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Das Geheimnis der Moorleiche

Das Geheimnis der Moorleiche

Titel: Das Geheimnis der Moorleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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beiden in die absolute Stille im
Haus, dann halfen sie sich gegenseitig hinein. Wieder war es stockdunkel. Sie
warteten einen Moment, dann leuchteten ihre Handydisplays auf. Im Wohnzimmer
hatte sich nichts verändert. Vermutlich war Frank Schustmann nicht einmal hier
gewesen. Neben dem Sofa war der Panzerschrank in die Wand eingelassen. Tim
nickte Gaby zu. Sie nahm den Plastikbeutel aus der Hosentasche, öffnete ihn und
holte den Schlüssel heraus. Tim beleuchtete das Schloss. Es trug die Spuren
mehrerer gewaltsamer Aufbruchversuche. Hoffentlich funktioniert es überhaupt
noch, dachte Tim. Gaby atmete tief durch und setzte den Schlüssel an. Langsam
glitt er ins Schloss.
    »Er passt...«, flüsterte Gaby.
    Vorsichtig drehte sie ihn, es ruckte,
klackte — und das Schloss sprang auf. Die schwere Tür öffnete sich dabei nur
einen Spalt weit. Tim und Gaby sahen sich an.
    »Tim, du bist so was von
genial!«
    Gaby strahlte. Tim fühlte sich
wie der Held eines Computerspiels, der in Begleitung der schönsten Kriegerin
das höchstmögliche Level erreicht hatte und nun mit dem goldenen Schlüssel den
Schatz der Schätze heben konnte. Nur war das hier noch viel besser — denn das
hier war die Wirklichkeit. Die Lösung um das Geheimnis der Moorleiche lag eine
Armlänge entfernt vor ihnen. Tim streckte die Hand aus, um die schwere
Panzertür zu öffnen, als ihn plötzlich der harte Lichtstrahl einer Taschenlampe
traf. Eine Männerstimme herrschte sie an.
    »Hände hoch!«
    Tim und Gaby erstarrten.
Langsam hoben sie die Hände. Sie wagten nicht, sich umzudrehen.
     
    Zeitgleich hatte Klößchen Karl
endlich hinter den Mülltonnen vor Jackys Haus in der Poststraße entdeckt. Er
lag bäuchlings auf dem Boden und spähte in ein Kellerfenster. Karl erschrak
zuerst fürchterlich, als Klößchen ihm auf die Schulter tippte, fiel ihm dann
aber vor Freude fast um den Hals.
    »Du kommst genau im richtigen
Moment«, versprach er ihm und machte Platz, damit Klößchen seinen Platz
einnehmen konnte. Klößchen legte sich hin, wie ihm geheißen, und sah durch den
Spalt eines Vorhangs in den von Neonröhren erleuchteten Keller. Von den Jungs
aus Jackys Bande konnte er gerade mal die Kappen erkennen. An den Wänden hingen
schwarzrote Flaggen mit Schriftzeichen. Vermutlich waren das auch diese
seltsamen Runen, dachte Klößchen.
    Er rutschte näher an das
Kellerfenster heran, um besser sehen zu können, was dort unten vor sich ging.
    Die Jungs standen um eine
Tischtennisplatte herum, auf der ein weißes Bettlaken lag, in das etwas
eingewickelt war. Was es war, konnte Klößchen nicht erkennen. Doch dafür konnte
er das Gespräch der Jungs mit anhören.
    »Er sieht für mich trotzdem
nicht wie ein König aus.«
    »Es ist aber ein König! Kann
ich doch nichts dafür, dass er so verschrumpelt ist! Jetzt packt ihn ein, wir
müssen los!«
    Die letzte Stimme klang nach
Jacky.
    »Ein König hat eine Krone. Und
dieser hier hat keine.«
    »Willst du mich verarschen? Der
Typ lag 3000 Jahre im Dreck. Er hat die Krone eben verloren. Oder ein Molch hat
sie verschluckt! Er braucht jedenfalls keine Krone. Die glauben uns auch so,
dass das hier ein König ist.«
    »Jacky hat recht«, kam ein
Dritter Jacky zu Hilfe.
    »Es stand so in der Zeitung,
also stimmt es.«
    »Dieser Ledermann hier wird uns
reich und berühmt machen«, frohlockte Jacky. »Noch nie hat jemand einen echten
Germanen zum Landestreffen mitgebracht!«
    Die anderen Jungs lachten
ehrerbietungsvoll. Das Tuch auf der Tischtennisplatte wurde zusammengelegt und
eine große Kiste herangeschleift.
    Klößchen hob den Kopf und sah
Karl mit großen Augen an.
    Der strahlte übers ganze
Gesicht.
    »Jetzt wissen wir, wer die
Moorleiche hat!«, flüsterte er.
    Klößchen drehte sich sprachlos
auf den Rücken. Lautlos schlugen sie ein.
     
    Gaby und Tim hockten inzwischen
gefesselt im Keller des Schustmann-Hauses. Frank Schustmann war nicht am Bahnhof
gewesen. Er war wie aus dem Nichts aus der Dunkelheit gekommen und hatte sie
überwältigt. Erst hatte er sich noch bedankt, dass sie ihm den Schlüssel für
den Panzerschrank »frei Haus« geliefert hatten. Doch als er den Safe dann
geöffnet hatte und er leer gewesen war, hatte seine Laune sich extrem
verschlechtert. Seitdem saßen sie im Keller, gefesselt, ihrer Handys beraubt,
im Dunkeln — hinter der von außen verrammelten Tür. Eine Flucht war unmöglich.
Sie hörten, wie Schustmann das Haus verließ, wahrscheinlich für immer.

    Lange schwiegen

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