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Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Das Geheimnis der Schnallenschuhe

Titel: Das Geheimnis der Schnallenschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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dass er sie nun jedes Wochenende zum Abendessen einladen muss, ist albern! Sie ist doch nur eine Cousine zweiten Grades oder so etwas. Ich bin der Meinung, dass Alistair nicht ausgenützt werden sollte!»
    «In ihrer Art ist sie stolz», sagte Jane. «Sie arbeitet viel im Garten.»
    «Das zeigt, dass sie die richtige Auffassung von ihrer Stellung hat», erklärte Mrs Olivera zufrieden. «Die Schotten sind sehr selbständig und werden deshalb auch geachtet.» Sie machte es sich auf dem Sofa bequem und fuhr fort, ohne von Poirot Notiz zu nehmen: «Bring mir doch einmal die Low Down Review, Liebes. Es steht etwas drin über Lois von Schuyler und ihren marokkanischen Führer – das möchte ich lesen.»
    Alistair Blunt erschien in der Tür: «Wenn Sie jetzt bitte in mein Zimmer kommen würden, M. Poirot!», sagte er.
    Es war ein gemütliches Zimmer mit tiefen Sesseln und Diwans; angenehme Unordnung herrschte, die es um so wohnlicher erscheinen ließ. Selbstverständlich hätte Hercule Poirot eine größere Symmetrie vorgezogen.
    Blunt bot seinem Gast eine Zigarette an, entzündete seine Pfeife und kam ohne Umschweife zum Thema.
    «Da sind noch verschiedene Dinge, über die ich mir den Kopf zerbreche. Ich meine natürlich den Fall Sainsbury Seale. Aus Gründen, die ich nicht kenne, die aber zweifellos gerechtfertigt sind, haben die Behörden die Jagd abgeblasen. Ich weiß nicht genau, wer Albert Chapman ist und was er treibt – aber jedenfalls scheint seine Tätigkeit ziemlich wichtig zu sein und zu den Dingen zu gehören, die den Betreffenden leicht in eine schwierige Lage bringen können. Die näheren Umstände sind mir unbekannt, aber der Premierminister hat mir angedeutet, dass die Öffentlichkeit nichts über die Sache erfahren darf und dass es umso besser ist, je rascher der Fall aus dem Gedächtnis des Publikums verschwindet. Das alles finde ich vollkommen in Ordnung. Die Behörden nehmen nun einmal diesen Standpunkt ein, und sie wissen, was notwendig ist. Infolgedessen sind der Polizei die Hände gebunden.»
    Er beugte sich vor.
    «Aber ich möchte die Wahrheit wissen, M. Poirot. Und Sie sind der Mann, der die Wahrheit für mich ergründen kann. Sie sind durch keine offiziellen Rücksichten behindert.»
    «Was wünschen Sie, dass ich tun soll, Mr Blunt?»
    «Ich wünsche, dass Sie diese Frau finden – Sainsbury Seale.»
    «Lebend oder tot?»
    Blunt erhob erstaunt die Augenbrauen.
    «Sie halten es für möglich, dass sie tot ist?»
    Hercule Poirot schwieg einige Augenblicke, dann sagte er langsam und mit Nachdruck: «Wenn Sie meine Meinung hören wollen: Ja, ich glaube, dass sie tot ist.»
    «Warum nehmen Sie das an?»
    Hercule Poirot lächelte leicht.
    «Es wird Ihnen albern vorkommen: Weil ich ein Paar ungetragene Strümpfe meiner Schublade gefunden habe.»
    Alistair Blunt starrte ihn verwundert an.
    «Sie sind ein seltsamer Mensch, M. Poirot.»
    «Ich bin sehr seltsam. Das heißt, ich bin ordentlich, methodisch und logisch, und ich liebe es nicht, Tatsachen zu verdrehen, um eine Theorie zu stützen – das ist, wie ich leider feststellen muss, wirklich ungewöhnlich…»
    Alistair Blunt sagte: «Ich habe mir die ganze Sache durch den Kopf gehen lassen – brauche immer eine Weile, bis ich etwas durchdacht habe. Und diese Geschichte ist so verdammt sonderbar! Ich meine – erst erschießt sich dieser Zahnarzt, dann wird diese Mrs Chapman mit zerschmettertem Gesicht in ihre eigene Pelztruhe gesteckt… Widerlich! Verdammt widerlich! Ich kann mir nicht helfen, aber es muss doch etwas dahinterstecken.»
    Poirot nickte.
    Blunt fuhr fort: «Und wissen Sie: Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass die Seale meiner Frau nie begegnet ist. Das war einfach ein Vorwand, um mich anzusprechen. Aber wozu? Was hat sie davon gehabt? Ich meine – was hatte sie davon, außer einem kleinen Geldbetrag? Trotzdem habe ich das Gefühl, als sei das Zusammentreffen mit mir bewusst herbeigeführt worden. Es hat so verdächtig gut geklappt! Aber warum? Das frage ich mich immerzu: warum?»
    «Ja, das ist tatsächlich die Hauptfrage: warum? Ich habe mich das auch gefragt – und ich kann es nicht verstehen.»
    «Sie machen sich gar keine bestimmten Ideen über die Sache?»
    Poirot schüttelte den Kopf.
    «Meine Ideen sind im höchsten Maße kindisch. Ich sage mir, es sei vielleicht eine List gewesen, um jemanden auf Ihre Person aufmerksam zu machen – um sozusagen mit dem Finger auf Sie zu weisen. Aber auch das ist

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