Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
würde.
    « Eh bien? » , fragte er, als George: «Einen Augenblick» murmelte und den Hörer senkte.
    «Es ist Chefinspektor Japp.»
    «Aha!» Poirot hob den Hörer ans Ohr. « Eh bien, mon vieux » , sagte er. «Wie geht es?»
    «Sind Sie es, Poirot?»
    «Natürlich.»
    «Ich höre, Sie sind heute früh beim Zahnarzt gewesen? Stimmt das?»
    «Scotland Yard erfährt alles», murmelte Poirot.
    «Bei einem gewissen Morley, Queen Charlotte Street 58?»
    «Ja.» Poirots Stimme hatte sich verändert. «Warum?»
    «Es war ein richtiger Besuch beim Zahnarzt, ja? Ich meine – Sie sind nicht hingegangen, um etwas herauszukriegen oder so?», fuhr Chefinspektor Japp fort.
    «Keineswegs. Wenn Sie es genau wissen wollen: Er hat mir drei Füllungen gemacht», antwortete Poirot.
    «Was für einen Eindruck haben Sie von ihm gehabt? Hat er sich so benommen wie immer?»
    «Doch, das möchte ich eigentlich behaupten. Warum?»
    Japps Stimme war von berufsmäßiger Kühle.
    «Weil er sich kurz darauf erschossen hat.»
    «Was?»
    Japp fragte scharf: «Das überrascht Sie?»
    «Offen gestanden: ja.»
    «Ich sehe in der Sache nicht ganz klar», sagte Japp. «Würde gern mit Ihnen darüber sprechen. Sie können wohl nicht vorbeikommen, oder?»
    «Wo sind Sie denn?»
    «In der Queen Charlotte Street.»
    «Ich komme sofort!», erwiderte Poirot.
     
    Die Haustür von Nummer 58 wurde von einem Polizisten geöffnet. Er fragte respektvoll: «M. Poirot?»
    «Jawohl!»
    «Der Chefinspektor ist oben im zweiten Stock. Sie wissen, wo?»
    «Ich war heute Vormittag da.»
    Drei Männer befanden sich im Zimmer. Japp schaute auf, als Poirot hereinkam.
    «Freue mich, Sie zu sehen, Poirot. Wir wollen ihn gerade abtransportieren. Möchten Sie ihn vorher sehen?»
    Ein Mann mit einer Kamera, der neben der Leiche gekniet hatte, stand auf. Poirot trat vor. Die Leiche lag in der Nähe des Kamins. Mr Morley sah im Tod fast so aus, wie er im Leben ausgesehen hatte. Knapp unter seiner rechten Schläfe saß ein kleines, geschwärztes Loch. Eine kleine Pistole lag neben seiner ausgestreckten Hand auf dem Fußboden.
    Poirot schüttelte langsam den Kopf.
    Japp sagte: «Also gut, Sie können ihn jetzt fortschaffen.»
    Mr Morley wurde hinausgetragen. Japp und Poirot blieben allein.
    Poirot setzte sich und sagte: «Erzählen Sie.»
    Japps Gesicht war sehr nachdenklich.
    «Es ist möglich, dass er sich erschossen hat. Es ist sogar wahrscheinlich. Auf der Waffe sind nur seine eigenen Fingerabdrücke. Aber ganz überzeugt bin ich nicht.»
    «Was spricht Ihrer Auffassung nach dagegen?»
    «Also, zunächst einmal sehe ich keinen Grund für einen Selbstmord. Morley war gesund, er hat gut verdient, und niemand weiß etwas von Sorgen, die er gehabt haben könnte. Er war auch in keine Weibergeschichte verwickelt.» Japp verbesserte sich vorsichtig: «Wenigstens soweit wir wissen. Er war nicht trübsinnig oder bedrückt oder anders als sonst. Das ist einer der Gründe, weswegen mir daran liegt, Ihre Meinung zu hören. Sie haben ihn heute früh gesehen, und ich würde gern wissen, ob Ihnen etwas Besonderes aufgefallen ist.»
    Poirot schüttelte den Kopf.
    «Gar nichts. Er war – wie soll ich sagen – die Normalität in Person.»
    «Das lässt die Sache in einem merkwürdigen Licht erscheinen, nicht wahr? Jedenfalls würde man nicht annehmen, dass jemand sich sozusagen mitten in der Geschäftszeit erschießt. Warum hat er nicht bis heute Abend gewartet? Das wäre das Natürliche gewesen.»
    Poirot pflichtete ihm bei.
    «Wann hat sich die Tragödie ereignet?»
    «Schwer zu sagen. Anscheinend hat niemand den Schuss gehört. Aber das war auch nicht gut möglich. Zwischen diesem Zimmer und dem Korridor liegen zwei Türen, die beide mit Filz abgedichtet sind.»
    «Wann ist er aufgefunden worden?»
    «Ungefähr um halb zwei – durch den Boy Alfred Biggs. Kein großes Kirchenlicht, in keiner Beziehung. Anscheinend hat die Patientin, die für halb ein Uhr bestellt war, Krach geschlagen, weil sie so lange warten musste. Etwa um ein Uhr zehn ist der Boy heraufgekommen und hat geklopft. Er bekam keine Antwort und wagte offenbar nicht, hineinzugehen. Morley hatte ihn schon ein paarmal angeschnauzt, und er hatte Angst, wieder etwas verkehrt zu machen. So ging er wieder hinunter, und die Patientin hat um ein Uhr fünfzehn wutschnaubend das Haus verlassen. Ich kann es ihr nicht verübeln. Man hatte sie fast eine Stunde warten lassen, und sie wollte zu Mittag essen.»
    «Wer war die

Weitere Kostenlose Bücher