Das Geheimnis der Rose
gehören. Sie täten gut daran, ihn zu überreden, sich am Capital zu beteiligen.«
»Wer ist es?«
»Lord Savage, der Marquis von Savage.« Logan lächelte ihr kurz zu und ging dann, um sich mit Bekannten zu unterhalten.
Lord Savage, der Marquis von Savage. Julia war ganz still vor Verwirrung. Ihr Gehirn arbeitete plötzlich ganz langsam. Sie überlegte, ob sie richtig gehört hatte. Es schien seltsam, diesen Namen und Titel aus Logans Mund zu hören. Seltsam zu wissen, dass nach all ihren furchtbaren und wilden Fantasien das Objekt ihres Widerwillens ein lebendiger, atmender Mann war. Ihre Vergangenheit war schließlich doch Hals über Kopf in ihre Gegenwart eingedrungen. Wenn sie nur eine Möglichkeit fände, um zu verschwinden … aber stattdessen stand sie nur da, gefangen. Sie hatte Angst, sich zu bewegen, weil sie fürchtete, dann nur wie ein gejagter Fuchs davonrennen zu können.
Irgendwie hatte sie nicht erwartet, dass ihr Mann so gut aussähe, so herrlich dunkel und elegant wie ein fremder Prinz. Er war ein großer Mann mit einer ruhigen, aber kraftvollen Ausstrahlung. Unter einem schwarzen Jackett und einer bernsteingelb und grau gestreiften Weste verjüngten sich seine breiten Schultern zu schmalen Hüften.
Seine Gesichtszüge waren streng und ebenmäßig, sein Blick verriet keine Gefühlsregung. Er bildete einen erstaunlichen Kontrast zu den Männern, mit denen sie sonst Umgang pflegte, Männer wie Logan und die anderen Schauspieler der Truppe, die ihr Geld mit ausdrucksvollen Gesichtern verdienten. Dieser Mann schien vollkommen unnahbar.
Als spüre et ihre Anwesenheit, sah er in ihre Richtung. Er runzelte fragend die Stirn und legte den Kopf nachdenklich ein wenig zur Seite. Julia versuchte wegzusehen, aber er ließ es nicht zu. Sein Blick hielt ihr Gesicht fest. Erfüllt von plötzlicher Panik, drehte sie sich um und ging mit kontrollierten Schritten davon. Es war jedoch zu spät. Er schnitt ihr den Weg ab und zwang sie, stehenzubleiben oder gegen ihn zu laufen.
Julias Herz klopfte schmerzhaft. Sie hob den Blick und starrte in die außergewöhnlichsten Augen, die sie jemals gesehen hatte: grau wie Kohle und schonungslos intelligent, umrahmt von schwarzen Wimpern, die so lang waren, dass sie sich in den äußeren Augenwinkeln verhedderten.
»Sie kommen mir bekannt vor.« Obwohl seine Stimme nicht so voll klang wie die von Logan Scott, enthielt sie einen angenehmen heiseren Unterton.
»Wirklich?« Julia konnte die Worte kaum über ihre betäubten Lippen bringen. Vielleicht haben Sie mich auf der Bühne gesehen.«
Er starrte sie weiter an, während sie immer nur denken konnte: Du bist mein Mann … mein Mann …
Damon war verwirrt von der jungen Frau, die vor ihm stand. Die Musik und die farbenfrohe Überschwänglichkeit des Balls schienen in den Hintergrund zu treten, als er ihr Gesicht studierte. Er wusste, dass sie niemals miteinander bekanntgemacht worden waren – Gott wusste, dass er eine Frau wie sie niemals vergessen würde –, aber irgendetwas an ihr war beunruhigend vertraut. Sie war schlank und kühl in ihrem hellblauen Kleid, und ihre königliche Haltung verriet keinerlei Unsicherheit. Ihr Gesicht schien eher die Schöpfung eines Künstlers zu sein als einer wirklichen Frau zu gehören, hinreißend mit ihren hohen Wangenknochen über der weich gerundeten Wangen und Kinnpartie. Am bemerkenswertesten waren ihre blaugrünen Augen … sie hätten einem gefallenen Engel gehören können, jungfräulich, sanft und doch leider vertraut mit den bösen Seiten der Welt.
Vielleicht haben Sie mich auf der Bühne gesehen, hatte sie gesagt.
»Ach«, sagte er leise. »Sie müssen Mrs. Wentworth sein.« Sie war viel jünger, als er sich die populäre Schauspielerin vorgestellt hatte, deren Bild überall in England in Zeichnungen, Drucken und Stichen verbreitet wurde. Das Publikum war ebenso verrückt ach ihr wie die Kritiker, die ihre Schönheit und ihr Können lobten. Sie hatte zweifellos Talent, vor allem aber war es ihre Wärme, die das Publikum liebte und durch die sie sofort vertraut und ansprechend wirkte.
Aber dieses Wesen war Welten entfernt von der ätherischen jungen Frau, die jetzt vor ihm stand. Es schien, dass ihr Hals beinahe so schmal war, um das Gewicht der schweren blonden Zöpfe zu tragen, die gedreht und zu einem Knoten im Nacken zusammengesteckt waren. Er war sich nicht bewusst, die Hand nach ihr ausgestreckt zu haben oder dass sie sie ihm bot, aber plötzlich lagen
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