ihn unbedingt dazu überreden, als freier Journalist zu arbeiten. Im letzten Jahr konnte er viele gute Kontakte
knüpfen, die sich als nützlich erweisen könnten. Mit den Auslandsreisen ist jetzt wohl Schluss, aber wenn er Vater wird, wäre das doch keine schlechte Sache, mehr zu Hause zu sein. Er kann beruflich etwas aus sich machen, ich muss ihm nur die richtige Richtung zeigen.«
Jocelyn nahm Hollys Gesicht in beide Hände. »Jetzt halt mal die Luft an, Holly. Es ist noch genug Zeit, um Pläne zu schmieden. Hast du selber gesagt.«
Holly lächelte traurig. »Ja, ich weiß. Aber ich weiß auch, dass ich anderen Kummer zufügen werde. Ich will ihn nur ein wenig mildern.«
»Das ist nicht möglich. Aber ich werde tun, was ich kann.«
Holly legte die Stirn in Falten und grübelte, was sonst noch zu bedenken war. »Patti ist ein nettes Mädchen und für ihr Alter sehr vernünftig. Meinst du, dass sie eine Hilfe wäre? Sie müsste mit ihrem Studium fertig sein, wenn Libby auf die Welt kommt. Vielleicht könnte sie Tom zur Hand gehen, ihm bei seinen Recherchen helfen oder sich um Libby kümmern?«
Jocelyn zog eine Augenbraue hoch. »Siehst du dich etwa nach einem Ersatz für dich um?«
Holly lachte nervös. »Du lieber Himmel, nein. Ich will nur, dass es Tom gut geht, noch gehört er selbstverständlich mir. Eine neue Frau in seinem Leben – daran will ich nicht mal denken, aber …« Holly konnte den Satz nicht beenden, sie ließ das Wort in der Luft hängen.
»Aber?«, hakte Jocelyn nach.
Holly blickte bekümmert aus dem Fenster. »Wenn es dazu kommen sollte, sag ihm, dass es mir nur um sein
Glück geht. Sag ihm, er muss loslassen.« Mit einem verschmitzten Lächeln drehte sie sich zu Jocelyn um. »Du musst nur dafür sorgen, dass der Ersatz gut, aber nicht besser ist als ich.«
»Ich glaube, so jemanden gibt es auch gar nicht. Du bist ziemlich einzigartig, Holly Corrigan.«
Die Silvesternacht war für Holly ein zwiespältiges Vergnügen, aber sie hatte keine Zeit darüber nachzugrübeln, wie ungerecht das Leben war. Das brachte nichts mehr, und sie war einfach nur glücklich; glücklich, weil sie letzten Endes das Geschenk der Monduhr angenommen hatte. Die Uhr hatte ihr die Möglichkeit gegeben, ihr Kind vor ihrem Tod noch im Arm zu halten. Ohne die Monduhr hätte sie ihre Tochter nie gesehen.
»Was hältst du davon, wenn ich dir jetzt sage, dass ich wahrscheinlich schwanger bin?«, sagte Holly leise.
Sie hatten entschieden zu Hause zu bleiben und saßen in der Küche, als der Countdown für Mitternacht begann. Tom war gerade dabei, eine Flasche Sekt zu öffnen, aber
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