Das Geheimnis der Monduhr: Roman (German Edition)
an die Vorstellung, dass jeder von Geburt an einem vorherbestimmten Lebensweg folgt?
Ich habe ein Kind verloren und stelle mir natürlich oft die Frage nach dem »Was wäre, wenn …?«. Ich könnte mich mit jeder Entscheidung, die während Nathans Krankheit getroffen wurde, herumquälen. Es wäre daher wohl am tröstlichsten, es mit Jocelyn zu halten und daran zu glauben, dass die Welt gar nicht so chaotisch ist, wie wir meinen, und dass es keine richtigen und falschen Entscheidungen gibt, sondern nur unterschiedliche Wege zum selben Ziel. Tatsächlich glaube ich aber schon, dass das Leben chaotisch ist, daher würde ich nie dafür eintreten, das Schicksal anzunehmen und kampflos aufzugeben. Mein Sohn hat das auch nicht getan.
Wussten Sie die ganze Zeit über, wie Das Geheimnis der Monduhr ausgehen würde?
Jetzt muss ich ein Geständnis ablegen, ja, ich wusste es, aber dieses ursprüngliche Ende habe ich nicht verwendet. Das Geheimnis der Monduhr setzt beinahe am Schluss der Geschichte ein, als Holly kurz vor den Geburtswehen steht und weiß, dass sie sterben wird. Diese ersten Abschnitte wurden seit der ersten Fassung nur wenig geändert. So wollte ich meine Geschichte abschließen, als ich mit dem ersten Kapitel begonnen habe. Hollys Opfer half mir dabei, meine Frustration zu bewältigen, und ich zweifelte keinen Moment daran, dass sie ihr Opfer bringen müsste. Erst
als ich anfing, mehr über Jocelyn zu schreiben und ihre Konturen genauer herauszuarbeiten, bekam diese Figur ein eigenes Leben. Es war einer jener magischen Momente der Inspiration, als ich begriff, dass ich ihr unfreiwillig eine entscheidende Rolle in meiner Geschichte zugeschrieben hatte. Hollys Rettung geht wohl nicht auf mein Konto, das war vielmehr Jocelyns Werk.
Können Sie uns schon etwas über Ihr nächsten Buch verraten?
Mein nächstes Buch handelt von einer jungen Frau, die gegen eine Krebserkrankung kämpft. Sie hoffte, den Krebs bereits besiegt zu haben, als er erneut ausbricht. Sie fühlt, dass ihr ihre zweite Chance genommen wird, und beginnt aufzuschreiben, wie ihr Leben hätte verlaufen können und wie sie es hätte leben wollen. Bald stellt sich heraus, dass sich die Ebenen ihres Schreibens und ihres Lebens vermischen, und sie ist sich nicht sicher, ob das eine Nebenwirkung ihres Gehirntumors ist oder reine Magie. Auch die Idee für diese Geschichte geht auf meinen Sohn zurück. Nathan war erst drei Jahre alt, als er starb. Deshalb kann ich mich nur an die Dinge halten, die er in seinem kurzen Leben getan hat, um mir vorzustellen, was aus ihm geworden wäre, wenn er hätte aufwachsen dürfen. Er hat sich zweimal verliebt, einmal in die Freundin meines Neffen und einmal in eine Krankenschwester auf der Krebsstation. Er war sehr höflich und zurückhaltend, gleichzeitig schummelte er aber beim Kartenspielen und bestand darauf, auf dem Weg in den Operationssaal seine
Thomas-die-kleine-Lokomotive-Sonnenbrille zu tragen. Als ihn einmal eine ältere Dame nach seinem Namen fragte, antwortete er: »Sexy.« – Ich muss einfach immer wieder darüber nachgrübeln, wie sein Leben wohl verlaufen wäre, und meiner neuen Protagonistin geht es genauso …
Die Originalausgabe erschien 2012
unter dem Titel »Yesterday’s Sun« bei
HarperCollins, London
1. Auflage
Deutsche Erstveröffentlichung Februar 2013
Copyright © der Originalausgabe 2012
by Amanda Valentine
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2012
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München
Umschlagmotive: © Himmel: Plainpicture/Elias Larsson;
Blüten: gettyimages / Teja Ream
Übersetzung »Dank« und »Interview«: Gabriele Zigldrum
Redaktion: Martina Klüver
An · Herstellung: Str.
eISBN 978-3-641-08715-9
www.goldmann-verlag.de
www.randomhouse.de
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