Das Geheimnis der Perle
noch die guten Seiten von Broome zu sehen.“
„Meinst du einen Job, bei dem ich Perlen suchen muss, die ich nicht mal selbst behalten darf?“ Archer spuckte auf den Boden.
„Wir werden lernen, wie man das macht. Und in der nächsten Saison haben wir dann vielleicht unser eigenes Schiff! Ich habe noch ein bisschen Erspartes in Kalifornien.“
„Nicht genug für ein Schiff.“
„Aber es würde uns den Start erleichtern. Bis dahin müssen wir unsere Augen offen halten und auf den großen Wurf warten. Das hat Garth auch gesagt. Vergiss nicht: Das ist erst der Anfang!“
Archer hatte Großes vor, aber Tom wusste auch, dass er nicht dazu neigte, Trübsal zu blasen. Er schüttelte Toms Hand ab. „Im Moment ist mir eher nach was zu beißen.“
John Garth hatte beiden einen Vorschuss auf den Lohn gegeben, den sie am Ende der Saison erhalten würden. Ihre paar Habseligkeiten hatten sie bereits ins Roebuck Bay Hotel gebracht, ein angenehmeres Quartier als die Bruchbude, in der der Skipper sie aufgespürt hatte. Jetzt mussten sie nur noch eine Wäscherei finden, wo man ihre Sachen bis zum nächsten Morgen waschen und bügeln würde. Danach könnten sie zurück ins Hotel gehen und sich ein billiges, aber nahrhaftes Essen gönnen. John hatte sie schon vorgewarnt, dass sie auf der Odyssee nur mit Reis und Fisch rechnen konnten.
„Dahinten ist die Wäscherei, von der John gesprochen hat.“ Tom deutete auf das Schild am Ende der Gasse. „Sing Chung’s.“
„Glaubst du etwa, dass diese elenden Schweinehunde die ganze Nacht arbeiten? Die brauchen doch auch ihren Schlaf, so wie wir beide, oder nicht?“, meinte Archer.
„So wie jeder andere Mensch auch. Und genauso tun sie alles, um zu überleben.“
„Ich würde mich bei dieser Hitze aber nicht an einen dampfenden Kessel stellen.“
„Doch, das würdest du, wenn du damit deine Frau und deine Kinder ernähren kannst.“
Archer grinste triumphierend. „Ich suche mir eine Frau, die mich ernährt.“
„Und davon findest du sicher ein Dutzend in Broome.“
„Ich werde nur so lange in diesem Dreckskaff bleiben, bis ich eine Perle gefunden habe, die mir ein Vermögen einbringt. Danach gehe ich nach Victoria, kaufe mir ein Anwesen und züchte Rinder. Und wenn ich eines Tages abtrete, werde ich meinen Söhnen ein Königreich hinterlassen.“
Tom wusste, worauf die Träume seines Freundes gründeten. Als einziges Kind von Immigranten waren er und seine Eltern mit ihrem eigenen Traum nach Texas gekommen. Sein Vater hatte dort zu Unrecht jahrelang im Gefängnis gesessen und war dort gestorben. Seiner kranken, mittellosen Mutter war nichts anderes übrig geblieben, als ihren Sohn ins Waisenhaus zu stecken. Den Rest seiner Kindheit hatte Archer als unbezahlter Arbeiter auf der Ranch des örtlichen Bürgermeisters verbracht.
Tom schlug ihm auf die Schulter. „Lass uns erst die Wäsche abgeben, dann kannst du dich stärken, um dein Königreich aufzubauen.“
Archer lachte immer noch, als sie die Wäscherei betraten.
Der Raum war dunkel und eng und die Hitze beinahe unerträglich. Das einzige Licht fiel durch die Tür hinter ihnen. Nachdem Toms Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, machte er eine schlanke Gestalt hinter einem niedrigen Tisch aus. Eine junge Frau, mit einem zarten, herzförmigen Gesicht, deren Blick sittsam auf den Tisch vor ihr gerichtet war.
Archer, der schnell ins Hotel zurückwollte, trat vor und warf sein Bündel Wäsche auf den Tisch. „Das brauchen wir morgen ganz früh zurück. Können Sie das schaffen?“
Tom trat neben ihn. Das Mädchen hatte noch keine Antwortgegeben. „Vielleicht spricht sie kein Englisch“, sagte er leise.
„Ich spreche sehr gut Englisch.“ Die junge Frau sah immer noch nicht hoch. Sie sprach mit Akzent, doch ihre Worte waren klar zu verstehen.
Ungeduldig klopfte Archer mit dem Fuß auf den Boden. „Ich will keine unnötige Lauferei. Wenn Sie die Sachen waschen wollen, müssen sie auch rechtzeitig fertig sein.“
Jetzt mischte Tom sich ein. „Geh doch schon zurück zum Hotel und bestell für uns beide was zu essen. Ich kümmere mich um die Wäsche und komme dann in ein paar Minuten nach.“
„Es gibt genügend Wäschereien in Chinatown“, brummte Archer grimmig, als er zur Tür ging.
Tom wartete, bis sein Freund verschwunden war, ehe er sagte: „Er hat es eilig, weil er dringend was zu essen braucht. Aber er hat es nicht böse gemeint.“
„Und Sie haben es nicht eilig?“
Tom hatte es ganz
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