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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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haben?»
    « Fremde Personen nicht. Nur der junge Mann von Miss Nevill ist vorbeigekommen – hat sich sehr aufgeregt, als sie nicht da war.»
    Japp fragte interessiert: «Wann war das?»
    «Etwas nach zwölf Uhr. Als ich ihm sagte, Miss Nevill sei den ganzen Tag abwesend, machte er einen sehr niedergeschlagenen Eindruck und wollte unbedingt mit Mr Morley sprechen. Ich erklärte, Mr Morley sei bis zum Mittagessen beschäftigt, aber er meinte, das mache nichts, er würde warten.»
    Poirot fragte: «Und hat er gewartet?»
    Plötzliches Erstaunen malte sich in Alfreds Zügen.
    «Oh – daran habe ich überhaupt nicht gedacht! Er ist ins Wartezimmer gegangen, aber später war er nicht mehr da! Wahrscheinlich ist es ihm langweilig geworden, und er hat sich gedacht, er würde noch zurückkommen.»
    Als Alfred das Zimmer verlassen hatte, sagte Japp scharf: «Halten Sie es für klug, diesem Burschen gegenüber die Möglichkeit eines Mordes anzudeuten?»
    Poirot zuckte die Achseln.
    «Ich glaube ja. Es wird für ihn ein Ansporn sein, sich jeder kleinen Einzelheit zu erinnern, die er vielleicht gesehen oder gehört hat, und er wird scharf auf alle Vorgänge im Haus achten.»
    «Trotzdem, wir wollen unseren Verdacht nicht zu früh bekannt werden lassen.»
    « Mon cher, diese Gefahr besteht nicht. Alfred liest Kriminalromane – Alfred ist begeistert von Verbrechen. Was immer Alfred ausplaudern mag, wird man auf das Konto seiner blühenden Phantasie schreiben.»
    «Nun, vielleicht haben Sie Recht, Poirot. Jetzt wollen wir einmal hören, was Reilly zu sagen hat.»
    Mr Reillys Ordinationszimmer und Büro lagen im ersten Stock. Sie waren von gleicher Größe wie die Räume darüber, aber weniger hell und nicht so komplett eingerichtet. Mr Morleys Partner war ein hoch gewachsener junger Mann, dem eine dunkle Haarlocke unordentlich in die Stirn hing. Er besaß eine angenehme Stimme und einen intelligenten Blick.
    «Wir hoffen, Mr Reilly», sagte Japp, nachdem er sich vorgestellt hatte, «dass Sie etwas Licht in diese dunkle Angelegenheit bringen können.»
    «Da hoffen Sie leider vergeblich», antwortete Reilly. «Ich kann nur soviel sagen, dass Henry Morley der letzte Mensch war, der sich das Leben genommen hätte. Ich hätte so etwas tun können – er nicht.»
    «Warum könnten Sie es getan haben?»
    «Weil ich einen Berg von Sorgen habe», erwiderte der andere. «Zunächst einmal Geldsorgen! Mir ist es noch nie gelungen, meine Ausgaben mit meinen Einnahmen in Einklang zu bringen. Aber Morley war ein sorgsamer Mensch. Bei ihm werden Sie keine Schulden finden, keine Geldschwierigkeiten – davon bin ich überzeugt…»
    «Frauengeschichten?», erkundigte sich Japp.
    «Sie meinen, ob Morley welche hatte? Dem armen Teufel hat doch jede Daseinsfreude gefehlt! Stand völlig unter dem Pantoffel seiner Schwester.»
    Japp fragte Reilly nach Einzelheiten über die Patienten, die er am Vormittag empfangen hatte.
    «Oh, ich glaube, die sind alle über jeden Zweifel erhaben. Da war die kleine Betty Heath, ein nettes Kind – ich habe die ganze Familie nach und nach behandelt. Colonel Abercrombie ist ebenfalls ein alter Patient.»
    «Wie steht es mit Mr Howard Raikes?», fragte Japp.
    «Der mir ausgerissen ist? Der war noch nie bei mir. Ich weiß nichts von ihm. Er hat angerufen und wollte ausdrücklich heute Vormittag behandelt werden.»
    «Von wo aus hat er angerufen?»
    «Aus dem Holborn Palace Hotel. Er ist Amerikaner, glaube ich.»
    «Ja, das hat Alfred auch gesagt.»
    «Alfred muss es wissen», sagte Reilly. «Ein Filmnarr, unser Alfred.»
    «Und der andere Patient?»
    «Barnes? Ein komischer, pedantischer kleiner Mann. Pensionierter Beamter. Wohnt draußen in Ealing.»
    Japp machte eine kleine Pause und fragte dann: «Was können Sie uns über Miss Nevill sagen?»
    Reilly machte ein erstauntes Gesicht.
    «Die wunderschöne blonde Sekretärin? Nein – nichts zu machen! Ihre Beziehungen zum alten Morley waren vollständig unschuldig – davon bin ich überzeugt…»
    «Ich habe keineswegs das Gegenteil behauptet», murmelte Japp etwas betreten.
    «Verzeihung», sagte Reilly. «Ich habe eben eine schmutzige Phantasie. Dachte, Sie wollten etwas andeuten in Richtung cherchez la femme.
    Entschuldigen Sie, wenn ich mich Ihrer Sprache bediene», bemerkte er, Poirot zugewendet. «Habe ich nicht eine glänzende Aussprache? Das kommt davon, wenn man von Nonnen erzogen wird.»
    Japp missbilligte seinen leichten Ton. Er fragte: «Wissen Sie

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