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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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erfreulicherweise in recht gutem Zustand.» Aufenthalt an einer verdächtigen Stelle; eine Drehung der Sonde – nein, weiter – falscher Alarm. Jetzt nahm er den Unterkiefer vor. Nummer eins, Nummer zwei – weiter auf Nummer drei? Nein.
    «Der Hund», dachte Poirot mit einem wirren Vergleich, «hat den Hasen gewittert!»
    «Hier ist eine kleine Stelle. Haben Sie da gar keine Schmerzen gehabt? Hm, merkwürdig.» Die Untersuchung ging weiter. Endlich richtete sich Mr Morley befriedigt auf.
    «Alles in allem nichts Ernstes. Bloß zwei Füllungen und eine Spur von Karies an dem einen oberen Backenzahn. Ich glaube, wir können die ganze Arbeit in der heutigen Sitzung erledigen.» Er knipste einen Schalter an, und ein Summen ertönte. Mr Morley nahm den Bohrer vom Haken und setzte mit liebevoller Sorgfalt eine Nadel ein.
    «Sagen Sie, wenn es wehtut», befahl er kurz und machte sich an sein furchtbares Werk.
    Poirot brauchte von dieser Erlaubnis keinen Gebrauch zu machen; er brauchte nicht die Hand zu heben, zusammenzuzucken oder gar zu brüllen. Genau im richtigen Augenblick hielt Mr Morley den Bohrer an, erteilte kurz den Befehl «ausspülen», tupfte etwas auf den Zahn, wählte eine neue Nadel und bohrte weiter. Die Folter der Bohrmaschine bestand mehr in der Furcht als im Schmerz. Während Mr Morley die Füllung vorbereitete, wurde das Gespräch aufgenommen.
    «Muss heute alles selbst machen», erklärte er. «Miss Nevill ist abberufen worden. Sie erinnern sich doch an Miss Nevill?»
    Poirot bejahte die Frage heuchlerisch.
    «Musste zu einer kranken Verwandten aufs Land fahren. Solche Sachen passieren immer, wenn gerade viel zu tun ist. Ich bin heute Morgen schon im Rückstand. Der Patient vor Ihnen hat sich verspätet. Sehr unangenehm, wenn so etwas vorkommt. Wirft den ganzen Terminplan um. Dann muss ich noch eine Patientin einschieben, weil sie Schmerzen hat. Für solche Fälle reserviere ich am Vormittag immer eine Extra-Viertelstunde. Immerhin, es verstärkt den Andrang.»
    Mr Morley guckte prüfend in seinen kleinen Mörser. Dann nahm er das Gespräch wieder auf.
    «Ich werde Ihnen sagen, was ich immer beobachtet habe, Mr Poirot. Die großen Leute, die bedeutenden Leute, halten sich immer genau an die Zeit – lassen einen niemals warten. Fürstlichkeiten zum Beispiel. Äußerst pünktlich. Und mit den großen Geschäftsleuten ist es ebenso. Gerade heute Vormittag kommt ein sehr wichtiger Mann zu mir – Alistair Blunt!»
    Mr Morley betonte den Namen mit triumphierendem Klang.
    Poirot, der durch mehrere Watteröllchen und ein unter seiner Zunge glucksendes Glasröhrchen am Sprechen gehindert war, gab ein unbestimmtes Geräusch von sich.
    Alistair Blunt! Solche Namen waren es, die einen heutzutage erschauern ließen! Nicht Herzöge, Grafen oder Ministerpräsidenten – nein, Alistair Blunt. Ein Mann, dessen Gesicht dem großen Publikum fast unbekannt war, dessen Name nur in einer gelegentlichen kleinen Zeitungsnotiz auftauchte. Keineswegs eine auffallende Erscheinung. Bloß ein stiller, äußerlich durch nichts bemerkenswerter Engländer, der an der Spitze der größten englischen Bankfirma stand.
    Ein Mann von ungeheurem Reichtum, ein Mann, dessen Wort Regierungen bildete und stürzte und der doch nur ein ruhiges, bescheidenes Leben führte, der niemals öffentlich auftrat oder Reden hielt. Und doch ein Mann, in dessen Händen höchste Macht lag…
    Mr Morleys Stimme klang immer noch ehrfürchtig, als er sich über Poirot beugte und die Füllung in den Zahn presste.
    «Kommt zu seinen Sitzungen immer pünktlich auf die Minute. Schickt seinen Wagen oft weg und geht zu Fuß ins Büro zurück. Netter, stiller, anspruchsloser Mensch. Spielt gern Golf und interessiert sich sehr für seinen Garten. Man käme nie auf die Idee, dass der Mann halb Europa aufkaufen könnte, ein ganz einfacher Mensch wie Sie und ich.»
    Bei dieser unüberlegten Personenverbindung stieg ein plötzlicher Groll in Poirot auf. Zugegeben, Mr Morley war ein guter Zahnarzt; aber es gab noch andere gute Zahnärzte in London. Es gab jedoch nur einen Hercule Poirot.
    «Bitte spülen», gebot Mr Morley. Kritisch schaute er seinem Patienten in den Mund.
    «So, das scheint in Ordnung zu sein. Schließen Sie bitte den Mund – langsam. Geht es ganz bequem? Sie spüren die Füllung gar nicht? Bitte nochmals öffnen. Nein, das scheint ganz in Ordnung.»
    Das Tischchen schwang zurück, der Sessel drehte sich. Hercule Poirot kletterte herab, ein freier

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