Das Geheimnis der rotgelben Spinne
-Geschwistern überlegen war, beobachteten die beiden von weitem, wie sie sich an den schrägen Wänden entlanghangelte, zum Boden hinunterstieg und wieder hinaufkletterte und jeden Winkel, jedes Eckchen ableuchtete.
Ein entsetzter Schrei ließ Tina und Tobbi zusammenzucken.
„Was ist?“
„Ach, ich bin nur erschrocken. Da ist ein riesiges Spinnennetz mit einer Spinne. Toll, so eine habe ich noch nie gesehen! Das muss eine giftige sein, rotgelb ist sie. Die sieht richtig gefährlich aus!“
„Das muss ich auch sehen!“ Tobbi machte Anstalten Tini zu folgen .
„Ich weiß nicht, ich traue mich nicht“, jammerte Tina. „Ich finde es unheimlich hier drinnen!“
„Tina, sei keine Flasche! Komm, ich leuchte euch und zeige euch, wo ihr bequem runterklettern könnt!“
Unter vielem Ächzen und Stöhnen kletterte Tina hinter Tobbi her in das Innere der Höhle. Sie warf nur einen flüchtigen Blick auf die unheimliche Spinne, die regungslos in ihrem Netz saß und sie aus großen Augen lauernd anstarrte.
„Ob sie uns angreift, wenn wir ihr Netz berühren?“
Tobbi näherte seinen Finger vorsichtig den feinen Fäden.
„Nicht! Die sind schneller, als du denkst!“, warnte Tini. „Außerdem wäre es gemein, wenn wir ihr Netz grundlos zerstören. Was meinst du, was die wohl hier drinnen fängt?“
„Vielleicht verbirgt sich hinter dem dunklen Loch, das sie mit ihrem Netz versperrt, eine weitere Höhle, in der sie unermesslich wertvolle Schätze hortet!“, flüsterte Tobbi geheimnisvoll.
„Also jetzt spinnst du wirklich! Hast du in letzter Zeit zu viele Fantasy-Romane gelesen?“
„Hier riecht’s so komisch!“, sagte Tina angeekelt. „Irgendwie... ich weiß nicht... wie... wie... Nun kommt schon, wir dürfen Anselm nicht warten lassen!“
„Tina kriegt’s mit der Angst! Na schön, gehen wir lieber, ehe sie ohnmächtig wird oder den Höhlenkoller kriegt“, spottete Tobbi , der aber selbst nur zu gern wieder ins Freie wollte.
Der Rückweg ging wesentlich leichter vonstatten. Von unten leuchtend fanden sie eine Stelle, an der sie wie auf Treppenstufen zum Ausgang hinaufklettern konnten. Bald standen sie aufatmend im Sonnenlicht.
„Nehmen wir diesmal den anderen Weg“, schlug Tini vor. „Mal sehen, wo der hinfuhrt!“
Ihre Vermutung war richtig gewesen. Der Pfad führte durch das Dickicht zu einer Stelle, die ebenfalls durch aufgeschichtete Steine versperrt war. Es war schwierig die Mauer zu überwinden. Sie mussten sehr genau aufpassen, dass nicht einer der Steine plötzlich nachgab und sie ins Rutschen kamen oder sie sich Hand oder Fuß einklemmten. Ganz ohne Schrammen und blaue Flecke ging es auch nicht ab.
„Seht euch das an!“, rief Tina überrascht.
Neben der Mauer hing hoch oben an einem Mast eine große, verwitterte Tafel mit der Aufschrift:
Achtung! Steinschlag-Gefahr!
Betreten strengstens verboten!!
„Da könnt ihr nicht rein!“, schnarrte plötzlich eine Stimme hinter ihnen. „Lebensgefahr!“
Die drei fuhren herum.
„Das ist der Kerl, den ich vorhin am Fenster gesehen habe“, flüsterte Tina.
Tobbi und Tini betrachteten den alten Mann mit den zusammengekniffenen wässrigen Augen und der zerlumpten, schmutzigen Kleidung.
„Guten Tag“, sagte Tini höflich. „Machen Sie sich keine Sorgen. Wir haben nicht die Absicht da noch mal... da hineinzuklettern. Ist ja auch viel zu hoch. Was ist denn das eigentlich?“
Der Alte schien keine große Lust zu einer Unterhaltung zu haben. Er musterte sie eine ganze Weile misstrauisch.
„War vor hundert Jahren mal ein Steinbruch“, nuschelte er schließlich widerwillig durch seine Zahnlücken hindurch. „Ist ein verfluchter Ort. Da gehen die Geister der Toten um! Viele Tote, viele Tote...“
„Geister?“, fragte Tini amüsiert. „Im Ernst?“
Die Stimme des Alten wurde drohend.
„Die Rache der Geister ist furchtbar! Sie kommen und töten. Wer sie in der Ruhe stört... Viele Tote, viele Tote! Hat schon manch einer den Verstand verloren, der über die Mauer geklettert ist!“
„Schönen Dank für die Auskunft“, sagte Tobbi höflich. „Wir müssen jetzt weiter. Wir haben es eilig. Auf Wiedersehen!“
Der Alte antwortete nicht. Er schaute ihnen nach, bis sie hinter der nächsten Wegbiegung verschwunden waren.
„Mir scheint, der hat auch den Verstand verloren, als er mal über die Mauer geschaut hat“, meinte Tina, als sie außer Hörweite waren.
„Da könntest du Recht haben. Ich glaube, der ist nicht ganz richtig
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