Das Geheimnis der Moorleiche
Blickfeld
verschwunden.
»Los, die Bahn kommt gleich«,
rief der Junge mit dem Telefon die anderen Runenträger auf. Unten fuhr die Bahn
ein, die Jungs hasteten die zweite Treppe hinunter und Karl folgte ihnen
unauffällig.
»Hab was verloren, fahrt ihr
schon vor«, las Tim eine SMS von Karl vor. Sie standen am Taxi und hatten
gerade erst sein Fehlen bemerkt. »Er wird doch nicht zurück ins Haus wollen?«,
fragte Tim besorgt.
»Quatsch, der kommt schon
gleich«, war Klößchen sich sicher. Verwundert gab Tim dem Drängen der anderen
nach, und sie machten sich ohne Karl auf den Weg ins Präsidium.
Kommissar Glockner hörte sich
konzentriert die Geschichte des »echten« Professors an. Mucksmäuschenstill
durften Tim, Gaby und Klößchen dabeisitzen. Der Professor war seit einer Woche
im Keller des Schustmann-Hauses eingesperrt gewesen. Dort war er lediglich mit
Pizza und Cola versorgt worden, wie er klagte, und hatte die ganze Zeit ohne
Tageslicht auskommen müssen. Bei der Erinnerung daran, wurde er noch blasser um
die Nase, als er es schon war.
Klößchen dachte bei sich, dass
er gegen eine Woche Pizza und Cola nichts einzuwenden hätte, aber Gaby strafte
diesen Gedanken mit einem strengen Blick. Klößchen seufzte ertappt. Es war
unglaublich, wie gut seine Freunde ihn kannten.
Kommissar Glockner legte dem
Professor das Phantombild vor, das nach Tims Angaben erstellt worden war. Tim
erwartete wie gebannt die Reaktion Grabers. Der geheimnisvolle Unbekannte aus
dem Moor — hatte er etwas mit der Entführung zu tun?
»Das ist der Mann!«, rief
Professor Graber aus. »Der hat mich entführt!«
Gaby drückte Tims Hand. Er sah
sie sprachlos an.
»Er hat meine Kleider und meine
Brieftasche genommen!«, fügte der Professor hinzu. Kommissar Glockner wurde
ernst und bat Tim, Gaby und Klößchen, draußen zu warten. Still verließen die
drei den Raum, aber kaum hatte sich die Tür geschlossen, redeten sie aufgeregt
durcheinander.
»Wahnsinn, Leute!« Klößchen
schlug sich auf die Stirn. »Dann war der Typ aus dem Moor die ganze Zeit hier —
als Professor Graber verkleidet!«
»Da können wir ja lange nach
einem Musiker oder Werbetexter suchen!«, schnaubte Gaby.
Tim war beeindruckt.
»Als das Phantombild von ihm
gemacht wurde, war er hier im Präsidium! Seine Maske war so perfekt — nicht mal
dein Vater hat etwas bemerkt, obwohl er Grabers Ausweis gesehen hat!«
»Der verrückte Professor, der
mit Büromaterial um sich geworfen hat!« Klößchen machte mit großer Geste den
randalierenden falschen Professor Graber nach. »Ich will zu ihm... — Ob er uns
wohl erkannt hat?«
Gaby sank auf die Bank im Flur
vor Glockners Büro.
»Denkt nur dran, wie böse er
geguckt hat — als ob er mit seinem Wutanfall uns meinen würde! Mir wird ganz
anders beim Gedanken daran. Wir waren es, die ihn gestört haben, als er die
Moorleiche gefunden hat...«
»Dann hat er uns natürlich
wieder erkannt!«
Tim setzte sich neben sie und
stützte den Kopf auf die Hände. Noch einmal von vorne, dachte er. Der
Unbekannte hatte im Moor nach etwas gesucht, hatte die Moorleiche gefunden, und
war von TKKG dabei überrascht worden. Aus irgendeinem Grund war er vor ihnen
geflohen — und als Professor verkleidet wiederaufgetaucht. Warum wollte er
nicht erkannt werden, und was hatte er im Moor gesucht? Und wo war die
Moorleiche jetzt?
Gabys Idee, nach dem Haus der
Schustmanns zu suchen, hatte die Lösung des Falles ein ganzes Stück
vorangebracht — doch gelüftet war das Geheimnis der Moorleiche noch immer
nicht!
»Warum wurde der echte
Professor ausgerechnet im Haus der Schustmanns festgehalten?«, riss Tim die
anderen aus ihren Gedanken. Er vermisste Karl, dessen analytischer Scharfsinn
sicher Antworten oder zumindest die richtigen Fragen hervorgebracht hätte. Wo
zum Teufel steckte er nur?
Als hätte Klößchen seine
Gedanken gelesen, erklärte er: »Also, Karl würde jetzt fragen: Wer hat Zugang
zum Haus der Schustmanns?«
Tims Augen leuchteten auf.
Klößchen fuhr fort: »Wurde das
Haus vom Entführer nur als Versteck benutzt, weil es unbewohnt ist — oder
gehört es ihm vielleicht?«
»Frank Schustmann, der
Bruder!«, raunte Tim. »Dem gehört das Haus!«
Bevor die anderen antworten
konnten, öffnete sich die Tür von Kommissar Glockners Büro. Der Professor wurde
von einer Polizistin in einen anderen Raum begleitet, wo man ihn weiter
befragen und mit dem Nötigsten versorgen wollte.
»Falls ihr euch für
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